Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Wenn beide Teams feiern
SG Ailingen-Kluftern ist trotz der Niederlage gegen den TSV Lindau zufrieden
AILINGEN - Die erste Männermannschaft der SG Ailingen-Kluftern hat sich im Derby der HandballBezirksklasse dem TSV Lindau geschlagen geben müssen. 30:29 (16:17) hieß es nach 60 ausgeglichenen Minuten für die Gäste aus Bayern. Hinterher feierten allerdings beide Teams.
Es gibt Tage, da passieren auch im Amateursport kuriose Dinge. So wie am Samstagabend in der Ailinger Sporthalle. Die Schlusssirene ertönte, beide Teams klatschten miteinander ab und bedankten sich bei ihren Fans. So weit, so gut – nichts Außergewöhnliches. Dass der TSV Lindau anschließend im Kreis zusammenkam und ein „Aus-, Aus-, Auswärtssieg!“anstimmte, war abzusehen. Selbst das gehört beim Handball dazu, wie ein gemeinsames Bierchen. Das gönnten sich beide Mannschaften in den Katakomben in ihren nebeneinander liegenden Kabinen. Dass dann allerdings recht lauter Gesang aus der Umkleide der SG Ailingen-Kluftern zu hören war, verwunderte. Denn auch ein Lindauer stellte irritiert fest: „Die feiern ja?!“. Irritiert deshalb, weil ja der TSV gewonnen hatte – und zwar mit 30:29. In diesem Moment öffnete sich die Kabinentür der Hausherren und Trainer Hermann-Josef Altwicker erschien zum Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“. Von Enttäuschung auch bei ihm keine Spur, als er zu Protokoll gab: „Das war genau die Leistung, die wir brauchen, um die restlichen Spiele entsprechend angehen zu können. Ich bin nicht enttäuscht, da das Spiel auch anders hätte ausgehen können. Ein Punkt wäre schön gewesen. Aber auf diesem Auftritt lässt sich aufbauen.“
Kaum waren diese Worte ausgesprochen, ertönte schon wieder laute Musik und entsprechender Gesang. Selten hatte man wohl in
Ailingen einen so zufriedenen Verlierer gesehen. Der hatte es dem nunmehr seit Anfang November 2023 ungeschlagenen Tabellendritten von Beginn an recht schwer gemacht. Die Mannschaft von Coach Norbert Knechtel konnte sich eigentlich nie so richtig absetzen, weil die vom Abstieg bedrohte SG dranblieb und stets passende Antworten fand. Zudem nahm der Außenseiter Lindaus Rückraumshooter Robert Broszio fast das komplette Spiel an die kurze Leine.
Über die Stationen 3:3 (6.) und 8:8 (15.) blieb das Derby umkämpft. Eines, das mit 20-minütiger Verspätung begann. Die Teams waren aufgewärmt, das Kampfgericht hatte Platz genommen und die Anhänger beider Lager stimmten sich ein. Aber es fehlte zunächst ein Schiedsrichter. Kurzerhand sprang Hubert
Baur, der für den SV Tannau pfeift, in die Bresche.
In der Schlussphase waren die TSV-Handballer etwas effektiver und leisteten sich weniger technische Fehler. Aber richtig davonziehen konnten sie nicht. Ailingen-Kluftern ließ sich einfach nicht abschütteln. Bis, ja bis Simon Stausberg in der 57. und 59. Minute mit zwei Treffern in Serie auf 30:28 stellte. So reichte es für das sich nie aufgebende Kellerkind nur noch zum 29:30-Anschlusstreffer mit dem Abpfiff durch Michael Selegrad.
„Wir wussten, dass es hier in Ailingen schwer wird. Wir haben im Angriff die Lücken und unsere Chancen nicht genutzt und hinten zu leichte Tore bekommen. Vor zwei oder drei Jahren hätten wir das so nicht gewonnen. Wir sind glücklich, dass wir das geschafft und keine Verletzten haben“, sagte Knechtel. „Mund abputzen, weiter geht’s.“Und zwar zu Hause mit dem Topspiel gegen den zweitplatzierten TSV Blaustein II (Samstag, 20 Uhr). Ailingen-Kluftern, Vorletzter der Bezirksklasse, hat zeitgleich den Drittletzten HCL Vogt zu Gast.
Handball-Bezirksklasse: SG Ailingen-Kluftern – TSV Lindau 29:30 (17:16). – Schiedsrichter: Hubert Baur (SV Tannau) – SG: Klose, Delfs (1), (beide Tor); Selegrad (6 Tore, 4 Siebenmeter/3 Tore), Huber (8), Kuzma (6), Bissinger (3), Bauer (2), Eisenbraun (1), Schube (1), D. P. Hildebrand (1), Müller, K. Wallkum – TSV: Weiher (1), Brombeis, Steppan (alle Tor); Gauger (8), Stausberg (7), Haller (6, 2/2), Wiedrich (4), Miranda Bernado (2), Bräu (1), Broszio (1), Hadrich, Sechser, Grübel.