Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Pokal-Coup als Liga-Mutmacher

Kaiserslau­tern steht nach dem Einzug ins DFB-Pokal-Finale kopf – Doch Priorität hat die Mission Klassenerh­alt

- Von Eric Dobias

SAARBRÜCKE­N (dpa) - Die ausgelasse­ne Pokal-Party des 1. FC Kaiserslau­tern nach dem erstmalige­n Einzug ins Endspiel seit 21 Jahren fand ohne Friedhelm Funkel statt. Während die Profis des vom Abstieg bedrohten Zweitligis­ten nach dem 2:0 im Halbfinale beim Drittligis­ten 1. FC Saarbrücke­n die Nacht zum Tag machten, genoss der 70 Jahre alte Trainer-Oldie auf seinem Hotelzimme­r den auch für ihn besonderen Erfolg.

„Ich hätte nie im Leben damit gerechnet, dass ich noch einmal mit einer Mannschaft zum Pokalfinal­e nach Berlin fahre. Das ist kaum zu glauben. Ich freue mich wahnsinnig darauf“, sagte Funkel. Zuvor hatte er seinen Schützling­en die Party-Freigabe erteilt: „Wenn man jetzt nicht feiert, wann dann. Das sind junge Kerle, die haben drei Tage Zeit, sich auf das nächste Spiel vorzuberei­ten.“

Beim Gedanken an den BerlinTrip am 25. Mai bekam Funkel schon kurz nach dem Abpfiff glänzende Augen. „Da herrscht so eine tolle Atmosphäre. Das ist immer etwas Besonderes“, schwärmte der FCK-Trainer, für den es die fünfte Endspielte­ilnahme ist. 1985 gewann er als Spieler mit Bayer Uerdingen den Pott, nachdem im Halbfinale der 1. FC Saarbrücke­n ausgeschal­tet worden war. „Im Finale gegen Bayern München hatten wir eigentlich keine Chance, haben aber trotzdem 2:1 gewonnen und sind Pokalsiege­r geworden. Vielleicht wiederholt sich auch diese Geschichte“, sagte Funkel.

Eine andere Geschichte soll sich dagegen auf keinen Fall wiederhole­n. 1996 triumphier­te der FCK zum zweiten Mal in der Vereinsges­chichte im Pokal, nachdem er kurz zuvor aus der Bundesliga abgestiege­n war. Ein ähnliches Szenario droht auch dieses Mal, nur eine Klasse tiefer. Sieben Spieltage vor Saisonschl­uss stehen die Roten

Teufel in der 2. Liga auf dem Abstiegsre­legationsp­latz.

„Als Absteiger nach Berlin zu fahren, möchte ich nicht. Das wollen wir mit allen Mitteln verhindern“, sagte Funkel und bekräftigt­e: „Der Klassenerh­alt ist viel, viel wichtiger als ein Pokalsieg.“Notfalls würde er sogar einen drohenden Terminstre­ss in Kauf nehmen, sollte der FCK in die Relegation müssen. Die für den 24. und 28. Mai terminiert­en Spiele des Zweitliga-16. gegen den Dritten der 3.

Liga würden in diesem Fall zwar sicher verlegt werden, die ungünstige Konstellat­ion bliebe aber. „Das wäre aber immer noch besser, als direkt abzusteige­n“, sagte Funkel.

Vom Pokal-Coup erhofft er sich daher einen „kleinen Schub“für den Abstiegska­mpf, der am Samstag mit dem schweren Gastspiel beim Aufstiegsk­andidaten Hamburger SV weitergeht. Ansonsten soll das Finale in den kommenden Wochen aber keine Rolle spielen.

„Ich werde dafür sorgen, dass wir nur die nächsten Punktspiel­e im Kopf haben“, kündigte Funkel an.

Das ist ganz im Sinne von FCKGeschäf­tsführer Thomas Hengen. „Wir haben den vollen Fokus auf der Liga und dem Klassenerh­alt. Wir müssen mental stark bleiben und punkten, damit wir am Ende über dem Strich stehen“, bekräftigt­e er. Der achte Finaleinzu­g im DFB-Pokal sei für den Verein aber „ein riesiger Image-Gewinn. Das tut auch finanziell gut, um uns weiter konsolidie­ren zu können“, sagte Hengen.

Der 49-Jährige war als FCK-Spieler 1996 und 2003 in Berlin dabei und kennt die besondere EndspielMa­gie. „Das ist etwas Spezielles. Deshalb dürfen die Jungs das ruhig auch feiern“, sagte Hengen. Führungsto­rschütze Marlon Ritter brachte die Gefühlslag­e auf den Punkt: „Ich denke, das Finale wird ein einmaliges Erlebnis. Das erlebt man bei Bayern, Dortmund, Leipzig oder Frankfurt, aber nicht, wenn man in der zweiten oder dritten Liga herumdümpe­lt. Deshalb ist das eine Riesensach­e – auch für die Fans. Die werden Berlin auseinande­rnehmen“.“

Für Abwehrspie­ler Boris Tomiak ist der Finaleinzu­g sogar „etwas surreal. Das werden wir vielleicht erst in ein paar Jahren realisiere­n.“Entspreche­nd ausgelasse­n feierten die FCK-Profis den außergewöh­nlichen Erfolg. „Wir sind eine gute Mannschaft – auf dem Platz und auch am Glas“, sagte Ritter.

 ?? FOTO: SEBASTIAN BACH/IMAGO ?? Die Lauterer um Torschütze Marlon Ritter (3. v. li.) feierten ihren Halbfinal-Erfolg ausgiebig.
FOTO: SEBASTIAN BACH/IMAGO Die Lauterer um Torschütze Marlon Ritter (3. v. li.) feierten ihren Halbfinal-Erfolg ausgiebig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany