Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Mutter aller Messen“feiert 75. Geburtstag
Die Geschichte der Internationalen Bodensee-Messe IBO von 1949 bis heute
FRIEDRICHSHAFEN - 75 Jahre hat die IBO, die Internationale BodenseeMesse, auf dem Buckel. Für Klaus Wellmann, Geschäftsführer der Messe Friedrichshafen, ist das Grund genug, zurück zu schauen, sich aber gleichzeitig mit der Zukunft zu befassen. Die IBO gilt als die Mutter aller Messen.
Aus ihr sind nicht nur die Messegesellschaft, wie sie heute besteht, sondern auch einige Fachmessen hervorgegangen, wie die Interboot. „Die Gründung der IBO vor nunmehr 75 Jahren war der Urknall für das Messegeschäft in Friedrichshafen“, sagt Klaus Wellmann.
Er sieht die IBO heute nicht allein als Verbrauchermesse, sondern als Trendsetter. Und diese Messe hat eine bewegte und spannende Geschichte.
Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Deutsche Wirtschaft am Boden lag, haben Albert Scheuermann, Max Sedlmeier und Franz Gessler die Initiative ergriffen und dem Oberbürgermeister und dem Gemeinderat den Vorschlag gemacht, eine Internationale Bodensee-Messe zu veranstalten.
Zehn weitere Personen wurden als Gesellschafter gefunden. Der Lederfabrikant Otto P.W. Hüni trat der Gesellschaft bei und als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung wurde Max Sedlmeier bestimmt.
1949 wurde die Internationale Bodensee-Messe Friedrichshafen GmbH mit dem Ziel gegründet, die erste IBOMesse 1950 stattfinden zu lassen. Und das gelang mit Erfolg. Mit über 450 Ausstellern öffnete die erste IBO am 22. April 1950 ihre Pforten – auf dem Schulgelände der PestalozziSchule.
Die Geschichte der IBO ist eine Geschichte des Erfolgs. Schon bald herrschte Platznot. Mit der ersten Gemeinschaftsschau des baden-württembergischen Handwerks auf der IBO wurde 1953 klar, dass ein größeres Gelände benötigt wird. Und ein Jahr später zog die IBO auf das Gelände am westlichen Riedlewald um, das zuvor als Verkehrs-Übungsplatz genutzt worden war.
Schon 1955 war abzusehen, dass sich die IBO immer mehr vom Markt hin zu einer regionalen Messe entwickelt und das mit wachsender Bedeutung für den Bodenseeraum. Trotz des vorherigen Umzugs musste die IBO 1959 zu ihrer zehnten Auflage auf die Wiese innerhalb des Riedleparks ausgedehnt werden und erreichte bereits über 12.300 Quadratmeter Hallen- und 7600 Quadratmeter Freif läche.
Anfang der 60er-Jahre wurde Hans-Joachim Quast nach dem Tod von Karl Hürttle neuer Messeleiter, Otto P. W. Hüni wurde in den Vorstand der Messe berufen. Die IBO heißt auch heute noch „Mutter aller Messen“. 1962 wurde für diese Bezeichnung der Grundstein gelegt. In dem Jahr fand eine eigenständige Interboot statt, die aus dem Bootsbereich der IBO hervorgegangen war.
Die Zahlen von Ausstellern und Besuchern stiegen immer weiter. Die IBO entwickelte sich 1964 zur Mustermesse: 1010 Aussteller zeigten ihre Waren, 115.000 Besucher kommen. Nur drei Jahre später „erreicht der Handel mit Messekontingenten für Nahrungs- und Genussmittel mit 295 Messekaufverträgen im Wert von über 13 Millionen D-Mark seinen Höhepunkt – er brachte der IBO in der Bevölkerung zeitweise den Spitznamen ,Konservenmesse’ ein“, schreibt die Messe in der Historie der IBO auf ihrer Internetseite.
Ab Ende der 1960er-Jahre begann der Umzug in die neuen Messehallen an der Meistershofener Straße. Die Hallen bilden heute das Bodensee-Center. Die erste IBO dort fand 1968 statt. Weitere Themen kamen dazu und weitere Messen wurden ausgegliedert und als eigenständige Messen eingerichtet. 1994 wurde schließlich die Messehalle 10 fertiggestellt. Das ist die Halle, in der sich heute im Bodensee-Center der Media Markt, das Cineplex und das Restaurant La Scala befinden.
Und aus dieser Messehalle startete 1997 der erste Zeppelin Neue Technologie – Zeppelin NT – zu seinem Jungfernf lug. Er war dort auch zusammengebaut worden. Bauteile des Zeppelins wurden während der Messe an die Decke gezogen und dort aufgehängt. Die Messestände wurden darunter aufgebaut. Den eigenen Hangar bekam der Zeppelin kurze Zeit später.
Schließlich begann am 23. Mai 2000 der Bau der Neuen Messe. Zwei Jahre später nahm sie am heutigen Standort ihren Betrieb auf. Die erste IBO fand hier im Jahr 2003 statt. 2009 reduzierten die Messemacher die Laufzeit der Messe von neun auf fünf Tage und 2012 sowie 2013 hängten sich die Schwestermessen „Urlaub, Freizeit, Reisen“, der „Grillpark“sowie „Garten & Ambiente“und „Neues BauEn“an die IBO dran.
Aus der ursprünglichen Messe mit Handwerk, Industrie und Wirtschaft der Region wurde eine Messe, die als Frühjahrsmesse
„Die Gründung der IBO vor nunmehr 75 Jahren war der Urknall für das Messegeschäft in Friedrichshafen.“Klaus Wellmann
zwischenzeitlich mit dem Namen „Gurkenhobel-Messe“zurecht kommen musste, bisweilen Probleme mit zurückgehenden Ausstellerzahlen hatte, sich aber immer wieder aufrappelte und teils neu erfand. 2019 kamen noch rund 74.000 Menschen zur Messe, vergangenes Jahr waren es nur 50.000 Besucher. Dazwischen lag die Pandemie und die war für die Messe nicht gerade förderlich.
Drei Jahre lang fanden keine Messen statt, 2022 entschieden die Verantwortlichen sich für eine „Sommer-IBO“, die als EinmalEvent ins Leben gerufen wurde, um das Format sowohl bei Ausstellern wie Besuchern im Bewusstsein zu halten. Kritische Stimmen zu der Messe gibt es wie bei allen Großveranstaltungen immer. Die Geschichte der IBO aber wird weitergehen. Und die Jubiläums-IBO 2024 wird zeigen, welche Rolle diese Messe bei Besuchern, Ausstellern und Gesellschaft heute noch spielt.