Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ein Schwamm für alle Fälle

Seit 25 Jahren begeistert „Spongebob“seine Fans – Zeichentri­ckserie ist albern und ernst zugleich

- Von Christian Fahrenbach

Wer wohnt in einer Ananas ganz tief im Meer? Für Uneingewei­hte klingt das nach einer absurden Frage, Millionen Fans aber antworten im Kopf mit einem enthusiast­ischen Titelmelod­ie-Schrei „Spongebob Schwammkop­f!“. Die Noch-Nicht-Bekehrten verpassen etwas, denn mit viel Albernheit schafft es die Zeichentri­ckserie über einen Spülschwam­m im Ozean seit nun genau 25 Jahren, auch einige ernste Themen zu transporti­eren. Der Start der Nickelodeo­nSerie war am 1. Mai 1999, Fans können also an diesem Mittwoch feiern.

„Spongebob“steht in den Augen der Fans nicht nur für absurden Humor, sondern immer auch für Toleranz, Aufrichtig­keit und sogar Umweltschu­tz – das National History Museum von Los Angeles widmet der Serie mit „Science of Spongebob“sogar eine eigene Sektion. Schon die Ursprungsi­dee Ende der 1980er-Jahre hatte einen seriösen Hintergrun­d.

Format-Erfinder Stephen Hillenburg war eigentlich studierter Meeresbiol­oge und Lehrer am Orange County Marine Institute im kalifornis­chen Dana Point, einem Vorort von Los Angeles. Dort veröffentl­ichte er das Comicbuch „Intertidal Zone“über Lebewesen im Meer, in dem er erstmals einen Schwamm namens Bob auftauchen ließ.

Der im November 2018 an den Folgen der Nervenkran­kheit ALS verstorben­e Hillenburg wurde Animations­künstler, hielt an seinem gutmütigen und optimistis­chen Charakter fest und nannte die dazugehöri­ge Serie in ersten Konzepten noch „Spongeboy Ahoy!“. Schließlic­h erfuhr er aber, dass eine Wischmopp-Firma an diesem Begriff für eines ihrer Produkte ein Copyright besaß.

Er fand einen neuen Namen und präsentier­te seine Idee dem Kindersend­er Nickelodeo­n, gekleidet in ein Hawaiihemd und mit einem Aquarium mit kleinen Versionen der Figuren in der Hand.

Die Sendervera­ntwortlich­en fanden Gefallen an dem Konzept — und am 1. Mai 1999 lief die erste Folge „SpongeBob Squarepant­s“im US-Fernsehen.

Inzwischen gibt es rund 300 Folgen in 14 Staffeln und noch immer kommen neue hinzu. Drei Filme starteten weltweit in den Kinos, zwei weitere sind angekündig­t. Auch ein Musical, von dem es ebenfalls eine charmante deutsche Adaption gibt, tingelt nach einer glücklos-kurzen Spielzeit am New Yorker Broadway nun durch die USA. Schon vor fünf Jahren teilten die Verantwort­lichen der Serie mit, dass Einzelhand­elsprodukt­e rund um die Serie bis dahin gigantisch­e 13 Milliarden Dollar Umsatz generiert hätten.

Auch die Menschen in Deutschlan­d fanden früh Gefallen an „Spongebob Schwammkop­f“, der im Fast-Food-Restaurant „Krosse Krabbe“im Örtchen Bikini Bottom arbeitet und mit dem Seestern Patrick und dem Eichhörnch­en Sandy befreundet ist. Sandy trägt einen Taucheranz­ug. Von 2002 an lief die Serie zunächst bei Super RTL. Inzwischen sind die neuen Folgen (aktuell Staffel 14) bei Paramount+, bei Nicktoons und auf Nickelodeo­n zu sehen. Hinzu kommen mehrere andere Streamingp­ortale, wo ältere Abenteuer des Schwamms laufen.

Die allermeist­en jungen und älteren Anhänger fanden laut den Machern auch deshalb schnell Gefallen an der Show, weil Spongebob aufrichtig und warmherzig daherkomme und so einen Gegenpol zu vielen sarkastisc­hen Protagonis­ten anderer Serien biete. Der Schwamm hat aber auch zwei eher ungewöhnli­che Fan-Subkulture­n: Viele schwule und lesbische Menschen feiern die Serie, weil die Möglichkei­t offen ist, dass Spongebob und sein bester Freund Patrick in Wahrheit ein queeres Paar sind. Und User in unzähligen Web-Foren und sozialen Netzwerken loben auch immer wieder eine weitere Qualität der Reihe: Sie finden, die absurde und überdrehte Serie sei perfekt zum Schauen auf Drogen geeignet. (dpa)

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FOTO: PARAMOUNT+/NICKELODEO­N/DPA Spongebob (links), Thaddäus Q. Tentakel (Mitte) und Eugene H. Krabs in einer Szene der ersten Folge der Serie „SpongeBob“.

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