Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Peter Steinle verlässt die Gemeinde
Pfarrer wechselt an die Evangelische Akademie nach Bad Boll und freut sich auf spannende Aufgabe
MECKENBEUREN – Pfarrer Peter Steinle wagt noch einmal etwas ganz Neues: Der Seelsorger und Geschäftsführer der evangelischen Kirchengemeinde wechselt zum Sommer an die Evangelische Akademie Bad Boll. Warum er diesen Schritt geht und was auf die Gemeinde in Meckenbeuren während der Vakanz zukommt, erzählt er im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
57 Jahre alt ist der Geistliche jetzt. Nun sei der richtige Zeitpunkt, um vor dem Ruhestand noch einmal zu wechseln. Das habe in der Gemeinde für Überraschung gesorgt, schreibt Steinle in den Gemeindenachrichten Meckenbeuren und auf der Webseite der Kirchengemeinde. „Ich war nicht auf der Suche, ich finde Gemeindesituation hier sehr schön. In eine andere Kirchengemeinde zu wechseln, wäre überhaupt keine Option gewesen und ich hätte mir gut vorstellen, hier auch bis zum Ruhestand zu bleiben“, meint Steinle. Doch die Stelle in Bad Boll sei sehr attraktiv und er könne damit sehr gut an seine berufliche Erfahrung als Medienpfarrer in Tübingen anknüpfen.
Nach Theologiestudium und Vikariat hatte Peter Steinle in der Pressestelle der Evangelischen Landeskirche Württemberg volontiert, also eine journalistische Ausbildung absolviert. Als Medienpfarrer nahm er vielfältige Aufgabe im Bereich der Pressearbeit für die Landeskirche wahr und beriet unter anderem Pfarrer und Gemeinden. Vor acht Jahren kam er nach Meckenbeuren.
Die neue Stelle an der Akademie in Bad Boll verspricht spannende Aufgaben. Es ist eine Sonderpfarrstelle als Studienleiter für christliche Ethik in digitalen Transformationsprozessen. Was ein bisschen sperrig klingt, erklärt Peter Steinle so: „Der digitale Wandel in der Gesellschaft macht große Fortschritte. Ob die zunehmende Digitalisierung für die Menschen Segen oder Fluch sein wird, hängt entscheidend von den ethischen Maßstäben ab, die wir setzen.“
Mit Tagungen, Seminaren und Vorträgen soll für Entscheider aus Politik und Wirtschaft, aber auch für jegliche Nutzer von digitalen Angeboten, ein Rahmen geschaffen werden, in dem die Regeln und Maßstäbe von Digitalisierung definiert, diskutiert und gestaltet werden – dies eben im Sinne einer christlichen Ethik, die Teilhabegerechtigkeit und Solidarität für alle Menschen ermöglicht.
In Meckenbeuren lässt Pfarrer Steinle eine „sehr gut aufgestellte Gemeinde mit wunderbaren
Menschen und einem vitalen Gemeindeleben“zurück. Besonders wichtig sei ihm die Gottesdienstkultur gewesen. „Das ist das Zentrum der Gemeinde, das liegt mir sehr am Herzen“, erzählt er. In der Coronazeit, erinnert sich der Pfarrer, hätte sich die Gemeinde so oft wie möglich auf der Wiese hinter der Kirche in der ErnstLehmann-Straße getroffen. „Das war schon toll. Sogar heute machen wir das manchmal noch. Das Krippenspiel zu Weihnachten 2023 haben wir auf der Wiese aufgeführt. Und es hat aus Kübeln geschüttet“, beschreibt er, wie diese Praxis sich bis heute gehalten hat.
2000 Gemeindeglieder hat die Kirchengemeinde, und bezogen auf die eine Pfarrerstelle mit 100 Prozent sei das eine Pastorationsdichte weit über dem Landesdurchschnitt – währen die Kirchenaustritte in der Gemeinde unter dem Landesdurchschnitt liegen, wie Steinle sagt. Er hoffe nun, dass auf die Gemeindeglieder während der Vakanz, also die Zeit ohne Pfarrer, möglichst wenig Aufgaben zukommen.
Aufgaben der Geschäftsführung sollen bei Bedarf in Tettnang von Pfarrerin Martina Kleinknecht-Wagner übernommen werden. Die Seelsorge und Beerdigungen werden von Nachbarpfarreien vertreten, Unterricht der Konfirmanden und in der Schule, ebenso Gottesdienste – immer in Abstimmung mit dem Dekanatsamt.
Sogar Dekan Martin Hauff habe angeboten, einzuspringen. „Das Dekanat und Dekan Hauff haben uns ihr Wort gegeben, dass hier niemand alleingelassen wird“, blickt Steinle zuversichtlich auf die Zeit der Vakanz. Wie lange die dauern wird, kann er allerdings nicht sagen. „Die Ausschreibung ist bereits in Vorbereitung, das Besetzungsverfahren wird zügig eingeleitet werden“, so Steinle. Der Starttermin in Bad Boll werde im Sommer liegen und sei noch in Aushandlung.
Seinen Abschied wird Pfarrer Peter Steinle am Sonntag, 23. Juni, im Rahmen des Gemeindefestes feiern. Der Region bleibt Steinles verbunden: Ihren Lebensmittelpunkt werden Peter Steinle und seine Frau in der Umgebung behalten.