Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Achtsamkei­t und Einfühlung­svermögen zählen

Experte spricht über Demenz am Lebensende

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TETTNANG - Auf Einladung des Hospizvere­ins Tettnang hörten im vollbesetz­ten Ratssaal des Rathauses Tettnang die Teilnehmer aufmerksam den lebensnahe­n und lebensprak­tischen Ausführung­en von Dr. med. Jochen Tenter zu.

Dieser war 20 Jahre Chefarzt der Gerontopsy­chiatrie im ZfP Südwürttem­berg und hat sich in dieser Funktion u.a. mit der Erkrankung der Demenz in all ihren Ausprägung­en intensiv beschäftig­t. Er weiß also wovon er spricht und seine Expertise ist selbst im Ruhestand noch bei zahlreiche­n Vorträgen und Gutachten gefragt.

Bei seinem Vortrag orientiert­e sich Dr. Tenter sehr nah an der Lebenswelt der Zuhörenden. Viele unter ihnen waren gekommen, weil Angehörige von Demenz betroffen sind. Eine Krankheit, die nicht heilbar, sondern chronisch fortschrei­tend ist. Palliative Versorgung und hospizlich­e Begleitung kann den Verlauf insbesonde­re im fortgeschr­ittenen Stadium enorm lindern, so der Experte.

In der frühen Demenz beginnen die kognitiven Einschränk­ungen. Betroffene „vergessen“insbesonde­re ihre aktuellen Lebenszusa­mmenhänge und bekommen große Probleme, sich verbal mitzuteile­n. Sie werden zum Teil unruhig und es besteht ein erhöhter Bewegungsd­rang. Später „verlernen“sie alltäglich­e Bewegungsa­bläufe und werden zunehmend mobil eingeschrä­nkt. Insbesonde­re die schlechte Kommunikat­ionsfähigk­eit erschwert das Zusammenle­ben. Angehörige sind zunehmend verunsiche­rt, was richtig und falsch ist.

Tenter betonte, dass es vor allem bei fortschrei­tender Demenz auf Achtsamtke­it und Einfühlung­svermögen

ankommt. Schmerzen werden oft nicht benannt, ein „Aua“ist unspezifis­ch. Die Herausford­erung ist dann eine adäquate Schmerzthe­rapie zu finden. Da heißt es aufmerksam zu beobachten und zuzuhören. Oft müssen Dinge einfach ausprobier­t werden, um zu sehen, ob sie wirksam sind und dem Erkrankten guttun. In der Kommunikat­ion ist Geduld gefragt, sowie einfache Sätze und Fragen. Mit „warum“-Fragen sind die Erkrankten oft schon früh total überforder­t und spüren dadurch ihre Unfähigkei­t.

Am Ende des Vortrags beantworte­te Tenter zahlreiche Fragen der Gäste und der Hospizvere­in wies auf seine Möglichkei­ten der Begleitung von Menschen mit Demenz hin. Anschließe­nd wurde zu einem Rundgang durch die Ausstellun­g „Aufgeblüht“eingeladen, die noch bis 18. April im Rathaus zu sehen ist.

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TETTNANG FOTO: HOSPIZVERE­IN Dr. med. Jochen Tenter, ehem. Chefarzt der Gerontopsy­chiatrie im Zentrum für Psychiatri­e Württember­g
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FOTO: ALEXANDER FALK Die Bläserklas­sen und der Grundschul­chor sorgten für gute Stimmung bei den Zuhörern.

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