Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kollektiver VfB-Blackout in Hildesheim
Friedrichshafens Volleyballer verlieren beim 0:3 gegen Giesen völlig den Faden
FRIEDRICHSHAFEN - Was gestern war, das kann morgen schon wieder ganz anders aussehen. Das erfuhr der VfB Friedrichshafen am Mittwochabend in der VolksbankArena in Hildesheim. Nach dem klaren 3:0-Heimsieg am Samstag unterlagen die Häfler im dritten Play-off-Halbfinalspiel bei den Helios Grizzlys Giesen nun selbst mit 0:3 (25:27, 18:25, 24:26). „Mit diesem Publikum hat man einen siebten Mann im Rücken“, hob Giesens Noah Baxpöhler danach den Heimvorteil hervor. Damit führen die Niedersachsen in der Best-of-Five-Serie mit 2:1 und können am Samstag mit einem Auswärtssieg in der SpacetechArena in Friedrichshafen (19 Uhr, live bei Dyn) ins Bundesliga-Finale einziehen. Dort stehen seit Mittwoch schon die Berlin Recycling Volleys nach drei 3:1-Siegen gegen die SVG Lüneburg.
Insbesondere für das klare Resultat verantwortlich vor 2589 Zuschauern war ein kollektiver VfB-Blackout in Satz zwei. „Unsere Leistung war nicht überzeugend“, bekräftigte VfB-Trainer Mark Lebedew. „Wir wollten den Gegner austricksen und haben nicht die einfache Lösung genommen und zu viel nachgedacht, als ob wir Schach gespielt hätten.“
Bis auf den verletzten Simon Kohn waren bei Friedrichshafen alle Mann an Bord. Auf dem Spielberichtsbogen stand auch wieder Kapitän Marcus Böhme. Der 38jährige Mittelblocker knickte beim 2:3 im ersten Spiel in Hildesheim um und blieb deshalb in Spiel 2 außen vor. „Er hätte nicht spielen können“, sagte Lebedew. Mit dem Kaderplatz wollten die Häfler niemanden täuschen, stattdessen unterstrich dieser nur die Wichtigkeit des Routiniers. „Es ist wichtig, dass er dabei ist. Er ist der Kapitän und hat schon einen positiven Einfluss“, meinte Lebedew.
Neben José Israel Masso Alvarez bekleidete wieder Severi Savonsalmi
die Mittelblocker-Position. Den VfB ein Stück näher ans Finale bringen sollten außerdem Libero Nikola Pekovic, die beiden Außenangreifer Tim Peter und Jackson Young, Diagonalspieler Michal Superlak und Zuspieler Aleksa Batak.
Früh vollzog Lebedew den ersten Wechsel. Jan Fornal startete im zweiten Satz für Young – eine Reaktion auf die Leistung des Kanadiers. Nur drei seiner zehn Angriffe führten zum Erfolg, unter anderem schlug er den letzten Ball zum 27:25 für Giesen ins Aus. Angesichts der 15:10-Führung war es eine ärgerliche Satzniederlage für die Häfler, die damit ihren Gegner nach dem Nackenschlag am Samstag aufbauten.
Und auch ohne Young zog der VfB den Kürzeren. Giesens Diagonalangreifer Michiel Ahyi jagte einen starken Aufschlag nach dem nächsten auf die andere Seite und bereitete Friedrichshafen damit extreme Probleme. Der Annahmeriegel der Gäste funktionierte in dieser Phase überhaupt nicht. Die Niedersachsen, die wieder auf Baxpöhler und Jori Mantha bauen konnten, freuten sich über sieben Punkte in Folge – das war die halbe Miete. Vor allem auch, weil Ahyi den VfB aus dem Konzept brachte. Lebedew wechselte deshalb munter durch. Simon Tabermann Uhrenholt, Sergio Carrillo und Ben-Simon Bonin durften sich versuchen. Nur Masso, Pekovic und Peter waren von der Startformation übriggeblieben. Aber die Häfler waren weit von einer Wende entfernt. Zum Leidwesen aller, die es beim Public Viewing in der Spacetech-Arena mit den Häflern hielten, war es ein Satz des Grauens. Mit Savonsalmis Aufschlagfehler fand er ein passendes Ende (18:25).
Es lief also wie in Spiel 1, auch da führte Giesen mit 2:0. Es schloss sich abermals eine ZehnMinuten-Pause
an, der VfB hoffte erneut auf eine Auf holjagd – diesmal nur mit einem besseren Ausgang. Weil sich keiner der Eingewechselten nachhaltig empfahl, setzte Lebedew wieder auf das Stammpersonal. Eine Besserung war zunächst nicht in Sicht. Als Superlak das Feld verfehlte (12:16), schien das Spiel nach dem Verlauf schon verloren. Friedrichshafen aber bekam tatsächlich noch einmal einen Fuß in die Tür. Plötzlich führte der Vizemeister sogar mit 22:19. Auch dank des bis dato enttäuschenden Diagonalspielers Superlak, der seine Effizienz wiederentdeckte. Wie schon in Satz eins brachte der VfB aber auch diese Führung nicht Hause. Mit all seiner Cleverness verwandelte Giesens Iliya Goldrin den zweiten Matchball zum 26:24. Der israelische Außenangreifer überlobbte die Häfler und löste damit eine schwierige Spielsituation hervorragend.