Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gemein mit Schwein

- Von Birgit Kölgen

„Polizeiruf 110: Schweine“(Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) :

Es ist Nacht an der deutschpol­nischen Grenze. Drei junge aufgedreht­e Kerle ballern mit Jagdgeweh- ren herum und bedrohen sich gegenseiti­g, nur so zum Spaß. Am nächsten Tag wird einer von ihnen am Ufer der Oder gefunden, tot, mit einer Kugel im Bauch. Alexandra Luschke (Gisa Flake), die energische neue Kommissari­n im östlichste­n Polizeiruf-Team, und Kripo-Mann Rogov (Frank Leo Schröder), in Ehren ergraut, ermitteln zum ersten Mal zusammen. Solide, keine prickelnde Paarung. Abwesend wegen einer „Fortbildun­g“ist leider der Kollege Vincent Ross, der den Krimi sonst mit genderflui­der Apartheit bereichert. Schauspiel­er André Kaczmarczy­k nimmt seine Düsseldorf­er Theaterver­pf lichtungen ernst und hatte vermutlich keine Zeit, soll aber, verspricht der RBB den Fans, demnächst wieder dabei sein.

Nun, bei dieser Folge hat er nichts verpasst. Das Drehbuch entstand in einem sogenannte­n Writers’ Room mit mindestens vier Autorinnen und Autoren, und wirkt, als hätte ein KI-Programm automatisc­h Ost-West-Klischees krimihaft verarbeite­t. Da gibt es die arroganten Wessis, Anwälte aus Berlin, die sich ein Gutshaus leisten können und unter Missachtun­g von Regeln in Polen auf die Wildschwei­njagd gehen. Besonders verdächtig: der psychisch instabile, betrügeris­che Sohn des omnipotent­en Kanzleiche­fs. Und da sind die armen, grundguten Einheimisc­hen: der Jagdaufseh­er, der unter Druck ein Auge zudrückt, die abgeracker­te alte Bäuerin, deren geliebte Tiere schon einmal wegen fieser Schweinepe­st-Auflagen gekeult wurden, und ihre entzückend­e Tochter, die Deutsch kann und sich um alles kümmert. Man ahnt schnell, welche tragische Verwicklun­g am Ende ans Licht kommt. Das muss wieder originelle­r werden. Zu empfehlen: eigenständ­ige Drehbuchau­toren.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany