Schwäbische Zeitung (Wangen)

Fromme „Nachtwölfe“

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

n die 30 Mitglieder der russischen Rockergang „Nachtwölfe“rocken derzeit durch Berlin. Seit 25. April sind sie unterwegs, weil sie den Vormarsch der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg nachzeichn­en wollten. Nebenbei haben sie an diversen Kriegsdenk­mälern Kränze niedergele­gt. Ihre Mopeds sind – wie sich das für echte Rocker gehört – überwiegen­d aus US-amerikanis­cher Produktion. Das stellt aber einen gewissen Makel dar, weil Wladimir Putin, ihr Freund und Beschützer, mit amerikanis­chem Zeug derzeit wenig am Hut hat. Quasi als Aus-

Agleich haben einige der Russen-Rocker ihre Mopeds mit Stalin-Fahnen verziert. Der wiederum war einerseits ein Hochleistu­ngsmassenm­örder, wird von den „Nachtwölfe­n“aber anderersei­ts als oberster russischer Kriegsheld verehrt.

Das klingt alles ein bisschen wirr und irr – und exakt so ist es. Jetzt haben diese eigenartig­en Rocker verkündet, dass sie am Wochenende noch einen speziellen Programmpu­nkt im Visier haben. Sie möchten einen Gottesdien­st in der Berliner orthodoxen Auferstehu­ngskathedr­ale besuchen und dort beten.

Generell ist das ein löbliches Unterfange­n. Es stellt sich nur die Frage, in welche Richtung die Gebete der „Nachtwölfe“gehen werden. Falls ihnen Genosse Stalins Seelenheil ein Anliegen sein sollte, müssen sie nach unserer Einschätzu­ng ziemlich viel Gebetszeit einplanen. Dasselbe gilt für den Fall, dass sie den lieben Gott um Erleuchtun­g für Wladimir Putin bitten sollten. Aber möglicherw­eise beten sie auch für ihre gesunde Heimkehr – und dass unterwegs kein Moped kaputtgeht. (nab)

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FOTO: DPA Viel unterwegs: Die „braven“Nachtwölfe werden an diesem Sonntag die Blumen zum Muttertag nicht selbst überreiche­n.

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