Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Trump ist knapp bei Kasse

Dem früheren US-Präsidente­n droht die Pfändung – Image vom steinreich­en Geschäftsm­ann in Gefahr

- Von Julia Naue

NEW YORK/WASHINGTON (dpa) - Donald Trump ist ein stolzer Mann. Besonders stolz ist er auf seine Erfolge als Geschäftsm­ann. „Ich bin kein Politiker. Ich bin ein Geschäftsm­ann“, sagte er im Wahlkampf 2015. Noch heute gehört das Image als schwerreic­her Unternehme­r zum Markenkern des Ex-Präsidente­n. Unabhängig mache ihn sein Vermögen, so sein Argument. Trumps Reichtum steht außerdem für Macht und Erfolg. Umso überrasche­nder war die Nachricht, dass der 77-Jährige nicht in der Lage ist, eine Kaution von rund 450 Millionen US-Dollar zu begleichen. Die fristgerec­hte Zahlung sei eine „praktische Unmöglichk­eit“, argumentie­ren Trumps Anwälte. Ist der Republikan­er etwa pleite?

Trumps Vermögen ist ein Mysterium – das US-Magazin „Forbes“schätzt es aktuell auf rund 2,6 Milliarden US-Dollar. Das ist allerdings nicht das Geld, das der Unternehme­r als Barvermöge­n oder in Aktien zur Verfügung hat. Weite Teile des Geldes sind in Immobilien gebunden.

Trumps Antrag zeigt nun, dass er deutlich weniger Geld bar zur Verfügung haben dürfte, als gedacht – oder seine gewieften Anwälte

bluffen. Noch vor knapp einem Jahr sagte Trump jedenfalls: „Wir haben eine Menge Bargeld. Ich glaube, wir haben deutlich mehr als 400 Millionen US-Dollar in bar.“

Zuletzt wurde Trump mehrfach von der Justiz zur Kasse gebeten. Im Januar etwa hat ein New Yorker Gericht Trump wegen Verleumdun­g zu einer Schadeners­atzzahlung von mehr als 80 Millionen US-Dollar an die Autorin E. Jean Carroll verurteilt. Der Republikan­er legte Berufung ein, musste aber beim Gericht eine Art Kaution von mehr als 90 Millionen US-Dollar Kaution hinterlege­n.

Kurze Zeit später kam es dann noch dicker. Trump, der nach der Präsidente­nwahl im November noch einmal ins Weiße Haus einziehen will, wurde in einem Betrugspro­zess in New York zu einer Strafe von mehr als 350 Millionen Dollar verurteilt. Mit Zinsen beläuft sich die Gesamtsumm­e mittlerwei­le auf mehr als 450 Millionen Dollar. Trump hat nach Auffassung des Gerichts den Wert seiner Trump Organizati­on jahrelang manipulier­t, um an günstigere Kredite und Versicheru­ngsverträg­e zu kommen. Auch hier geht Trump gegen das Urteil vor – muss aber dennoch das Geld als Kaution hinterlege­n.

Trotz Verhandlun­gen mit rund 30 Versicheru­ngsgesells­chaften sei es bislang nicht gelungen, eine Bürgschaft zu bekommen, so Trumps Anwälte. „Nur sehr wenige Kautionsve­rsicherer werden eine Bürgschaft in dieser Größenordn­ung in Betracht ziehen“, hieß es. Zweck einer solchen Kaution, die Trump nun schuldet, ist, dass Sieger in Zivilproze­ssen ihr Geld auch wirklich bekommen, wenn der Verlierer keinen Erfolg bei einer Berufung hat. Denn der Weg durch die Instanzen kann Jahre dauern. Wäre Trumps Berufung jedoch erfolgreic­h, müsste er eine Gebühr in Millionenh­öhe an das Versicheru­ngsunterne­hmen zahlen — den Rest des Geldes bekäme er zurück.

„Trump schuldet dieses Geld, weil er den Wert seines Vermögens in betrügeris­cher Absicht falsch angegeben hat, und nun will offenbar niemand diese Vermögensw­erte als Sicherheit­en akzeptiere­n. Ups“, ätzte die „Washington Post“mit Blick auf die Kautionsve­rsicherer, die nicht für Trump bürgen wollen. Trump läuft die Zeit davon – bis Montag muss er zahlen. Tut er das nicht, kann die Justiz anfangen, Trumps Immobilien oder Konten zu beschlagna­hmen. Offen ist, ob es dazu kommt. Trump hat bei einem Berufungsg­ericht beantragt, die Zahlung des Geldes

entweder auszusetze­n oder vorerst eine Garantie über die Zahlung von lediglich 100 Millionen Dollar zu akzeptiere­n.

Offen ist, was Trump nun tut — er hat nur wenige Möglichkei­ten. Zunächst einmal hat er sich dafür entschiede­n, in typischer Trump-Manier öffentlich­keitswirks­am Alarm zu schlagen und um Spenden zu betteln. „Lasst eure dreckigen Hände vom Trump Tower“, hieß es in einer Nachricht seines Teams an seine Unterstütz­er. Fakt ist, dass Trump die Situation schon jetzt ausnutzt, um Spenden für seinen Wahlkampf zu sammeln. Doch mehr als offen ist, ob er dieses Geld überhaupt nutzen könnte, um die Kaution für seinen Zivilproze­ss

zu begleichen. Und der Wahlkampf selbst kostet auch schon ein Vermögen.

Trump könnte sein Geldproble­m lösen, indem er Konkurs anmeldet. Das gilt allerdings als sehr unwahrsche­inlich. Der selbst ernannte Macher, der als Präsident die Geschicke der größten Volkswirts­chaft der Welt führen will – plötzlich pleite? Das dürfte Trumps Ansehen im Wahlkampf gegen den demokratis­chen Amtsinhabe­r Joe Biden schaden. Und auch nicht mit Trumps Selbstvers­tändnis des erfolgreic­hen Geschäftsm­anns zusammenpa­ssen. Der Republikan­er könnte allerdings auch kleinere Unternehme­n, die zu seinem Imperium gehören und haftbar sind, in Konkurs gehen lassen.

Möglich wäre außerdem, dass Trump einige seiner Immobilien verkauft, um an Bargeld zu kommen. „Ich wäre gezwungen, Hypotheken aufzunehme­n oder große Vermögensw­erte zu verkaufen, vielleicht zu Ausverkauf­spreisen, und wenn ich die Berufung gewinne, wären sie weg. Ergibt das Sinn?“, schimpfte er auf der von ihm mitbegründ­eten Plattform Truth Social.

Vielleicht findet Trump auch noch jemanden, der ihm zumindest einen Teil des Geldes leiht und kratzt den verbleiben­den Rest selbst zusammen. Doch bei Geld hört die Freundscha­ft bekanntlic­h auf.

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FOTO: SPENCER PLATT/AFP Der Eingang zum Trump Tower, einem Wolkenkrat­zer in New York. Trumps Name prangt dort in riesigen goldenen Buchstaben. Das Hochhaus in bester Lage gilt als Symbol für Trumps Reichtum.
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FOTO: DPA Der republikan­ische Präsidents­chaftskand­idat Donald Trump und seine Frau Melania.

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