Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Dämpfle und Zwerger sind klassische Familienbetriebe“
Zwei bekannte Autohäuser kooperieren in Ravensburg – So geht es in Meckenbeuren weiter
MECKENBEUREN - Neue Wege beschreitet das 1974 gegründete Autohaus Dämpfle im Jubiläumsjahr. Am 15. April endet die Vierrad-Ära in Meckenbeuren – was Richard Dämpfle zufolge zwei positive Effekte hat. Zum einen geht es mit der Firma als Mazda-Vertragshändler in Ravensburg in Kooperation mit dem Autohaus Zwerger weiter. Zum anderen soll das im Meckenbeurer Gebäude beheimatete Fahrradhaus Saikls erweitern können. Wie es zu der Entwicklung kam, dazu hat SZRedakteur Roland Weiß bei Richard Dämpfle sowie Thomas Göldner angefragt, Geschäftsführer im Autohaus Zwerger.
Was hat die Firma Dämpfle zu der Kooperation bewegt?
Richard Dämpfle: Die Beweggründe sind vielschichtig. Die globalen Veränderungen in der Automobilbranche hin zu größeren Einheiten (Stichwort Direktvertriebsmodelle) sind ein Anstoß. Bedeutsam war, dass die räumliche Entwicklung unserer Firma in Meckenbeuren am Ende ist. Es gab – trotz vehementer Bemühungen – keine Möglichkeit, uns am Ort von der Fläche her neu aufzustellen und als zukunftssicheres Autohaus auszurichten. Wir sind mit unseren Räumlichkeiten verschiedenerseits ja schon als „kleines gallisches Dorf“tituliert worden – es war also absehbar, dass wir mit unserem Geschäftsmodell an Grenzen geraten. Parallel kam hinzu, dass sich das Fahrradhaus Dämpfle, also Saikls, extrem positiv entwickelt hat. Zudem wollte Mazda wissen: ,Wie geht es nach Richard Dämpfle weiter?’ Da dann klar war, dass aus der dritten Generation niemand einsteigen wird, haben wir vereinbart, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Bei der gab es für mich und meine Familie immer eine Priorität – eine gute Zukunft zu schaffen für Kunden, Mitarbeiter und die Marke.
Wann hat sich das so herauskristallisiert?
Dämpfle: Vor zwei bis drei Jahren hatten wir Gespräche mit Mazda, Mitbewerbern und anderen Gruppen. 2022 habe ich erstmals den Namen „Autohaus Zwerger“genannt, weil es sich um ein Traditionsunternehmen handelt und weil sie das große Volumen abbilden können, das wir mit Mazda haben. Hinzu kommt, dass Meckenbeuren zwischen den Kundschafts-Magneten Ravensburg und Friedrichshafen liegt und dass Zwerger neben dem gut erreichbaren Firmensitz in der Weststadt auch seit Jahrzehnten einen Standort in Friedrichshafen hat. Wichtig ist mir dabei, dass Mazda als Hersteller den Erstkontakt zu Zwerger suchte. Damit wurde untermauert, dass der Marke der Markt Bodensee-Oberschwaben enorm wichtig ist – und nicht nur, dass Richard Dämpfle eine Lösung für sein Unternehmen sucht.
Wie ist Ihnen diese Zeit erinnerlich, Herr Göldner?
Thomas Göldner: Vorab ein Wort zum Autohaus Zwerger, das 1907 von meinem Ur-Großvater gegründet wurde und das meine Schwester und ich in vierter Generation führen. Dämpfle und Zwerger, das sind klassische Familienbetriebe, wir haben die gleichen Werte und Gedanken. Das hat von Anfang an ein Vertrauensverhältnis begründet. Ich erinnere mich noch gut an den ersten Anruf von Mazda, bei dem ich dachte: ,In Meckenbeuren sitzt ein hervorragender Mazda-Händler – warum reden die mit mir?’ Nach ersten Erklärungen dazu haben wir uns intern Gedanken gemacht, und in der gleichen Phase kam ,Kommissar Zufall’ hinzu, da Jaguar Land Rover bekanntgab, ab 2025 die Jaguar-Modelle nur noch in Ballungszentren zu vertreiben bzw. nur noch vollelektrische LuxusFahrzeuge anzubieten. Mit dem Wegfall des Jaguar-Vertriebs hat sich Platz ergeben. Wir sind dann in die Gespräche eingestiegen, die uns gezeigt haben, welch hervorragendes Geschäftsmodell die Firma Dämpfle verfolgt. Wir haben natürlich auch die Chance für uns erkannt, zumal Ford seine Flotte umgestellt hatte – mit Fokus auf Nutzfahrzeuge. Weggefallen sind kleinere Pkw. Wir haben gesehen, dass Mazda genau dort Produkte anbietet, wo bei uns Lücken sind. Wir tun uns nicht weh, sondern wir werden uns stärken.
