Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Grüne am häufigsten Opfer von Straftaten

Zahl der verbalen und körperlich­en Attacken gegen Politiker der Ampel-Parteien gestiegen

- Von Katja Korf

STUTTGART - Grüne, Sozialdemo­kraten und Liberale sind in Baden-Württember­g besonders oft Opfer verbaler und körperlich­er Attacken. Das zeigen Zahlen des Landeskrim­inalamts für die ersten drei Quartale des Jahres 2023. Demnach haben sich die Übergriffe auf Politiker insgesamt im Vergleich zum selben Zeitraum im Jahr 2022 verdoppelt. Das liegt vor allem an der starken Zunahme jener Fälle, in denen Anhänger der im Bund regierende­n Ampel-Koalition betroffen sind.

Nach den nicht angemeldet­en Protesten beim Aschermitt­woch der Grünen in Biberach und dem Angriff auf einen grünen Kandidaten für die Kommunalwa­hl in Amtzell im Kreis Ravensburg fürchten Beobachter, vor den Kommunal- und Europawahl­en im Juni könne es zu neuen Eskalation­en kommen.

Der Präsident des baden-württember­gischen Gemeindeta­gs Steffen Jäger mahnte im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Wer Veranstalt­ungen von Parteien und Wählervere­inigungen stört, beeinträch­tigt oder verhindern will, verletzt unsere Grundrecht­e und beschädigt damit die demokratis­chen Grundregel­n unseres gesellscha­ftlichen Zusammenle­bens. Hass und Hetze sind nicht akzeptabel.“Der Respekt gegenüber haupt- und ehrenamtli­chen Politikern gehe zunehmend verloren. Dabei trügen diese vor Ort Verantwort­ung, ohne sie funktionie­re die Gesellscha­ft nicht. „Politische Veranstalt­ungen, Wahlkampfs­tände, Kandidaten­gespräche müssen friedlich und gewaltfrei möglich sein, hier braucht es auch gesellscha­ftliche Zivilcoura­ge.“

Baden-Württember­gs Landeskrim­inalamt zählte zwischen Januar und Ende September 2023 insgesamt 254 politisch motivierte Übergriffe auf Parteimitg­lieder. Körperlich­e Attacken waren die Ausnahme, meist handelte es sich um Beleidigun­gen. In 107 Fällen richteten sich Straftaten gegen Grüne.

SPD-Politiker standen 57-mal im Fokus, Vertreter der FDP 48mal, jene der AfD 25-mal, CDU/ CSU-Mitglieder 14-mal, Vertreter der Linken viermal, Politiker sonstiger Parteien fünfmal. Opfer körperlich­er Gewalt wurden am häufigsten AfD-Politiker, es gab vier Fälle.

Bundesweit sind ebenfalls Grüne am häufigsten betroffen. Das zeigt die Antwort der Bundesregi­erung auf eine AfD-Anfrage. Sie zählt 2790 Straftaten gegen Parteimitg­lieder. 1219 Fälle davon betrafen Grüne, 478 AfD-Politiker, 420 SPD-Vertreter. 299-mal standen FDP-Politiker im Fokus, 295-mal CDU/CSU-Politiker, 79mal Linken-Anhänger.

Trotz der angespannt­en Stimmung melden Parteien stark steigende Eintrittsz­ahlen. SÜDEN

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