Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Richtfest weist den Weg an Meckenbeurens Alter Schmiede
Mit Unternehmerfamilie Föhr zieht Investor Luftschiffbau Zeppelin einen Trumpf aus dem Ärmel – Gewissheit bei Gewerbeeinheiten
MECKENBEUREN - Selten, dass in Meckenbeuren eine solch große Menschenmenge ein Richtfest begleitet. Zu sehen war dies am Mittwochnachmittag, als an der Alten Schmiede mit der traditionellen Zusammenkunft der bislang reibungslose Fortschritt am größten Bauprojekt in der Gemeinde gewürdigt wurde. Dies in den Reden von Jörg Bischof für den Bauherrn, von Georg Schellinger für die Gemeinde und von Mario Bischof für den Generalunternehmer.
Mehr als 100 Interessierte (darunter viele am Bau Beteiligte) waren auf der für Meckenbeurens Innenentwicklung bedeutsamen Fläche zusammengekommen, mit der der Ortsausgang aus Richtung Ravensburg ein neues Gesicht bekommt. Bis zum Frühsommer 2025 sollen die beiden Gebäudekomplexe bezugsfertig sein, hinter denen die Zeppelin Vermögensverwaltungsgesellschaft als Investor steht – eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Luftschiffbau Zeppelin (LZ), in deren Hand das 23 Millionen Euro schwere Vorhaben seit März 2021 liegt, dessen erste Grundzüge Architekt Werner Plösser schon 2011 skizzierte.
„Das gute Miteinander“mit der Nachbarschaft hob LZ-Geschäftsführer Jörg Bischof in seinen Worten gleich zu Beginn hervor. Zu den ebenfalls namentlich begrüßten Gästen gehörte die Unternehmerfamilie Föhr. Mit ihrer Hotelbetreibergesellschaft tritt sie als Generalpächter und -betreiber von Haus II auf, in dem „Wohnen auf Zeit“und die
Gewerbeeinheiten zu finden sind. Letztere sind im Erdgeschoss angesiedelt und werden als Mieter die Bäckerei Mayer aus Isny beheimaten sowie den bereits in Meckenbeuren ansässigen Friseursalon von Denise Winner, der aus der Hans-Holbein-Straße hierhin als Friseurund Kosmetikstudio übersiedelt.
Auf die „hohe Wohnqualität“hob Bischof im Pressegespräch ab, „um Fachkräfte zu gewinnen und auch längerfristig zu halten“. Der Standort biete eine hervorragende Infrastruktur, der Bahnhof sei fußläufig erreichbar – „entscheidende Kriterien für dieses Projekt“. Mit der Unternehmerfamilie Föhr „konnten wir einen Fachmann im Bereich Gastronomie und Beherbergung gewinnen, der das Haus in der beabsichtigen Intention und in unserem Sinne erfolgreich betreibt und führen wird“, zeigte sich Jörg Bischof sicher.
Sind in dem viergeschossigen Hauptgebäude zudem 52 vollmöblierte Apartments für „Wohnen
auf Zeit“untergebracht, so entstehen 25 klassische Mietwohneinheiten im Haus I bei Flächen zwischen 50 und 100 Quadratmetern. Lob hielt Bischof für den Generalunternehmer i+R Industrie& Gewerbebau (Konstanz) parat, dem es gelungen sei, in hohem Maße hiesige Firmen einzubinden. Stellvertretend dafür erwähnt: Das mit dem Rohbau beauftragte Meckenbeurer Unternehmen Mathis, für das Vater Harald und Sohn Marco später in großer Höhe für den Richtspruch
verantwortlich zeichneten. An den Spatenstich vor 18 Monaten erinnerte Bürgermeister Georg Schellinger und führte die Figur des „Umarells“ein, die seither die Szene beherrsche. Mit dieser Abwandlung einer aus Bologna stammenden Bezeichnung sind all jene Männer im Rentenalter gemeint, die dem Treiben auf der Baustelle wohlwollend zusehen und es nicht an gutem Rat fehlen lassen. Nur echt mit hinter dem Rücken verschränkten Händen...
Er selbst, so Schellinger, bekomme zu der Baustelle „sehr positive Rückmeldungen“– sei es, dass intensiv gearbeitet werde, sei es, „dass hier städtebaulich etwas Erfreuliches entstehe“. Hoffnungsvoll fiel daher sein Ausblick auf Boardinghouse, gewerbliche Nutzungen und Mietwohnungsbau aus. Wie zuvor Jörg Bischof, der von „parallel abgelieferter hoher Qualität und Termintreue“sprach, verband auch Mario Bischof den Dank an die Handwerkerschaft mit der Hoffnung, dass der Bauablauf weiter unfallfrei vorangehe. Der Geschäftsführer der i+R Industrie- & Gewerbebau GmbH sah auch in puncto Ökologisierung zwei toppmoderne Häuser erwachsen und nannte Zahlen dazu.
Bei der aufgrund des Untergrunds herausfordernden Gründung seien von der i+R Spezialtiefbau 275 Bohrpfähle gesetzt worden, die eine Gesamtlänge von 7042 Meter aufweisen. Damit einher ging der Ein- und Ausbau von 2110 Quadratmeter Spundwänden für die Baugrubensicherung. In den Gebäuden verarbeitet wurden 6750 Kubikmeter Beton, ergänzt um 747 Laufmeter Sichtbeton-Fertigteile in der Fassade. Schlussendlich sollen an die 40 Unternehmen an dem Bau mitwirken – also mehr als 150 Personen, die zur regionalen Wertschöpfung beitragen. „Wir sind gut im Zeitplan“, wies Mario Bischof auf eine angestrebte Fertigstellung im zweiten Quartal 2025 (Mitte Mai) hin.
Dann darf auch wieder an den Platz für die Geißbock-Skulptur gedacht werden, die naturgemäß beim Richtfest noch fehlte.