Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Maria Hegele hat Traumberuf gefunden
Tettnangerin erobert von Wien aus die Bühne – Liederabend am 3. Mai
TETTNANG - Eine besondere Verbindung hat Mezzosopranistin Maria Hegele zu ihrer Heimatstadt. Die gebürtige Tettnangerin freut sich sehr, im Rahmen des Lebendigen Barockschlosses im Rittersaal aufzutreten. Am Freitag, 3. Mai, gestaltet sie dort zusammen mit dem Münchner Bassbariton Matthias Winckhler und Pianist Christoph Berner einen Liederabend.
Das Programm ab 19.30 Uhr steht unter dem Motto „The Way We Go“, das in Liedern und Duetten die Menschen in unterschiedlichsten Facetten vorstellt, hat sie selbst ausgewählt. Der Liedgesang ist ihre Passion. Sie schildert, dass sie Liederabende noch viel intensiver und intimer als die Auftritte auf der Opernbühne findet. Letztere stehen für sie seit zwei Jahren im Mittelpunkt.
Das Studium im International Opera Studio am Royal College of Music London und an der Universität Mozarteum Salzburg hat sie mit dem Master Oper abgeschlossen und war Finalistin und Siegerin bei zahlreichen Wettbewerben. Sie liebe es besonders, wenn das Programm wie beim AugustEverding-Wettbewerb in München möglichst frei sei: „Da kann ich mich richtig austoben.“
Seit 2022 ist Maria Hegele Mitglied des neuen Opernstudios der Volksoper Wien, wo sie schon so große Partien wie den Hänsel in Humperdincks „Hänsel und Gretel“oder den Prinzen Orlofsky in der „Fledermaus“singt. Hegele sagt: „Das ist das Schöne am Opernstudio, dass man in den laufenden Betrieb geworfen wird und sich diesen aufregenden Herausforderungen stellen kann.“
Für die Oratorien und Messen, die sie im Repertoire nennt, bleibe ihr daher gerade nicht so viel Zeit. Dafür hat sie 2023 an der Staatsoper Berlin als Mercedes in „Carmen“debütiert und wird dort noch weitere Partien singen.
Am 9. Mai steht sie bei der Eröffnung der Gluck-Festspiele in Bayreuth in Glucks Opera seria „La Clemenza di Tito“auf der Bühne. Ebenso im August auf der Werkstattbühne der Bregenzer Festspiele in der Uraufführung von Ena Brennans Werk „Hold Your Breath“. Allein in dieser Spielzeit hat sie sechs Debüts, berichtet sie.
Auf die Frage, wie so ein Leben aus dem Koffer für sie ist, erwidert sie: „Ich mag das total. Denn an jedem Ort trifft man wieder auf Leute, die man dort kennt. Das Leben aus dem Koffer gehört eben dazu, auch dass man nur selten bei den Eltern in Tettnang sein kann.“
Die neuen Stücke studiert sie zuerst bei sich zu Hause in Wien allein ein. Sie probt dann mehrere Wochen sechs Stunden am Tag. Die Zeit zwischen den Vorstellungen sei dann wieder etwas entspannter, sagt sie, denn man fokussiere sich gezielt auf die Vorstellungstage. Dazwischen könne man dann auch mal die Füße hochlegen – sofern man nicht gleichzeitig ein neues Projekt angeht.
Wie da die Stimme mitmacht? „Meine Stimme funktioniert eigentlich ziemlich gut, sie ist recht stabil.“Dennoch müsse man sensibel mit dem Instrument umgehen, dürfe es nicht überlasten. Daher nimmt sie auch weiterhin Unterricht, um als Einsteigerin die Stimme für die Riesenbühne in Wien zu stärken: „Gut, wenn man da noch behütet ist.“
Fit muss man sein in ihrem Beruf, mental wie auch körperlich. So renne zum Beispiel der Hänsel wie ein Kind viel auf der Bühne herum, da dürfe sie nicht gleich aus der Puste kommen. Da tue Yoga als gute Mischung von Kräftigung und Dehnen sehr gut.
Wann hat Maria Hegele gewusst, dass sie Singen zum Beruf machen will? „Ich habe als Kind schon sehr viel gesungen, ich konnte gar nicht anders als singen. Als ich in der Oberstufe überlegt habe, was ich gut kann, war das das Singen.“
Zu Beginn des Studiums sei sie mit dem ganzen Business, das dahintersteckt, eher blauäugig umgegangen, aber: „Im Master und auch jetzt, im Berufsleben, lernt man schnell, wie viele Facetten dieser Beruf hat. Es kann ein schwieriges Geschäft sein. Aber vor allem während der Pandemie hat sich für mich herauskristallisiert, dass ich keinen anderen Beruf als diesen ausüben möchte.“
Beim Liederabend im Rittersaal drehen sich Lieder und Duette „um uns Menschen als gefühlvolle, faszinierte, zweifelnde, diskutierende und aufbrausende Wesen“. Mit Musik unter anderen von Johannes Brahms, Robert und Clara Schumann, Gerald Finzi und Jonathan Dove werde die komplizierte Angelegenheit „Leben“mit allen Facetten beleuchtet: vom Verliebtsein zu tiefer Liebe, über Missverständnisse und Enttäuschungen zu Bindungsängsten und Freiheit.