Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kollektive­r VfB-Blackout in Hildesheim

Friedrichs­hafens Volleyball­er verlieren beim 0:3 gegen Giesen völlig den Faden

- Von Nico Brunetti

FRIEDRICHS­HAFEN - Was gestern war, das kann morgen schon wieder ganz anders aussehen. Das erfuhr der VfB Friedrichs­hafen am Mittwochab­end in der VolksbankA­rena in Hildesheim. Nach dem klaren 3:0-Heimsieg am Samstag unterlagen die Häfler im dritten Play-off-Halbfinals­piel bei den Helios Grizzlys Giesen nun selbst mit 0:3 (25:27, 18:25, 24:26). „Mit diesem Publikum hat man einen siebten Mann im Rücken“, hob Giesens Noah Baxpöhler danach den Heimvortei­l hervor. Damit führen die Niedersach­sen in der Best-of-Five-Serie mit 2:1 und können am Samstag mit einem Auswärtssi­eg in der SpacetechA­rena in Friedrichs­hafen (19 Uhr, live bei Dyn) ins Bundesliga-Finale einziehen. Dort stehen seit Mittwoch schon die Berlin Recycling Volleys nach drei 3:1-Siegen gegen die SVG Lüneburg.

Insbesonde­re für das klare Resultat verantwort­lich vor 2589 Zuschauern war ein kollektive­r VfB-Blackout in Satz zwei. „Unsere Leistung war nicht überzeugen­d“, bekräftigt­e VfB-Trainer Mark Lebedew. „Wir wollten den Gegner austrickse­n und haben nicht die einfache Lösung genommen und zu viel nachgedach­t, als ob wir Schach gespielt hätten.“

Bis auf den verletzten Simon Kohn waren bei Friedrichs­hafen alle Mann an Bord. Auf dem Spielberic­htsbogen stand auch wieder Kapitän Marcus Böhme. Der 38jährige Mittelbloc­ker knickte beim 2:3 im ersten Spiel in Hildesheim um und blieb deshalb in Spiel 2 außen vor. „Er hätte nicht spielen können“, sagte Lebedew. Mit dem Kaderplatz wollten die Häfler niemanden täuschen, stattdesse­n unterstric­h dieser nur die Wichtigkei­t des Routiniers. „Es ist wichtig, dass er dabei ist. Er ist der Kapitän und hat schon einen positiven Einfluss“, meinte Lebedew.

Neben José Israel Masso Alvarez bekleidete wieder Severi Savonsalmi

die Mittelbloc­ker-Position. Den VfB ein Stück näher ans Finale bringen sollten außerdem Libero Nikola Pekovic, die beiden Außenangre­ifer Tim Peter und Jackson Young, Diagonalsp­ieler Michal Superlak und Zuspieler Aleksa Batak.

Früh vollzog Lebedew den ersten Wechsel. Jan Fornal startete im zweiten Satz für Young – eine Reaktion auf die Leistung des Kanadiers. Nur drei seiner zehn Angriffe führten zum Erfolg, unter anderem schlug er den letzten Ball zum 27:25 für Giesen ins Aus. Angesichts der 15:10-Führung war es eine ärgerliche Satznieder­lage für die Häfler, die damit ihren Gegner nach dem Nackenschl­ag am Samstag aufbauten.

Und auch ohne Young zog der VfB den Kürzeren. Giesens Diagonalan­greifer Michiel Ahyi jagte einen starken Aufschlag nach dem nächsten auf die andere Seite und bereitete Friedrichs­hafen damit extreme Probleme. Der Annahmerie­gel der Gäste funktionie­rte in dieser Phase überhaupt nicht. Die Niedersach­sen, die wieder auf Baxpöhler und Jori Mantha bauen konnten, freuten sich über sieben Punkte in Folge – das war die halbe Miete. Vor allem auch, weil Ahyi den VfB aus dem Konzept brachte. Lebedew wechselte deshalb munter durch. Simon Tabermann Uhrenholt, Sergio Carrillo und Ben-Simon Bonin durften sich versuchen. Nur Masso, Pekovic und Peter waren von der Startforma­tion übriggebli­eben. Aber die Häfler waren weit von einer Wende entfernt. Zum Leidwesen aller, die es beim Public Viewing in der Spacetech-Arena mit den Häflern hielten, war es ein Satz des Grauens. Mit Savonsalmi­s Aufschlagf­ehler fand er ein passendes Ende (18:25).

Es lief also wie in Spiel 1, auch da führte Giesen mit 2:0. Es schloss sich abermals eine ZehnMinute­n-Pause

an, der VfB hoffte erneut auf eine Auf holjagd – diesmal nur mit einem besseren Ausgang. Weil sich keiner der Eingewechs­elten nachhaltig empfahl, setzte Lebedew wieder auf das Stammperso­nal. Eine Besserung war zunächst nicht in Sicht. Als Superlak das Feld verfehlte (12:16), schien das Spiel nach dem Verlauf schon verloren. Friedrichs­hafen aber bekam tatsächlic­h noch einmal einen Fuß in die Tür. Plötzlich führte der Vizemeiste­r sogar mit 22:19. Auch dank des bis dato enttäusche­nden Diagonalsp­ielers Superlak, der seine Effizienz wiederentd­eckte. Wie schon in Satz eins brachte der VfB aber auch diese Führung nicht Hause. Mit all seiner Cleverness verwandelt­e Giesens Iliya Goldrin den zweiten Matchball zum 26:24. Der israelisch­e Außenangre­ifer überlobbte die Häfler und löste damit eine schwierige Spielsitua­tion hervorrage­nd.

 ?? FOTO: GÜNTER KRAM ?? Michiel Ahyi von den Helios Grizzlys Giesen (re.) hat den VfB Friedrichs­hafen (v. li. José Israel Masso Alvarez und Aleksa Batak) mit seiner Aufschlags­erie aus dem Konzept gebracht.
FOTO: GÜNTER KRAM Michiel Ahyi von den Helios Grizzlys Giesen (re.) hat den VfB Friedrichs­hafen (v. li. José Israel Masso Alvarez und Aleksa Batak) mit seiner Aufschlags­erie aus dem Konzept gebracht.

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