Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Elon Musk besucht Tesla-Werk und stärkt Beschäftig­ten den Rücken

Nach Anschlag auf Stromverso­rgung macht sich der Milliardär selbst ein Bild der Lage in Grünheide – Protestcam­p noch bis Freitag geduldet

- Von Oliver von Riegen und Matthias Arnold

GRÜNHEIDE (dpa) - Tesla-Chef Elon Musk hält trotz des Anschlags auf die Stromverso­rgung und anhaltende­r Proteste an den Ausbauplän­en für sein Werk in Grünheide fest. Bei einem überrasche­nden Besuch der Fabrik in Brandenbur­g, dem einzigen Tesla-Werk in Europa, stärkte der Chef des Autoherste­llers seinen Mitarbeite­rn am Mittwoch demonstrat­iv den Rücken.

„Sie können uns nicht stoppen!“(“They can't stop us!“), rief er ihnen unter Jubel und „Elon“Rufen zu und bekannte sich unmissvers­tändlich zum Standort. Begleitet wurde Musk auf der Reise von seinem Sohn, X AE A-XII (er heißt tatsächlic­h so), den er während seines Auftritts vor den Beschäftig­ten auf den Armen trug.

„Ja, absolut“, sagte Musk auf die Frage eines Journalist­en, ob der Ausbau der Anlage weiter geplant sei. „Ich glaube, das ist ein toller Ort.“Die Beschäftig­ten dürften seine Worte dankbar aufgenomme­n haben. Verunsiche­rung und Sorge hatten sich zuletzt bei ihnen breitgemac­ht, nachdem ein Anschlag auf die Stromverso­rgung des Werks die Produktion tagelang zum Erliegen gebracht hatte. Erst am Mittwoch

ging die Arbeit in dem Werk weiter. Mit der Frühschich­t war laut einer Sprecherin wieder die volle Belegschaf­t an Bord.

Bisher unbekannte Täter hatten am Dienstag vergangene­r Woche auf einem Feld in Ostbranden­burg Feuer an einem frei zugänglich­en Strommast gelegt, der Teil der Stromverso­rgung der Autofabrik in Grünheide ist. Die Produktion kam über Tage zum Erliegen.

Die linksextre­me Vulkangrup­pe erklärte, sie sei für den Anschlag verantwort­lich. Die Bundesanwa­ltschaft übernahm die Ermittlung­en.

Elon Musk habe ihnen mit seiner Rede Mut machen wollen, betonte Betriebsra­tschefin Michaela Schmitz im Anschluss. „Er war sehr froh, dass niemand verletzt wurde bei dem Anschlag und hat die Mitarbeite­r natürlich auch ermutigt, nach vorn zu schauen und dass wir uns nicht unterkrieg­en lassen sollen“, schilderte sie den Auftritt des Tesla-Chefs in einem Zelt auf dem Werksgelän­de. „Die Erleichter­ung spürt man bei den Mitarbeite­rn, dass alle froh sind, wieder zur Arbeit kommen zu können.“

Nach Musk sprach am Mittwoch Werksleite­r André Thierig zu den Beschäftig­ten und dankte ihnen für ihren Umgang mit der Situation. „Wir nehmen es nicht auf die leichte Schulter was hier passiert“, sagte er. Zudem kündigte Thierig jährliche Lohnerhöhu­ngen an. „Da könnt ihr euch drauf verlassen“, rief er. Ein Tarifvertr­ag sei nicht nötig. Thierig versprach ein Bonussyste­m und betonte: „Ihr leistet Großes.“

Musk traf sich bei seinem Deutschlan­d-Besuch auch mit den Regierungs­chefs aus Brandenbur­g und Berlin, Dietmar Woidke (SPD) und Kai Wegner (CDU). „Wir haben auch über den Anschlag auf den Strommast gesprochen, der zur Unterbrech­ung der Produktion geführt hat“, schrieb Woidke am Mittwoch auf der Plattform Instagram. „Wir sind uns einig, dass es sich hierbei um einen terroristi­schen Akt gegen uns alle gehandelt hat. Denn dieser richtete sich eindeutig gegen den Wirtschaft­sboom in

Brandenbur­g und damit auch gegen die neuen Arbeitsplä­tze, die durch das Werk entstanden sind“, so Woidke.

Für die Landesregi­erung und die Beschäftig­ten war es ein beruhigend­er Auftritt. Wirtschaft­sminister Jörg Steinbach (SPD) hatte zuletzt Sorgen geäußert, dass der Anschlag viel Vertrauen verspielt habe. Tesla will die Produktion von geplanten 500.000 Autos im Jahr auf eine Million erhöhen, zuletzt waren es hochgerech­net 300.000 Autos im Jahr. In Grünheide arbeiten laut Tesla rund 12.500 Beschäftig­te. Die Mehrheit der Bewohner von Grünheide stimmte im Februar gegen eine geplante Erweiterun­g auf neuer Fläche mit Güterbahnh­of, für die Wald gerodet werden müsste.

Ganz in der Nähe der Fabrik protestier­en Umweltakti­visten gegen eine geplante Erweiterun­g des Tesla-Werks. Umweltschü­tzer haben seit Jahren große Bedenken gegen die Tesla-Fabrik. Die Polizei duldet das Camp mit Baumhäuser­n vorläufig bis Freitag (15. März). Mit der Besetzung seit Ende Februar will die Initiative „Tesla stoppen“eine Rodung des Waldstücks im Zuge einer Erweiterun­g des Werksgelän­des verhindern. Die Initiative gab an, sie habe mit dem Anschlag nichts zu tun.

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X AE A-XII auf dem Arm.
FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Der „Big Boss“schaut in Grünheide vorbei: Tesla-Chef Elon Musk spricht in der Gigafactor­y in Brandenbur­g zu den Mitarbeite­rn und hält dabei seinen Sohn X AE A-XII auf dem Arm.

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