Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Volksbank blickt auf erfolgreiche Fusion
Wie das erste Geschäftsjahr verlaufen ist und wie es weitergeht
TETTNANG - Die Wirtschaft in der Region erholt sich langsam, der Optimismus wächst. Zumindest bei den Vorstandsmitgliedern der Volksbank (Voba) Bodensee-Oberschwaben, die bei der ersten gemeinsamen Bilanzpressekonferenz in Tettnang auf ein erfolgreiches erstes Geschäftsjahr nach der Fusion der früheren Vobas Ravensburg-Weingarten und Friedrichshafen-Tettnang blicken.
Trotz hoher Kosten, die so eine Verschmelzung mit sich bringt – von der externen Beratung bis hin zur IT-Umstellung – verbesserte die fusionierte Volksbank ihr Ergebnis im vergangenen Jahr. Und das, obwohl die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wegen des Ukraine-Kriegs und der gestiegenen Verbraucherpreise nicht allzu gut waren.
Das betreute Kundenvolumen hat sich von 6,7 Milliarden auf 7,1 Milliarden Euro erhöht. Das entspricht einem Zuwachs von 4,8 Prozent. Bei den Kundeneinlagen (2,4 Milliarden Euro, +2,3 Prozent) legte die Voba zu, obwohl die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spürbar waren. Viele Menschen hätten weniger Geld auf die Seite legen können, weil sie mit der Inf lation zu kämpfen hatten, so Vorstandsvorsitzender Arnold Miller. Dankbar hätten die Kunden daher registriert, dass die Voba anders als manch andere regionale Bank nicht mit den Zinsen für Fest- und Tagesgeld gegeizt habe, sondern einen Großteil der gestiegenen Leitzinsen an sie weitergegeben habe. Auf das einjährige Festgeld gab es im vergangenen Jahr beispielsweise 3,0 Prozent Zinsen. In Erwartung von Zinssenkungen durch die EZB, vermutlich ab Juni, sind diese jedoch für neue Festgeldkonten aktuell auf nur noch 2,65 Prozent reduziert worden.
Bei den Baukrediten habe es zwar einen merklichen Einbruch gegeben, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Thomas Stauber, bei der Immobilienvermarktung sei aber kein Rückgang zu verzeichnen gewesen, weil offenbar mehr Menschen als früher Häuser oder Wohnungen ohne Finanzierung gekauft hätten.
Da auch die Zinsen für Baukredite in den vergangenen Monaten merklich gesunken seien, ziehe das Geschäft aktuell aber wieder merklich an. Was die Vorstände sehr positiv bewerteten: als Frühindikator für gesamtwirtschaftliche Entwicklungen, die Banken immer als Erstes bemerkten. Auch in der regionalen Wirtschaft wachse der Optimismus in der jüngsten Zeit wieder. Miller: „Auch die IHK glaubt, der Tiefpunkt sei durchschritten.“
Unter dem Strich ist bei der Gewinnund Verlustrechnung ein Bilanzgewinn von 5,5 Millionen Euro erwirtschaftet worden, 17 Prozent mehr als im Vorjahr, als die zwei Banken noch nicht fusioniert waren. Die Bilanzsumme liegt bei 3,2 Milliarden Euro.
Auch der Ende Juni ausscheidende Vorstandsvorsitzende Jürgen Strohmaier blickt positiv auf das Fusionsjahr 2023 zurück. Die IT-Umstellung sei gut und für die Kunden reibungslos gelungen – was keine Selbstverständlichkeit ist, blickt man auf die Integration der Postbank in die Deutsche Bank, bei der Tausende Kunden zeitweise keinen Zugriff mehr auf ihr Girokonto hatten und es massenhaft Beschwerden bei der Bankaufsichtsbehörde
Bafin gab, die schließlich einschreiten musste. Etwas kompliziert war die Bearbeitung von 3700 sogenannter Doppelkunden, die zuvor bei beiden Banken ein Konto hatten. Sie mussten manuell umgestellt werden. Die neue Genossenschaftsbank hat etwa 90.000 Kunden, davon sind knapp 52.500 Mitglied. Diese Anteilseigner können sich demnächst über eine Dividende von voraussichtlich 3,5 Prozent freuen, vorausgesetzt, die Hauptversammlung stimmt im Juni zu.
Als Nächstes steht die Harmonisierung der unterschiedlichen
Kontomodelle an, die 2025 wirksam werden soll. Filialschließungen im Geschäftsgebiet, das von Bergatreute bis Friedrichshafen und von Horgenzell bis Amtzell reicht, sind nicht geplant. 20 Geschäftsstellen sind nach wie vor personell besetzt, hinzukommen einige Selbstbedienungsschalter.
Und auch die Menschen in der Region, die nicht Kunde bei der Volksbank sind, können von deren gesamtgesellschaftlichem Engagement profitieren, sei es von Spenden und Sponsoring oder dem Aufbau von E-Ladesäulen.