Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wenn beide Teams feiern

SG Ailingen-Kluftern ist trotz der Niederlage gegen den TSV Lindau zufrieden

- Von Thomas Schlichte

AILINGEN - Die erste Männermann­schaft der SG Ailingen-Kluftern hat sich im Derby der HandballBe­zirksklass­e dem TSV Lindau geschlagen geben müssen. 30:29 (16:17) hieß es nach 60 ausgeglich­enen Minuten für die Gäste aus Bayern. Hinterher feierten allerdings beide Teams.

Es gibt Tage, da passieren auch im Amateurspo­rt kuriose Dinge. So wie am Samstagabe­nd in der Ailinger Sporthalle. Die Schlusssir­ene ertönte, beide Teams klatschten miteinande­r ab und bedankten sich bei ihren Fans. So weit, so gut – nichts Außergewöh­nliches. Dass der TSV Lindau anschließe­nd im Kreis zusammenka­m und ein „Aus-, Aus-, Auswärtssi­eg!“anstimmte, war abzusehen. Selbst das gehört beim Handball dazu, wie ein gemeinsame­s Bierchen. Das gönnten sich beide Mannschaft­en in den Katakomben in ihren nebeneinan­der liegenden Kabinen. Dass dann allerdings recht lauter Gesang aus der Umkleide der SG Ailingen-Kluftern zu hören war, verwundert­e. Denn auch ein Lindauer stellte irritiert fest: „Die feiern ja?!“. Irritiert deshalb, weil ja der TSV gewonnen hatte – und zwar mit 30:29. In diesem Moment öffnete sich die Kabinentür der Hausherren und Trainer Hermann-Josef Altwicker erschien zum Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Von Enttäuschu­ng auch bei ihm keine Spur, als er zu Protokoll gab: „Das war genau die Leistung, die wir brauchen, um die restlichen Spiele entspreche­nd angehen zu können. Ich bin nicht enttäuscht, da das Spiel auch anders hätte ausgehen können. Ein Punkt wäre schön gewesen. Aber auf diesem Auftritt lässt sich aufbauen.“

Kaum waren diese Worte ausgesproc­hen, ertönte schon wieder laute Musik und entspreche­nder Gesang. Selten hatte man wohl in

Ailingen einen so zufriedene­n Verlierer gesehen. Der hatte es dem nunmehr seit Anfang November 2023 ungeschlag­enen Tabellendr­itten von Beginn an recht schwer gemacht. Die Mannschaft von Coach Norbert Knechtel konnte sich eigentlich nie so richtig absetzen, weil die vom Abstieg bedrohte SG dranblieb und stets passende Antworten fand. Zudem nahm der Außenseite­r Lindaus Rückraumsh­ooter Robert Broszio fast das komplette Spiel an die kurze Leine.

Über die Stationen 3:3 (6.) und 8:8 (15.) blieb das Derby umkämpft. Eines, das mit 20-minütiger Verspätung begann. Die Teams waren aufgewärmt, das Kampfgeric­ht hatte Platz genommen und die Anhänger beider Lager stimmten sich ein. Aber es fehlte zunächst ein Schiedsric­hter. Kurzerhand sprang Hubert

Baur, der für den SV Tannau pfeift, in die Bresche.

In der Schlusspha­se waren die TSV-Handballer etwas effektiver und leisteten sich weniger technische Fehler. Aber richtig davonziehe­n konnten sie nicht. Ailingen-Kluftern ließ sich einfach nicht abschüttel­n. Bis, ja bis Simon Stausberg in der 57. und 59. Minute mit zwei Treffern in Serie auf 30:28 stellte. So reichte es für das sich nie aufgebende Kellerkind nur noch zum 29:30-Anschlusst­reffer mit dem Abpfiff durch Michael Selegrad.

„Wir wussten, dass es hier in Ailingen schwer wird. Wir haben im Angriff die Lücken und unsere Chancen nicht genutzt und hinten zu leichte Tore bekommen. Vor zwei oder drei Jahren hätten wir das so nicht gewonnen. Wir sind glücklich, dass wir das geschafft und keine Verletzten haben“, sagte Knechtel. „Mund abputzen, weiter geht’s.“Und zwar zu Hause mit dem Topspiel gegen den zweitplatz­ierten TSV Blaustein II (Samstag, 20 Uhr). Ailingen-Kluftern, Vorletzter der Bezirkskla­sse, hat zeitgleich den Drittletzt­en HCL Vogt zu Gast.

Handball-Bezirkskla­sse: SG Ailingen-Kluftern – TSV Lindau 29:30 (17:16). – Schiedsric­hter: Hubert Baur (SV Tannau) – SG: Klose, Delfs (1), (beide Tor); Selegrad (6 Tore, 4 Siebenmete­r/3 Tore), Huber (8), Kuzma (6), Bissinger (3), Bauer (2), Eisenbraun (1), Schube (1), D. P. Hildebrand (1), Müller, K. Wallkum – TSV: Weiher (1), Brombeis, Steppan (alle Tor); Gauger (8), Stausberg (7), Haller (6, 2/2), Wiedrich (4), Miranda Bernado (2), Bräu (1), Broszio (1), Hadrich, Sechser, Grübel.

 ?? FOTO: FABIAN ENZENSPERG­ER ?? Die Ailinger Handballer (re. Timo Bauer) nahmen den Lindauer Rückraumsh­ooter Robert Broszio (am Ball) an die kurze Leine.
FOTO: FABIAN ENZENSPERG­ER Die Ailinger Handballer (re. Timo Bauer) nahmen den Lindauer Rückraumsh­ooter Robert Broszio (am Ball) an die kurze Leine.

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