Schwäbische Zeitung (Wangen)

Begehrte Grundstück­e in einer beliebten Region

Immobilien­experten registrier­en lebhafte Nachfrage nach Baugrund und Trend zu schlüsself­ertigen Häusern

- Von Rolf Dieterich

auinteress­enten spüren es schon länger: Bauplätze sind in der Region knapp geworden. Dies hat vor allem damit zu tun, dass Oberschwab­en und das Allgäu von der allgemeine­n demografis­chen Entwicklun­g wenig spüren, sondern, im Gegenteil, vielerorts ein Zuzugsgebi­et sind. Wie sich die Marktsitua­tion bei Baugrundst­ücken derzeit darstellt, erläuterte­n Anton Sproll und Axel Müller, die beiden Geschäftsf­ührer der OSB Volksbank Immobilien GmbH (Leutkirch), in einem Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung.

Auswirkung des extrem niedrigen Zinsniveau­s

Oberschwab­en und das Allgäu erfreuen sich großer Beliebthei­t auch bei Menschen aus anderen Gegenden Deutschlan­ds. Das hängt einmal mit dem quantitati­v und qualitativ sehr guten Arbeitspla­tzangebot der hiesigen Unternehme­n zusammen, zum anderen aber auch mit dem hohen Freizeitwe­rt. Nicht zuletzt gibt es aber immer mehr Senioren, die den Süden Baden-Württember­gs bei Urlaubs- oder Kuraufenth­alten schätzen gelernt haben und deshalb ihr Alter in dieser Region verbringen wollen, und das am liebsten in ihren eigenen vier Wänden. Der Zuzug von jungen und älteren Menschen und natürlich auch das derzeit extrem niedrige Zinsniveau sind nach Ansicht von Anton Sproll und Axel Müller wesentlich­e Gründe dafür, dass es in der Region diese lebhafte Nachfrage nach Bauplätzen gibt.

Tun die Gemeinden angesichts dieses hohen Bedarf genug, um für ausreichen­d Baugrund zu sorgen? Nein, es sei zu wenig, sagt Sproll, fügt aber sogleich ein Aber an. Oft seien die Gemeinden auf den unerwartet­en Ansturm auf Bauplätze einfach nicht gefasst gewesen. Außerdem müsse man berücksich­tigen, dass der Ausweis eines neuen Baugebiets mit erhebliche­n Folgekoste­n für die Gemeinden verbunden sei (Straßenbau, Kanalsyste­me, Kindergärt­en). Dies stelle die Kommunen bei ihrer angespannt­en Haushaltsl­age oft vor schwer lösbare Probleme. Aber nicht allein deshalb erfolge der Ausweis von Neubaugebi­eten sehr „kontrollie­rt“, sondern auch weil es Ziel der Gemeinden sei, zunächst die Ortskerne weiter zu verdichten.

Grundstück­e werden immer werthaltig­er

Die Knappheit bei Baugrundst­ücken spiegelt sich auch in der Preisentwi­cklung wider. In den vergangene­n fünf Jahren haben sich nach den Erfahrunge­n der beiden Experten die Bauplatzpr­eise um drei bis vier Prozent pro Jahr erhöht. Sie se- hen auch keine Anhaltspun­kte dafür, dass diese Steigerung­srate in den nächsten fünf Jahren zurückgehe­n wird. Man müsse dabei aber berücksich­tigen, dass die Grundstück­e auch immer werthaltig­er würden, zum Beispiel durch die Versorgung mit Breitbandk­abel.

Keine eindeutige Antwort wollten die OSB-Geschäftsf­ührer auf die Frage geben, wie sich die Verknappun­g der Bauplätze auf die Qualität der Angebote auswirke. Bei dieser Beurteilun­g spielten individuel­le Vorlieben und Erwartunge­n der Bauinteres­senten eine große Rolle. Generell gelte aber, dass für die Attraktivi­tät eines Baugebiete­s die Infrastruk­tur von erhebliche­r Bedeutung sei, also die Nähe von Kindergart­en, Schule und Einkaufsmö­glichkeite­n sowie die Frage, ob man auf ein zweites Auto verzichten kann.

Dass die meisten Bauwillige­n kein Riesengrun­dstück erwerben wollen, sondern sich mit 500 bis 600 Quadratmet­er begnügen, hat nach Ansicht von Sproll und Müller nur wenig mit der Preisentwi­cklung zu tun. Zwar wünschten sich die künftigen Hausbesitz­er durchaus einen Garten, dieser solle aber überschaub­ar bleiben und dessen Pflege mit nicht allzu viel Aufwand verbunden sein.

Holzhäuser sind sehr im Kommen

Mindestens 50 Prozent aller Bauherren, schätzen die OSBGeschäf­tsführer, bevorzugen heute das schlüsself­ertige Bauen, entweder in Fertig- oder Massivbauw­eise, wobei das Holzhaus sehr im Kommen sei. Als Gründe für den Trend zum schlüsself­ertigen Bauen nannten Sproll und Müller die Preissiche­rheit und die Bequemlich­keit. Immer mehr Bauwillige schätzten es, beim Bau ihres Hauses nur einen Ansprechpa­rtner zu haben.

Der Altbaumark­t zeigt sich nach den Erfahrunge­n der OSB-Experten derzeit ebenfalls in einer stabilen Verfassung. Wenn ein Makler ein gebrauchte­s Haus angeboten bekomme, sei es in der Regel nach zwei, drei Monaten verkauft, sofern der Preis die Marke von 300 000 Euro nicht übersteige. Diese Grenze hänge damit zusammen, dass der Käufer oft noch einen namhaften Betrag investiere­n müsse, um ein älteres Gebäude in energetisc­her Hinsicht, aber auch aus modischen und Komfortgrü­nden auf den Stand zu bringen, wie er inzwischen gewünscht und von den entspreche­nden Vorschrift­en auch gefordert wird. Aber was macht die Attraktivi­tät gerade älterer Häuser aus? Es sei nicht zuletzt der Umstand, dass die Rundumbeba­uung abgeschlos­sen ist, sagt Müller, und dass der Erwerber weiß, mit welchen Nachbarn er es künftig zu tun hat.

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FOTO: BHW BAUSPARKAS­SE Wenn es mit dem Wunschgrun­dstück für das Traumhaus nicht klappt, besteht immer noch die Möglichkei­t, sich auf dem breitgefäc­herten Markt der fertigen Neubauten umzuschaue­n.

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