Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Unbekannte sprengen Geldautomaten in Oberzell
Oft stecken organisierte Banden hinter solchen Taten – Die Polizei bittet jetzt um Hinweise aus der Bevölkerung
RAVENSBURG (ric/eis/pid) - Ein lauter Knall hat die Anwohner im Gebhard-Fugel-Weg in Oberzell am frühen Karsamstag aus dem Schlaf gerissen. Unbekannte Täter haben gegen 4.20 Uhr den dortigen Geldautomaten der Kreissparkasse Ravensburg gesprengt und das Bargeld daraus gestohlen. Oft stecken hinter solchen Taten im Ausland organisierte Banden, was auch im Fall von Oberzell zutreffend sein könnte.
Anwohner beschrieben der Polizei den Knall als ohrenbetäubend. Beim anschließenden Blick aus dem Fenster bot sich ihnen ein Trümmerfeld auf der Straße. Das Gerät war danach völlig zerstört.
Obwohl die direkt betroffenen Nachbarn durch den Lärm am Morgen des Karsamstags sofort aufmerksam wurden, konnten die Täter unerkannt f lüchten. „Auch Angabe zum Fluchtfahrzeug haben wir bisher keine“, berichtet ein Polizeisprecher auf Nachfrage der Redaktion. Die alarmierten Beamten der Polizei konnten die Unbekannten trotz einer groß angelegten Fahndung mit zahlreichen Streifenwagenbesatzungen nicht mehr ausfindig machen.
Von neuen Erkenntnissen zur Tat, Hinweise zu den Tätern oder auch zur Summe des geraubten Geldes konnte die Polizei am Ostermontag auf Nachfrage der Redaktion nicht berichten. Glück im Unglück sei, dass die Menge des eingesetzten Sprengstoffs so gering gewesen sei, dass am Gebäude nur geringer Schaden entstanden sei.
Ravensburgs Polizeipräsident Uwe Stürmer hat sich am Samstag in Oberzell genauso ein Bild von der Lage vor Ort gemacht wie ein Mitarbeiter der Kreissparkasse. „Die Täter kommen oft aus den Niederlanden und sind sehr gut vorbereitet“, sagt Stürmer. Die Tatorte befänden sich meist in der Nähe von Autobahnen oder Bundesstraßen. Die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ berichtet immer wieder von solchen Delikten.
Während es in den vergangenen Monaten immer wieder Meldungen von gesprengten Geldautomaten in Baden-Württemberg gegeben habe, sei der Landkreis Ravensburg bisher nicht betroffen gewesen, fügt der Polizeipräsident hinzu. Dennoch steigt sowohl bundesweit als auch in Baden-Württemberg die Anzahl an Sprengungen von Geldautomaten.
Im aktuellen „Lagebild auf Geldautomaten 2022“, das im Juli 2023 veröffentlicht wurde, schreibt das Bundeskriminalamt (BKA) von einem Anstieg von gesprengten Geldautomaten von 14
Prozent im gesamten Bundesgebiet. Besonders betroffen sind die Bundesländer Nordrhein-Westfalen (182 Fälle) und Niedersachsen (68 Fälle), die im Grenzgebiet zu den Niederlanden liegen.
In Rheinland-Pfalz verzeichnete die Polizei 56 Fälle, während es in Baden-Württemberg lediglich 34 und in Bayern 37 sind. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg verzeichnete im Ländle laut einem Bericht des SWR im vergangenen Jahr jedoch abermals einen Anstieg von 34 auf mindestens 40 Geldautomaten.
Dabei setzen die Täter in den meisten Fällen Sprengungen ein, aber auch Winkelschleifer, hydraulische Spreizer oder Brecheisen
und Schneidbrennern. Teilweise werden die Geldautomaten auch komplett herausgerissen oder abmontiert. Was man mittlerweile weiß: In den meisten Fällen übersteigt der durch die Sprengung angerichtete Schaden den Wert der Beute.
Zu den bundesweit festgestellten Tätern schreibt das BKA: „Im Jahr 2022 wurden erneut überwiegend junge Tatverdächtige festgestellt. Neben 18 Jugendlichen oder Heranwachsenden war der weit überwiegende Teil der Tatverdächtigen der Altersgruppe 21 bis 30 Jahre zuzuordnen.“Überwiegend traten Tatverdächtige mit niederländischer Staatsangehörigkeit (50,8
Prozent) oder deutscher Staatsangehörigkeit (16,1 Prozent) in Erscheinung. Bei den sogenannten „reisenden Tatverdächtigen“aus den Niederlanden handele es sich überwiegend um Personen aus der Region Utrecht/Amsterdam, die häufig einen marokkanischen Migrationshintergrund aufwiesen.
Im Fall des gesprengten Geldautomaten von Oberzell führt jetzt die Kriminalpolizei die Ermittlungen und bittet die Bevölkerung um Mithilfe. Personen, die Hinweise zur Tat oder den Tätern geben können, werden gebeten, sich bei der Polizei unter der Telefonnummer 0751/803-3333 zu melden.