Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Mehrwertsteuer auf Gas wird wieder erhöht
BERLIN (dpa) - Verbraucher müssen sich ab April auf höhere Gaspreise einstellen. Die befristete Mehrwertsteuersenkung läuft Ende März aus. „Der volle Mehrwertsteuersatz wird den Gaspreis schlagartig um elf Prozent erhöhen“, sagte Thorsten Storck, Energieexperte beim Vergleichsportal Verivox. Auch Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie beim Vergleichsportal Check24 sagte, die Anhebung der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent werde die Energiekosten für Verbraucherinnen und Verbraucher ab April deutlich erhöhen.
Um die hohen Energiepreise als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine abzufedern, beschloss die Politik eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Erdgaslieferungen und Fernwärme. Von Oktober 2022 an wurde der Mehrwertsteuersatz auf sieben Prozent gesenkt. Die Gaspreise stiegen immer weiter, begründete Finanzminister Christian Lindner (FDP) damals die Steuersenkung. „Und der Staat darf nicht Profiteur davon sein, dass für die Menschen das Leben teurer wird.“Die Maßnahme war von vornherein befristet bis zum 31. März 2024.
WOLFSBURG (dpa) - Außenministerin Annalena Baerbock hatte früher einen, Musiker Peter Maffay schon mehrere, VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo sowieso. Der Volkswagen Golf ist das mit Abstand beliebteste Auto in Deutschland. Ganze Generationen machten ihre Fahrerlaubnis in dem Klassiker aus Wolfsburg. Nun wird der Käfer-Nachfolger 50 Jahre alt.
Im Jahr 1974 hatte er Premiere, als Golf I. Am 29. März lief damals in Wolfsburg der allererste Golf vom Band. Außen kompakt und kantig, innen dennoch geräumig, mit Frontantrieb, umklappbarer Rückbank und großer Heckklappe. Deutlicher konnte die Abkehr vom Käfer, an dem VW seit fast drei Jahrzehnten festgehalten hatte, kaum ausfallen.
Für VW war es ein Schicksalsjahr, das 807 Millionen D-Mark Verlust einbringen sollte und fünf Prozent Rückgang bei der Belegschaft. Die Gründe: Absatzrückgang, Währungsschwankungen und vor allem steigende Kosten für Material und Personal. Viel zu lange habe die Marke am Käfer festgehalten, der sich immer schlechter verkaufte, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Bochumer Center Automotive Research. Der neue Hoffnungsträger Golf I war zum Erfolg verdammt – und für den sorgte er auch. „Ohne den Golf“, sagt Dudenhöffer, „würde es VW heute in der Form wohl nicht geben.“
Mehr als 37 Millionen „Gölfe“, wie man die Mehrzahl in Wolfsburg liebevoll nennt, wurden seit dem Start weltweit verkauft. Inzwischen läuft im Werk die achte Generation vom Band. „50 Jahre, das gibt es nicht so oft, dass eine Ikone so alt wird und sich immer wieder neu erfindet“, sagt der heutige Markenchef Thomas Schäfer, der beim Anlauf des Modells kurz vor seinem vierten Geburtstag stand. „Das ist schon ein Phänomen.“Vor allem, weil das Auto quer durch alle Käuferschichten punkte. „Der Golf war immer wirklich klassenlos“, sagt Schäfer. „Den kann jeder fahren. Vom Rechtsanwalt oder Vorstandsvorsitzenden bis runter zum normalen Arbeiter. Es gibt wenige Autos, die das geschafft haben.“Auch er selbst fahre privat natürlich Golf.
Der Golf hat einer ganzen Klasse seinen Stempel aufgedrückt. Was das Kraftfahrtbundesamt Kompaktklasse nennt, heißt in der Branche ganz einfach Golfklasse. Florian Illies benannte in seinem Bestseller „Generation Golf“sogar die ganze Altersgruppe, die zwischen 1965 und 1975 geboren wurde, nach dem Auto. „Was eigentlich als Definition eines automobilen Lebensgefühls gedacht war, wurde zum passenden Polsterüberzug für eine ganze Generation“, so der Autor. Die Stadt Wolfsburg benannte sich elektrisch.“Und sie werde auch wieder Golf heißen, und nicht ID, wie die bisherigen E-Modelle. „Dafür stehe ich.“Bis es soweit ist, werde es aber noch bis zum Ende des Jahrzehnts dauern. „Das muss dann auch ein Fahrzeug sein, das den Werten des Golfs entspricht. Sonst macht es keinen Sinn.“Ob der Plan aufgeht? Experte Dudenhöffer hat seine Zweifel. „Der Golf ist ein tolles Auto. Aber jedes Auto hat seine Zeit.“Gefragt seien heute eher SUVs. Und den Namen Golf verbinden die Kunden vor allem mit Verbrennern. „Die Frage ist aus Kundensicht: Wie glaubwürdig ist ein Elektro-Golf ?“Der Schritt, den Golf zum E-Auto zu machen, berge für VW auf jeden Fall Risiken. „Das wäre so, als wäre man damals vom Golf I zum Käfer zurückgegangen. Das hätte nicht funktioniert.“
Dem aktuellen VerbrennerGolf spendiert VW zum Geburtstag jetzt noch einmal ein umfangreiches Facelift. „Damit ist das Fahrzeug für die nächsten Jahre gut aufgestellt“, sagt Schäfer. „Und dann müssen wir schauen, wie sich der Hochlauf der Elektromobilität weiterentwickelt.“Sollte der derzeit mäßige Elektro-Absatz weiter so schwach bleiben, könne man beim Verbrenner später auch noch einmal ein weiteres Facelift nachlegen. Aber, so betont Schäfer: „Ein komplett neues Fahrzeug wird es als Verbrenner nicht noch einmal geben.“