Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Nach dem Bibbern folgt die Euphorie

Mit dem Halbfinalt­riumph haben sich die Häfler Volleyball­er weiteres Ansehen erspielt

- Von Nico Brunetti

FRIEDRICHS­HAFEN - „Deutscher Meister wird nur der VfB“hallte es beim gut besuchten Public Viewing durch die Spacetech-Arena in Friedrichs­hafen. Diesen Song stimmten die Fans ref lexartig an, nachdem sich ihr VfB Friedrichs­hafen endgültig das Finalticke­t in der Volleyball-Bundesliga gesichert hatte. In der Euphorie blendeten die Häfler Fans aus, dass es dann wieder gegen die Berlin Recycling Volleys geht und die Hauptstädt­er in den vergangene­n sieben Titelkämpf­en stets die Oberhand behielten. Dabei waren sie noch geflasht vom 3:1 (19:25, 26:24, 25:22, 25:22)-Sieg in Spiel 5 bei den Helios Grizzlys Giesen am Mittwochab­end. Vor 2764 Zuschauern in der Volksbank-Arena in Hildesheim hat Friedrichs­hafen nach einem schwierige­n Start unfassbare Moral bewiesen.

Unter den Zuschauern befand sich auch einer, der zu Saisonbegi­nn noch selbst das VfB-Trikot trug: Marc-Anthony Honoré. „Ich bin stolz auf die Truppe, ihre Leistung war super“, sagte der 39-jährige Mittelbloc­ker aus Trinidad und Tobago. Selbst gehört er schon seit Monaten nicht mehr zum Kader, er half zu Saisonbegi­nn letztlich auch nur aus und füllte die Lücke, die sich durch die Verletzung von Severi Savonsalmi und der späten Ankunft des Kubaners José Israel Masso Alvarez ergab. „Meine Spielerkar­riere ist vorbei“, sagt Honoré, der gerne weiter Co-Trainer der Volley Youngstars sein möchte.

Entschiede­n ist das jedoch noch nicht – für Honoré gilt das auch für den Titelkampf in der 1. Volleyball-Bundesliga. „Berlin ist definitiv stärker als Giesen“, meint er. Honoré, der mit dem Team noch in Kontakt steht, macht vor allem die Art und Weise des Erfolges am Mittwoch Hoffnung. Friedrichs­hafen lag in Satz zwei mit 2:9 hinten und gewann diesen tatsächlic­h noch mit 26:24. „Das gibt uns definitiv mehr Motivation. Es ist eine Bestätigun­g:

Wenn wir kämpfen, dann können wir es schaffen“, betonte der 39-Jährige.

Gut weg in der Beurteilun­g der Fans kam Jan Fornal. Der polnische Außenangre­ifer ist Anfang des zweiten Satzes für Jackson Young ins Spiel gekommen und war „auf den Punkt da“, lobte Udo Piram aus Friedrichs­hafen. Der 58-jährige VfB-Fan wollte aber gar keinen Einzelnen heraushebe­n, für ihn ist es die ganze Saison „wirklich eine Mannschaft­sleistung“. Und Piram sieht auch gegen Berlin Chancen für die Häfler. „Die haben auch nicht immer gute Tage“, meint Piram. Den erneuten Finaleinzu­g schreibt er auch Trainer Mark Lebedew zu. Unter „deutlich schwierige­ren Randbeding­ungen als früher“und aufgrund der gestiegene­n Konkurrenz ist es keine Selbstvers­tändlichke­it, immer bis zum Schluss um den Titel zu spielen. „Er ist sehr kommunikat­iv und hat Spieler wie Tim Peter und Luciano

Vicentin gut entwickelt. Es gibt wenige, die das können“, lobt ihn Piram und bedauert es deshalb auch, dass sich Lebedew und der Club nach der Saison trennen.

Lebedews hohes Standing in der Fangemeind­e bestätigt auch Ingo Volkmer, erster Vorsitzend­er des VfB-Fanclubs Häf ler Monsterblo­ck. „Er ist ein super Trainer, das Verhältnis zu ihm ist kumpelhaft“, meint Volkmer. Mit seinem Geleistete­n sind die Häfler zufrieden. Dass er bislang in drei Jahren lediglich einmal den DVV-Pokal gewonnen hat, „wird ihm nicht angekreide­t, bei Vita (Vital Heynen, Anm. d. Red.) war das anders“, so Volkmer, der noch keine Entscheidu­ng gefällt hat, ob er sich im Oktober erneut zum Vorsitzend­en des Häf ler Monsterblo­cks wählen lässt.

Und noch hat der 56-jährige Australier auch die Chance, den zweiten großen nationalen Titel zu gewinnen. „Wenn er es hinkriegen würde, wäre es top. Wir haben den Flow, können befreit aufspielen, warum sollen wir es nicht reißen?“, sagt Volkmer. „Ich traue den Jungs mehr zu als den Letztjähri­gen. Sie sind mental stärker und die wollens.“Wenn er sich etwas wünschen könnte, dann würde er den BR Volleys „viel lieber in Berlin die Meistersch­aft klauen“.

Play-off-Finale der Volleyball­Bundesliga:

Spiel 1: Berlin Recycling Volleys – VfB Friedrichs­hafen (Montag, 15. April, 19.30 Uhr); Spiel 2: VfB Friedrichs­hafen – Berlin Recycling Volleys (Mittwoch, 17. April, 19 Uhr); Spiel 3: Berlin Recycling Volleys – VfB Friedrichs­hafen (Samstag, 20. April, 18 Uhr); Spiel 4 (falls nötig): VfB Friedrichs­hafen – Berlin Recycling Volleys (Dienstag, 23. April, 19 Uhr); Spiel 5 (falls nötig): Berlin Recycling Volleys – VfB Friedrichs­hafen (Sonntag, 28. April, 16 Uhr).

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FOTO: GÜNTER KRAM Das fünfte Halbfinale ging den Fans des VfB Friedrichs­hafen phasenweis­e an die Nerven. Ihre Mannschaft hat die Partie in Hildesheim aber gewonnen und so herrschte beim Public Viewing enorme Freude.

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