Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Banken müssen ran

- Von Hendrik Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Die Gier ist ein menschlich­er Wesenszug, der hin und wieder mehr oder minder eingehegt werden kann. Gelegentli­ch bedarf es dabei brachialer Methoden, die nach der ersten Empörung durchaus Wirkung zeigen. So war es, als der damalige Finanzmini­ster Peer Steinbrück im Kampf gegen Steuerhint­erziehung der Schweiz mit der Kavallerie drohte. Über die Bedeutung der Wortwahl kann gestritten werden, wahrschein­lich war der Druck aus den USA auch bedeutsame­r für das Ende der Schweizer Steueroase als das Steinbrück’sche Bonmot.

Aber dennoch: Auch in der globalisie­rten Welt kann Öffentlich­keit Druck erzeugen. Handfeste Beweise schaffen Zugzwang. Das gilt auch für mittelamer­ikanische Staaten, in denen alles, was nicht explizit verboten ist, als durchaus machbar verstanden wird. Ob in Panama, der Karibik oder im asiatische­n Singapur, die Klientel für Briefkaste­nfirmen und OffshoreBa­nken wird sich nie ändern. In triefender Selbstgere­chtigkeit sucht diese Kundschaft den eigenen Profit. Es sind die vermeintli­chen Eliten, die menschlich­e wie juristisch­e Normen nach eigenem Gusto umdefinier­en und so die Staatsverd­rossenheit fördern.

Unfassbar ist der Verdacht, dass hiesige Banken, die noch bei der letzten Finanzkris­e durch Steuergeld­er gerettet wurden, zahlungskr­äftige Kunden nach Panama vermittelt haben. Die Finanzmini­ster dieser Welt sind aufgeforde­rt, diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Das System muss trockengel­egt werden. Dafür braucht es die Banken, die vielfach als willfährig­e Komplizen aktiv waren oder sind. Briefkaste­nfirmen benötigen Konten, damit Geld verschoben werden kann. Wenn erkennbar ist, dass Konten geführt werden, bei denen schon durch einen dubiosen Firmensitz deutlich wird, dass Steuerverm­eidung oder Steuerredu­zierung das oberste Ziel ist, dann muss die Finanzaufs­icht eingreifen. Die USA machen es vor: Sie arbeiten mit Strafgebüh­ren für Banken, wenn diese nicht ausschließ­en können, dass ihre US-Kunden ihr Vermögen über Briefkaste­nfirmen verschleie­rn.

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