Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Profis machen einfach weiter
Trotz des nahenden Lebedew-Abschieds: Häfler Volleyballer bleiben im Angriffsmodus
Für die Volley Youngstars spielten: Daniel Habermaas, Nick Breitenbach, Ruslan Fedorov, Christian Woumnga, Pekka Stapelfeldt, Mykyta Shapovalov, Fynn Krämer (nur Samstag), Patrick Eberhard und Libero Lucas Huckle. Am Sonntag stießen Christopher Oberglock, Phil Bertele und Henry Günther, die tags zuvor mit dem Oberligateam im Einsatz waren, zur Mannschaft hinzu.
FRIEDRICHSHAFEN - Die Amtszeit von Cheftrainer Mark Lebedew wird bei den Profivolleyballern des VfB Friedrichshafen nach drei Saisons zu Ende sein. Das steht seit dem vergangenen Mittwoch fest, als der Bundesligist die Trennung zum Saisonende verkündete. Unklar ist allerdings noch, wie viele Spiele der 56-jährige Australier noch an der Seitenlinie der Häfler stehen wird. Mindestens drei Partien sind garantiert, alles weitere liegt daran, wie der VfB nun im Play-off-Halbfinale gegen die Helios Grizzlys Giesen abschneidet. Die Best-of-Five-Serie startet am Dienstagabend um 19 Uhr in der Volksbank-Arena in Hildesheim. Übertragen wird der Auftakt kostenpflichtig bei Dyn und als Free-Spiel auch auf Twitch und YouTube.
Über seinen Abschied informierte Lebedew die Mannschaft relativ schnell nach dem Halbfinaleinzug. Der VfB setzte sich gegen Düren mit 3:1 und 3:0 durch und steht seit Dienstagabend als erster Halbfinalteilnehmer der Volleyball-Bundesliga fest. „Was unsere Arbeit betrifft, ist nichts passiert“, sagt Lebedew. „Das sind alles Profis, die machen einfach weiter.“So wie auch der Cheftrainer selbst. „Erst am Ende“werde der Abschied irgendwo auch in seinen Gedanken sein. Bis dahin gilt die komplette Konzentration den Volleyballspielen. „Ich will das ganze Ding gewinnen“, betont Lebedew.
Mit dem Meistertitel abzutreten – das ist ein großer Ansporn. Aber das wird einem nicht geschenkt. Der VfB muss eine Menge Arbeit reinstecken, um das beste Team der Liga zu sein. Es überhaupt erst ins Finale zu schaffen, ist schwierig genug. Giesen hat die Hauptrunde besser abgeschlossen. „Sie sind Favorit, sie sind Zweiter geworden und wir Dritter“, sagt Lebedew. Er hat dennoch die klare Überzeugung, dass der VfB am Ende die Serie gewinnt. „Wir haben gute Karten“, betont der Häfler Trainer. Seit dem 0:3 in Hildesheim im November 2023 „haben wir 18 von 19
Spielen gewonnen und sind eine andere Mannschaft.“
Nach den Erfolgserlebnissen verbesserte sich Friedrichshafen zusehends. Junge Akteure wie Außenangreifer Jackson Young und Diagonalspieler Simon Tabermann Uhrenholt haben ihr Niveau schnell gesteigert – Lebedew hat damit gezeigt, dass er Talente besser machen kann. Außerdem kam nach der Niederlage in Hildesheim Israel Masso dazu. Mit ihm entfaltete der VfB eine andere Wucht im Angriff. „Aus meiner Sicht ist er bisher der beste Mittelblocker der Liga gewesen“, sagt Lebedew über den 26-jährigen Kubaner. Deshalb hat es ihm der Trainer auch nachgesehen, dass er im ersten Viertelfinalspiel gegen Düren im Aufschlag Fehler über Fehler machte. „Ich habe mir da keine Sorgen gemacht, wie alle hatte er mal einen schlechten Aufschlagtag“, meint Lebedew und wurde bestätigt. Masso schlug drei Tage später viel präziser und druckvoller auf. „Jeder will sich besser verkaufen. Das hat er super gemacht“, freut sich Lebedew. Und: „Ich erwarte das auch am Dienstag.“
Generell rechnet der Australier zum Saisonende in der Bundesliga mit starken Aufschlägen. „Darin sind alle vier Halbfinalisten sehr gut“, sagt Lebedew. Giesen, Friedrichshafens Gegner, bringt das gerade zu Hause hervorragend auf das Feld und deshalb auch alle bisherigen zwölf Bundesliga-Heimspiele gewonnen. Dass die Niedersachsen Heimrecht genießen, macht Lebedew aber nicht nervös. „Wir haben auch gute Erfahrungen in der Halle gemacht“, erinnert Lebedew an den Finaleinzug beim Bounce-House-Cup. Sein Team sei zudem in der Lage, in hitzigen Duellen standzuhalten. „Wer besser mit dem Druck und der Erwartung umgehen kann, wird gewinnen“, meint Lebedew. Zuspieler Aleksa Batak ist serbischer Meister geworden, Libero Nikola Pekovic und Außenangreifer Tim Peter haben auch schon viele Topbegegnungen absolviert. Nicht zu vergessen ist der 38-jährige Mittelblocker Marcus Böhme, der schon unzählige Male bei engen K.o.-Duellen mitmischte. Und natürlich kennt auch Diagonalangreifer Michal Superlak solche Spiele. Für Superlak geht es auch darum, sich gegen Giesens Michiel Ahyi zu behaupten. Statistisch betrachtet sind sie in der Bundesliga die besten Spieler auf ihrer Position. „Beide haben eine super Saison gespielt“, sagt Lebedew. Und für ihre Teams „sind sie schon sehr wichtig“.
Der VfB genoss zunächst den Halbfinaleinzug – Lebedew gab seinen Spielern einen Tag frei. „Dann haben wir Anfang der Woche vernünftiges Krafttraining gemacht, was jetzt seit Start der Play-offs kaum noch möglich war, und zum Ende der Woche etwas leichteres Training gehabt, um am Dienstag frisch zu sein.“
Das andere Halbfinale zwischen den Berlin Recycling Volleys und der SVG Lüneburg beginnt am Mittwoch um 19.30 Uhr in der Max-Schmeling-Halle.