Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Neu zusammen – und sofort unter Druck
Die Häflerin Julia Sude und ihre neue Partnerin Lea Sophie Kunst „müssen liefern“
FRIEDRICHSHAFEN - Julia Sude kann es nun endlich vermelden: Lea Sophie Kunst heißt ihre neue Partnerin, mit der die Häflerin ab April auf World Beach Pro Tour gehen wird. Die Jugend der 22Jährigen aus Varel sowie die „ewige Jugend“der besten Beachvolleyballerin hierzulande, wie die 36-jährige Sude mit einem Augenzwinkern anmerkt, soll die perfekte Lösung darstellen und das Duo im Idealfall noch zu den Olympischen Sommerspielen in Paris befördern. Sude hatte sich im Spätherbst von Isabel Schneider getrennt, Kunst spielte seit 2022 an der Seite von Leonie Körtzinger, mit der sie bei der deutschen Meisterschaft in Timmendorfer Strand Platz vier erreichte.
„Ich hatte mich im Oktober an der Uni eingeschrieben und schon andere Volleyballpläne geschmiedet. Ich wollte mich nicht auf andere verlassen, da habe ich auch schlechte Erfahrungen gemacht“, so die gebürtige Gießenerin, die aber noch im Dezember Gespräche mit Kunst geführt und im Januar mit der ehemaligen U18-Europameisterin in Stuttgart am Olympiastützpunkt trainiert habe. Nur wenige Wochen nachdem sie sich für die Finalstation des Turnierformats „King of the Court“in Doha, wo sich Julia Sude mit ihrer US-amerikanischen Partnerin Corinne Quiggle (26) ins Finale spielte, qualifizierte.
Kunst sei ihr nicht unbekannt gewesen, „man kennt sich natürlich und schaut auch bei Spielen wie bei der DM genauer hin. Man könnte ja aufeinandertreffen“, sagt Sude, die ehemalige U20-Europaund U21-Vizeweltmeisterin sowie EM-Dritte von 2021, die in Kunst eine Abwehrspielerin gefunden hat, die mit 1,86 Meter Größe noch einen Zentimeter größer ist als sie selbst. Was im Hause Sude für Erheiterung sorgte: Kunst spielte zunächst Tennis, bevor sie durch ihre Mutter und Schwester zum Volleyball kam und ihre Karriere beim Vareler TB begann. Im Alter von elf Jahren spielte sie ihr erstes Beachvolleyballturnier. „Mein Bruder Jakob spielt bekanntlich Tennis, und auch mein Vater hat sich entschieden, in dieser Saison für Ailingen in der Liga anzutreten und nebenher an Turnieren teilzunehmen.“
Vater und Volleyballlegende Burkhard Sude, der weiterhin als Coach und Berater zur Verfügung steht, äußerte sich positiv über die neue Partnerin der Tochter, ansonsten wäre Kunst wohl auch kaum infrage gekommen. „Die Tennisspieler und -spielerinnen haben ihre ganz eigene Sprache, auch Lea kommt schnell auf den Punkt, das liegt mir“, meint die dreifache deutsche Meisterin und Olympiateilnehmerin von Tokio sowie ehemalige Militär-Weltmeisterin,
die eine gewisse Kaltschnäuzigkeit und Schlagfertigkeit der 22-Jährigen sowie ihre eigene langjährige Erfahrung als „optimale Ergänzung“sieht.
2017 bildete Kunst ein Duo mit Anna-Lena Grüne, zusammen wurden sie Vizemeisterinnen der U17 und U18 und ein Jahr später sollte es gar zum deutschen Meistertitel der U18 reichen. Mit Svenja Müller gewann Kunst auch die Meisterschaft der U19. Ihren größten Erfolg feierte die Hamburgerin mit Müller in Brünn mit der U18-Europameisterschaft. Nachdem 2021 Nele Schmitt ihre Partnerin war, trat Kunst mit Körtzinger auf der World Beach Pro Tour an, wo es für die beiden mit Platz neun und Platz fünf bei den Challenge-Turnieren in Dubai vordere Platzierungen gab. Bei der Europameisterschaft 2023 in Wien, wo Julia Sude zusehen musste, erreichten sie die K.o.Runde, in der sie gegen Deutschlands Aushängeschild Laura Ludwig und Louisa Lippmann ausschieden.
Zahnmedizinstudentin Sude, die mit Klöber Sitzmöbel Owingen weiterhin auf einen großen Unterstützer der hiesigen Region bauen kann, wurde von der Sporthilfe
ins Top-Team Future eingestuft und gehört auch 2024 wieder dem Perspektivkader des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) an. „Das sind Unterstützungen, die man nicht missen will“, so die 36-Jährige, die im März mit Kunst hauptsächlich am Olympiastützpunkt in Stuttgart trainieren wird, aber auch in Hamburg, wo es den sogenannten Trainerpool des DVV gibt, „und wir als Freigeister an Trainings teilnehmen können“. Noch im März geht es entweder nach Spanien oder in die Türkei ins zweiwöchige Trainingslager, ehe im April die ersten Turniere der Beach Pro Tour 2024 in China und Brasilien für das Duo auf dem Programm stehen.
Viele infrage kommende Turniere, auch um sich für den absoluten Saisonhöhepunkt, die Olympischen Spiele in Paris, zu qualifizieren, gebe es nicht, „in Brasilien etwa ist ein Turnier eines der Elite, wo wir darauf hoffen müssen, dass wir ins Starterfeld kommen. Tatsache ist, dass wir sofort liefern müssen“, weiß Julia Sude, die auch auf das europäische Kontinental-Qualifikations-Turnier CEV („Nations Cup“) Mitte Juni hofft.