Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Friedrichshafen durchbricht Negativserie
Häfler Volleyballer gewinnen erstmals seit 2019 wieder das erste Play-off-Viertelfinalspiel
FRIEDRICHSHAFEN - 2021, 2022 und 2023 ist der VfB Friedrichshafen jeweils mit einer Niederlage in die Play-offs der Volleyball-Bundesliga gestartet. Das sollte 2024 nicht passieren und es ist auch nicht passiert. In einem engen Spiel gegen die SWD Powervolleys Düren gewannen die Häfler am Freitagabend in einer ausverkauften Spacetech-Arena mit 3:1 (25:23, 23:25, 25:22, 25:23) und haben nun beste Karten, ohne ein Entscheidungsspiel die Best-ofThree-Serie für sich zu entscheiden. Die Möglichkeit, das Halbfinale klarzumachen, hat der VfB am Dienstagabend (19 Uhr, live bei Dyn): Mit einem Sieg in der Arena Kreis Düren wäre Friedrichshafen eine Runde weiter.
Und das ist auch der Anspruch des VfB. Wie auch in den zehn vorherigen Spielzeiten soll es das Finale für den deutschen Rekordmeister vom Bodensee sein. Ein Schlüssel dafür könnte Diagonalangreifer Michal Superlak sein. Der 30-jährige Pole ist in der Hauptrunde siebenmal zum wertvollsten Spieler des Spiels gewählt worden – so oft wie kein anderer in der Bundesliga.
Die Play-offs beschreibt Superlak als „1500 Meter Lauf mit anstrengenderen und wichtigeren Spielen“. Mit Düren, ChampionsLeague-Teilnehmer der Vorsaison, duelliert sich der VfB im Viertelfinale mit einem ernstzunehmenden Gegner. Trainer Mark Lebedew schickte seine beste Formation auf das Spielfeld, neben Superlak begannen Aleksa Batak, Jackson Young, Tim Peter, José Israel Masso Alvarez und Marcus Böhme. Als Libero fungierte wie gehabt Nikola Pekovic.
Ihre VfB-Mission am Freitag: Erstmals wieder seit 2019 das erste Viertelfinalspiel gewinnen – etwas, das unter Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt bisher noch nicht gelungen ist. Düren machte jedoch sofort klar, mit Ambitionen an den Bodensee gereist zu sein. Durch ein entschlossenes Auftreten erspielten sich die Gäste aus Nordrhein-Westfalen eine 6:2-Führung – Lebedew nahm die erste Auszeit. Friedrichshafen steigerte sich und glich aus (9:9). Danach folgte Aufschlagfehler auf Aufschlagfehler – in dieser Phase gab es kaum Spielfluss. Und wie sollte es auch anders sein, entschied ein Aufschlagfehler von Dürens Marcin Ernastowicz den ersten Satz. Der VfB siegte mit 25:23. Auch dank Superlak. Der Pole verwertete in Durchgang eins neun seiner zwölf Angriffe.
Aufschlagfehler en masse dominierten dann zunächst wieder den Beginn des zweiten Satzes. Bis Dürens Diagonalangreifer Sebastian Gevert kleine Serie gelang. Der VfB geriet dadurch ins Hintertreffen – zwischenzeitlich sogar deutlich (11:15). Eine Lebedew-Auszeit brachte erneut Besserung (17:17). Aber Ernastowicz bewährte sich zum Schluss als Dürener Endstation und besiegelte mit zwei Punkten den Satzgewinn der Gäste (25:23).
Der VfB rannte im dritten Satz lange einem Drei-Punkte-Rückstand hinterher und Superlak funktionierte nicht mehr. Seine Quote sank in den Keller (46,15 Prozent). „Ich habe gespürt: Die Fans waren ein bisschen nervös“, sagte Lebedew. Die Befürchtung einer weiteren Niederlage zum Play-off-Start drückte auf die Stimmung, dann aber gelang dem VfB-Trainer die goldene Einwechslung. Der gesundheitlich angeschlagene Superlak musste raus, „er war am Ende seiner Kräfte“, sagte Lebedew.
Simon Tabermann Uhrenholt kam und belebte das VfB-Spiel entscheidend. „Er hat die Fans mitgerissen“, lobte sein Coach. Das Blatt wendete sich. Der 19jährige Däne hatte am Ende eine Angriffsquote von 72,73 Prozent und verdiente sich somit auch die MVP-Medaille. „Für mich war das keine Überraschung. Simon hat die ganze Saison super gespielt“, meinte Lebedew. Schlussendlich machte der VfB im dritten Satz aus einem 16:19 einen 25:22-Satzsieg. Im vierten Abschnitt behielten die Gastgeber dann mit 25:23 die Oberhand – Gevert schlug den letzten Ball des Spiels ins Aus.
„Play-offs – so haben wir das erwartet“, rechnete Lebedew im Duell zwischen dem Dritten und dem Sechsten mit knappen Sätzen. Aber: „Wir haben uns selbst unter Druck gesetzt, wir sind sehr langsam ins Spiel gekommen“, sagte Lebedew. Er zog aber dennoch ein positives Fazit. „Wir haben solide gespielt, auch wenn ich mir einen besseren Aufschlag und Block gewünscht hätte. Wir haben aber gewonnen und in den Play-offs geht es darum, Siege zu holen“, meinte Lebedew.
Nun soll am Dienstag das Halbfinale fixiert werden. Bei einer Pleite würde es am Samstag, 23. März, 20 Uhr ein drittes Duell in Friedrichshafen geben.