Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Hilfe für pflegende Angehörige und ehrenamtlich Engagierte
Vorerst letzte Kursveranstaltung mit „Wohnen im Alter neu denken“im Miteinanderort Neukirch
NEUKIRCH - Für die vorerst letzte Veranstaltung beim Demenzbegleiterkurs hat es im Neukircher Miteinanderort am Marktplatz Lob und Anerkennung gegeben: von der Organisatorin für die Teilnehmerschaft und von den mehr als 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern für das Engagement der Gemeinwesenarbeiterin Ramona Radulla. Mit dabei war auch Anja Lisa Hirscher als Referentin.
Die Referentin vom K-Punkt Ländliche Entwicklung aus Kisslegg, Teil der Diözese RottenburgStuttgart, stellte dar, warum wir anders wohnen und bauen müssten. Dazu brachte Hirscher Argumente und Beispiele. Sie ging auf die problematischen Einfamilienhausstandards ein sowie auf die Flächenversiegelung, die bei uns immer noch 55 Hektar pro Tag betrage, schon 2050 aber bei null liegen solle. Um das Wohnen neu zu denken, gelte es, Ressourcenverschwendung entgegenzuwirken.
Außerdem sei die Baubranche derzeit eher ein „Klimakiller mit schlechter Energiebilanz“, während in Sachen Nachhaltigkeit Bestandsgebäude einen Vorsprung aufwiesen. Stadtplanerisch müsse gelten „innen vor außen“, also bestehende Altbauten und Leerstände zu aktivieren. Als Beispiele führte Anja Lisa Hirscher gemeinschaftliches Wohnen, Tinyhäuser, Junges Wohnen und Wohnen im Alter an – etwa in der Wohngenossenschaft Kalkbreite in Zürich mit kleinen Wohneinheiten, der Möglichkeit des Wohnungstausches, bei Nutzung von Großküche, Sozialräumen und Büros.
In der Nachbarschaft zu Neukirch, bei der „Wohngenossenschaft Wohnen+Wangen“, sei man ähnlich aufgestellt. Einlassen müsse man sich auf Kompromisse, Flexibilität, Gemeinschaftsaktionen und -besprechungen. Während einige von der WG-Lösung, die es letztlich sei, nicht begeistert waren, resümierte eine Teilnehmerin: „Im Alter muss man wohl oder übel meist Kompromisse eingehen.“Auf dem Land müsse man zudem etwas mehr organisieren, was Nachbarschaftshilfe, barrierearme Wohnungen, Tagespflege Demenz- oder Pflegewohngemeinschaften angehe.
Aus dem Publikum wurden Fragen wie Personalintensivität und Bürgerbeteiligung angesprochen, auch die Problematik von Investoren, wegen der Renditeziele. Man müsse die richtige Organisationsform finden, betonte die Referentin – und sich dann vielleicht besser für ein bürgerschaftliches Investorenmodell zwischen Gemeinde als Generalmieter, Eigenbetrieb, Verein, Gemeindeengagement oder Bürgergenossenschaft entscheiden.
Eine Frage kam zum Unterschied zu Seniorenheimen. Hirscher erläuterte die Alterspyramide mit demografischem Wandel und Pflegenotstand, weswegen es schlicht nicht genug Einrichtungen und Personal gebe. Man sei auf pflegende Angehörige, Fürsorge für Pflegebedürftige, kommunale und kirchliche Unterstützung angewiesen.