Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Friedrichshafen erobert die Festung Hildesheim
Die Volleyballer des VfB gewinnen das entscheidende fünfte Spiel gegen Giesen und stehen im Play-off-Finale
FRIEDRICHSHAFEN - Das ewige Playoff-Finale der deutschen Volleyball-Bundesliga? Oder doch mal was Neues? Diese Frage musste am Mittwochabend in der Volksbank-Arena in Hildesheim beantwortet werden. Die Helios Grizzlys Giesen trafen im fünften Playoff-Halbfinalspiel auf den VfB Friedrichshafen. Die Gastgeber legten überragend stark los – doch am Ende jubelten die Häf ler. Angeführt von José Masso und Michal Superlak und einem sensationell gut aufgelegten Nikola Pekovic gewann der VfB mit 3:1 (19:25, 26:24, 25:22, 25:22).
Auch überragende 33 Punkte von Michiel Ahyi reichten dem Hauptrundenzweiten Giesen nicht zum erstmaligen Einzug ins Play-off-Finale. Die Grizzlys kassierten ihre erste Heimniederlage der gesamten Saison. Beim VfB wurde die Last auf mehrere Schultern verteilt. Superlak kam auf 23 Punkte, Masso auf 19 und Tim Peter auf 17. Libero Pekovic, der unter anderem in der Schlussphase des vierten Satzes eine unfassbare Abwehr zeigte, wurde zum besten Spieler gewählt. „Wir haben über weite Strecken das gemacht, was wir machen mussten“, sagte VfB-Kapitän Marcus Böhme. „Bei uns war die Überzeugung da, dass wir den Finaleinzug schaffen können.“
Vor dem ersten Aufschlag des finalen Showdowns am Mittwochabend sind im Halbfinale zwischen Giesen und dem VfB 638 Punkte gespielt worden. 330 davon gewannen die Häf ler – die mit 13 deutschen Meistertiteln noch gleichauf mit den Berlin Recycling Volleys sind. Unter anderem machte der VfB im ersten Halbfinale in Hildesheim zwei Punkte mehr als Giesen, verlor die Partie aber trotzdem mit 2:3. Weil alle vier bisherigen Partien von der jeweiligen Heimmannschaft gewonnen wurden, galten die Grizzlys als leichter Favorit. „Wir können uns aber nicht nur auf unseren Heimvorteil verlassen“, machte Trainer Itamar Stein Anfang der Woche klar. „Wir müssen von Anfang bis Ende aggressiv sein.“
Die mehr als 2500 Fans in der Volksbank-Arena waren heiß – die Mehrzahl der Zuschauer wollte natürlich die Grizzlys im Finale sehen. Doch nach zwei Stunden spannendem Volleyball mussten sie mit ansehen, wie ihre Mannschaft zwar Medaillen umgehängt bekam, aber eben nur als Trostpf laster. Die so starke Saison der Grizzlys hat ein abruptes Ende gefunden – der VfB kämpft einmal mehr gegen Berlin um die deutsche Meisterschaft. Damit steht jetzt schon fest, dass es am Ende dieser Saison einen alleinigen deutschen Rekordmeister geben wird. Sowohl die Häfler als auch der Serienmeister der vergangenen Jahre stehen bei 13 Meisterschaften.
Nach etwas mehr als einer halben Stunde sah es überhaupt nicht gut aus für die Häfler. Bei Giesen klappte fast alles, vor allem Michiel Ahyi und der angeschlagene Jori Mantha stellten den VfB vor große Probleme. Nach dem 25:19 im ersten Satz kam Ahyi beim Stand von 2:2 im zweiten Durchgang an die Linie – und diese verließ der Belgier erst nach acht Punkten wieder. Durch einen 7:0-Lauf legte Giesen auf 9:2 vor, diesen Vorsprung hielten die Grizzlys lange. Friedrichshafen kam zwar auf 16:17 und 22:23 heran. Doch dann hatte Giesen zwei Satzbälle. Die 2:0-Satzführung war zum Greifen nah.
Doch wenige Minuten später hatte sich der VfB diesen Durchgang doch noch geholt. Und wie! Michal Superlak wehrte zunächst die beiden Satzbälle ab, dann folgte der Auftritt von José Masso. Der kubanische Mittelblocker räumte erst Jakob Günthör ab und sorgte dann mit dem Block gegen Ahyi zum 26:24 für ein absolutes Highlight in dieser Partie.
Zum ersten Mal seit der ersten Halbfinalpartie hatte sich damit eine Gastmannschaft mal wieder einen Satzgewinn geholt. Das Momentum, worüber im Sport so gerne und häufig gesprochen wird, lag nun aufseiten der Häfler. Das war im dritten Satz auch direkt zu spüren. Der VfB sicherte sich schnell die Führung – unter anderem dank zwei Assen von
Masso – und ließ sich auch vom Ausgleich nicht mehr beirren. Michal Superlak war in den entscheidenden Momenten der Zielspieler des VfB. Der Pole verwertete den dritten Satzball (25:22).
Den Häflern fehlte damit nur noch ein Satz zum erneuten Einzug ins Play-off-Finale. Mit viel Schwung starteten sie in den vierten Durchgang. Schnell stand es 5:2, nach einem weiteren Ass von Masso 8:4. Giesen hatte aber Ahyi, der sich noch einmal mit allem, was er hatte, gegen die drohende Niederlage stemmte. Angeführt vom Niederländer kam Giesen noch einmal heran und sogar zur 19:18-Führung. Doch dann wurde er geblockt, Pekovic wehrte sensationell ab und Mantha schlug den letzten Ball ins Netz.