Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Zehn Pfarrstellen fallen Rotstift zum Opfer
Frühjahrssynode des Evangelischen Kirchenbezirks Ravensburg beschließt Pfarrplan 2030
WEINGARTEN (bawa) - Die Frühjahrssynode des evangelischen Kirchenbezirks hat bei ihrer Sitzung im Kultur- und Kongresszentrum Weingarten dem Pfarrplan 2030 zugestimmt. Den Vorgaben des Oberkirchenrats entsprechend, werden von 37,75 Pfarrstellen zehn gestrichen, das heißt, sie müssen bis spätestens 31. Dezember 2030 geräumt werden. Vorher aber diskutierten die 94 anwesenden Synodalen engagiert und kontrovers unter Leitung von Dekan Martin Hauff und Co-Dekan Reimar Krauß die Beschlussvorlage. Verabschiedet wurde ebenfalls das bezirkliche Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt.
Bereits im November 2022 war eine Pfarrplan-Sonderkommission eingesetzt worden, die in zwölf Sitzungen über mögliche Streichungen und spätere Kooperationsräume im Kirchenbezirk beriet. Dass dabei schmerzhafte Eingriffe in das kirchliche Leben nicht ausbleiben würden, betonte Dekan Hauff immer wieder bei den drei Informationsabenden in den Distrikten Allgäu, Bodensee und Schussental.
Pfarrer Stephan Günzler erinnerte in seiner Andacht an den 500. Geburtstag des evangelischen Gesangbuchs. „Es stiftet Zusammengehörigkeit und Gemeinde. Singen baut Brücken über Zeiten, Kirchen und Konfessionen hinweg.“Diese zuversichtlichen Worte waren wohl gewählt, denn den Wegfall von Pfarrstellen werden einige Gemeinden vielleicht auch als ungerecht und wenig gemeinschaftsfördernd empfinden. Bedenken wurden geäußert, ob manche reduzierte Pfarrstelle überhaupt noch besetzbar, ob Gemeindeleben überhaupt noch möglich sein werde.
Dekan Hauff merkte dazu an: „Es gibt keine Gewinner und keine Verlierer. Alle sind betroffen.“Wie die Zukunft mit einer geschrumpften Pfarrerschaft in größeren Kooperationsräumen gestaltet werden kann, wie regiolokales Denken funktioniert, wie kreative Konzepte aussehen sollen – dies alles zu eruieren, sei jetzt Aufgabe von Bezirk, Gemeinden und Pfarrern. Dass diese neue Zeit nicht nur negativ gesehen werden muss, sondern auch Freiräume schaffen kann, merkte die junge Pfarrerin Sylvia Nölke aus Oberteuringen an. Sie empfahl einen Blick auf die Nordkirche, die einfallsreich und mutig Gemeinde lebe – auch mit weniger Ressourcen als hierzulande.
Ein weiterer Punkt war die Verabschiedung des Schutzkonzepts gegen sexualisierte Gewalt, das von Co-Dekan Krauß vorgestellt wurde. Es gibt den Gemeinden Leitlinien an die Hand, um das Schutzkonzept in verschiedenen Gruppen und Gremien umzusetzen.