Begehrte Grundstücke in einer beliebten Region
Immobilienexperten registrieren lebhafte Nachfrage nach Baugrund und Trend zu schlüsselfertigen Häusern
auinteressenten spüren es schon länger: Bauplätze sind in der Region knapp geworden. Dies hat vor allem damit zu tun, dass Oberschwaben und das Allgäu von der allgemeinen demografischen Entwicklung wenig spüren, sondern, im Gegenteil, vielerorts ein Zuzugsgebiet sind. Wie sich die Marktsituation bei Baugrundstücken derzeit darstellt, erläuterten Anton Sproll und Axel Müller, die beiden Geschäftsführer der OSB Volksbank Immobilien GmbH (Leutkirch), in einem Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung.
Auswirkung des extrem niedrigen Zinsniveaus
Oberschwaben und das Allgäu erfreuen sich großer Beliebtheit auch bei Menschen aus anderen Gegenden Deutschlands. Das hängt einmal mit dem quantitativ und qualitativ sehr guten Arbeitsplatzangebot der hiesigen Unternehmen zusammen, zum anderen aber auch mit dem hohen Freizeitwert. Nicht zuletzt gibt es aber immer mehr Senioren, die den Süden Baden-Württembergs bei Urlaubs- oder Kuraufenthalten schätzen gelernt haben und deshalb ihr Alter in dieser Region verbringen wollen, und das am liebsten in ihren eigenen vier Wänden. Der Zuzug von jungen und älteren Menschen und natürlich auch das derzeit extrem niedrige Zinsniveau sind nach Ansicht von Anton Sproll und Axel Müller wesentliche Gründe dafür, dass es in der Region diese lebhafte Nachfrage nach Bauplätzen gibt.
Tun die Gemeinden angesichts dieses hohen Bedarf genug, um für ausreichend Baugrund zu sorgen? Nein, es sei zu wenig, sagt Sproll, fügt aber sogleich ein Aber an. Oft seien die Gemeinden auf den unerwarteten Ansturm auf Bauplätze einfach nicht gefasst gewesen. Außerdem müsse man berücksichtigen, dass der Ausweis eines neuen Baugebiets mit erheblichen Folgekosten für die Gemeinden verbunden sei (Straßenbau, Kanalsysteme, Kindergärten). Dies stelle die Kommunen bei ihrer angespannten Haushaltslage oft vor schwer lösbare Probleme. Aber nicht allein deshalb erfolge der Ausweis von Neubaugebieten sehr „kontrolliert“, sondern auch weil es Ziel der Gemeinden sei, zunächst die Ortskerne weiter zu verdichten.
Grundstücke werden immer werthaltiger
Die Knappheit bei Baugrundstücken spiegelt sich auch in der Preisentwicklung wider. In den vergangenen fünf Jahren haben sich nach den Erfahrungen der beiden Experten die Bauplatzpreise um drei bis vier Prozent pro Jahr erhöht. Sie se- hen auch keine Anhaltspunkte dafür, dass diese Steigerungsrate in den nächsten fünf Jahren zurückgehen wird. Man müsse dabei aber berücksichtigen, dass die Grundstücke auch immer werthaltiger würden, zum Beispiel durch die Versorgung mit Breitbandkabel.
Keine eindeutige Antwort wollten die OSB-Geschäftsführer auf die Frage geben, wie sich die Verknappung der Bauplätze auf die Qualität der Angebote auswirke. Bei dieser Beurteilung spielten individuelle Vorlieben und Erwartungen der Bauinteressenten eine große Rolle. Generell gelte aber, dass für die Attraktivität eines Baugebietes die Infrastruktur von erheblicher Bedeutung sei, also die Nähe von Kindergarten, Schule und Einkaufsmöglichkeiten sowie die Frage, ob man auf ein zweites Auto verzichten kann.
Dass die meisten Bauwilligen kein Riesengrundstück erwerben wollen, sondern sich mit 500 bis 600 Quadratmeter begnügen, hat nach Ansicht von Sproll und Müller nur wenig mit der Preisentwicklung zu tun. Zwar wünschten sich die künftigen Hausbesitzer durchaus einen Garten, dieser solle aber überschaubar bleiben und dessen Pflege mit nicht allzu viel Aufwand verbunden sein.
Holzhäuser sind sehr im Kommen
Mindestens 50 Prozent aller Bauherren, schätzen die OSBGeschäftsführer, bevorzugen heute das schlüsselfertige Bauen, entweder in Fertig- oder Massivbauweise, wobei das Holzhaus sehr im Kommen sei. Als Gründe für den Trend zum schlüsselfertigen Bauen nannten Sproll und Müller die Preissicherheit und die Bequemlichkeit. Immer mehr Bauwillige schätzten es, beim Bau ihres Hauses nur einen Ansprechpartner zu haben.
Der Altbaumarkt zeigt sich nach den Erfahrungen der OSB-Experten derzeit ebenfalls in einer stabilen Verfassung. Wenn ein Makler ein gebrauchtes Haus angeboten bekomme, sei es in der Regel nach zwei, drei Monaten verkauft, sofern der Preis die Marke von 300 000 Euro nicht übersteige. Diese Grenze hänge damit zusammen, dass der Käufer oft noch einen namhaften Betrag investieren müsse, um ein älteres Gebäude in energetischer Hinsicht, aber auch aus modischen und Komfortgründen auf den Stand zu bringen, wie er inzwischen gewünscht und von den entsprechenden Vorschriften auch gefordert wird. Aber was macht die Attraktivität gerade älterer Häuser aus? Es sei nicht zuletzt der Umstand, dass die Rundumbebauung abgeschlossen ist, sagt Müller, und dass der Erwerber weiß, mit welchen Nachbarn er es künftig zu tun hat.