Was hat die Kennenlernphase geprägt?
Göldner: Ein Thema war: Wie kann es auch zwischenmenschlich funktionieren? Die Produktpalette, da mag alles schön zusammenpassen, aber es muss auch eine Vertrauensbasis da sein – und die hat sich zum Glück sehr schnell eingestellt. Es hat sich gezeigt, dass wir kaufmännisch normal schwäbisch denken. Wir machen einen Schritt nach dem anderen. Bei all dem ist Mazda partnerschaftlich vorgegangen, zumal wir alle das gleiche Ziel haben: Wir wollen die Firma Dämpfle hier in unserem Haus integrieren. Diese Kooperation soll für Kunden wie Mitarbeiter Zukunftssicherheit geben. Denn am Ende des Tages ist es das MazdaTeam, das sich hier in Ravensburg wohlfühlen und die Kollegen im Haus kennenlernen soll.
Wie geht es mit dem Mitarbeiterstamm weiter? Bei Zwerger sind es ja 120 Mitarbeiter inklusive Teilzeitkräfte.
Dämpfle: Stand heute werden alle 25 Mazda-Mitarbeiter von Meckenbeuren nach Ravensburg mit umziehen.
Was ändert sich für die Kunden?
Dämpfle: Nur der Standort. Göldner: Zum Verständnis: Wir bauen für Mazda einen separaten Schauraum für Neufahrzeuge, wir bauen die Werkstatt neu und separat für Mazda, der MazdaKunde
hat einen eigenen Eingang und kommt in seinen Bereich – wie bei einem ,shop im shop’-System. Es geht für den Kunden so weiter, wie er es kennt, nur an einem anderen Ort. Er wird lauter bekannte Gesichter sehen, er wird Richard Dämpfle persönlich treffen.
Dämpfle: Das war mir wichtig, dass ich hier als Geschäftsführer der Richard Dämpfle GmbH ein eigenes Büro habe und Kontinuität vermittle, denn es gab schon Fragen: ,Was macht denn Richard Dämpfle künftig – außer Radfahren?’ Zu dem Konstrukt: Im Gebäude selbst sind wir eine eigene Abteilung. Ansonsten ist weiterhin die Richard Dämpfle GmbH als Mazda-Vertragshändler tätig, nun eben in Ravensburg. Die Verträge sind lediglich an den Standort angepasst worden, sonst hat sich gar nichts geändert.
Gibt es perspektivisch Überlegungen?
Göldner: Die gibt es. Wir wollen nächstes Jahr an unserem Standort Friedrichshafen einen MazdaService anbieten mit den Dämpfle-Mitarbeitern. Auch hier machen wir bewusst einen Schritt nach dem anderen.
Am 15. April ist der erste Arbeitstag von Mazda Dämpfle in Ravensburg. Was passiert dann in Meckenbeuren?
Dämpfle: Tatsächlich findet ab 15. April das Automobil-Geschäft von Mazda Dämpfle vollständig in Ravensburg statt. Die frei werdende Fläche bezieht sukzessive das Fahrradhaus Dämpfle/Saikls. Wir werden dabei behutsam vorgehen, Schritt für Schritt erweitern und uns so aufstellen, wie die Zukunft im Fahrradhandel sein muss. Das konnten wir in Meckenbeuren platzbedingt bisher nicht abbilden, und jetzt haben wir die Chance dazu.
Um welche Größenordnung geht es?
Dämpfle: Um 500 bis 750 Quadratmeter zusätzliche Fläche. Ein Um- und Rückbau wird notwendig, aber da sehen wir 2025 mehr. Erst einmal müssen wir sauber den Switch hinbekommen.
Wie sind die ersten Reaktionen der Kunden?
Dämpfle: Außerordentlich positiv, bis auf wenige, die nun weiter fahren müssen. Die Kunden haben verstanden, warum dieser Weg Sinn macht. Dabei war es wichtig, dass wir diese Strategie offen kommuniziert haben – dass es weitergeht und dass es ähnlich weitergeht wie bisher. Dass es nicht abrupt endet, sondern eine Perspektive gibt.