Guardiola warnt vor Benfica Lissabon
Benfica Lissabon tritt in Topform und mit Zuversicht beim FC Bayern an – Guardiola warnt
MÜNCHEN (dpa) - Pep Guardiola, Trainer von Bayern München, geht mit Respekt ins Champions-LeagueViertelfinale heute (20.45 Uhr/Sky) gegen Benfica Lissabon. Portugals Fußballmeister verfüge über eine starke Abwehr. Entsprechend erleichtert war der Coach, dass Angreifer Kingsley Coman seine Muskelprobleme auskuriert hat. Die Marschroute für das Hinspiel gab Torhüter Manuel Neuer vor. „Im Heimspiel wollen wir zu Null spielen und gewinnen“, sagte er.
MÜNCHEN - Es sind die Tage der Mahner beim FC Bayern. Schon am Samstag nach dem mühsamen 1:0 gegen Frankfurt wurde im Bauch der Allianz Arena über Benfica Lissabon gesprochen. Und wie sich das vor einem Champions-League-Viertelfinale wie dem heutigen (20.45 Uhr/ Sky) gehört, schwang viel Respekt und große Wertschätzung für Portugals glorreichen Traditionsklub mit.
Arturo Vidal etwa sagte wenig, aber ungefähr fünf- oder sechsmal betonte der Chilene, dass Benfica eine Mannschaft „muy rapido“sei, eine sehr schnelle Mannschaft. Karl-Heinz Rummenigge erinnerte sich spontan an die vergangene Saison, an das Viertelfinal-Duell mit Benficas Liga-Rivalen FC Porto. „Nach dem Spiel in Porto war das Lamento groß“, meinte der Vorstandschef in Bezug auf die 1:3-Hinspielpleite. Mit 6:1 wurde im Rückspiel zwar alles wieder gerade gerückt, doch darauf will es Coach Pep Guardiola diesmal nicht ankommen lassen.
In seiner 150. Partie als Trainer der Münchner soll die Grundlage für den dritten Halbfinaleinzug in Folge gelegt werden. Auch am Vorabend der Begegnung wurde der Katalane nicht müde, die Vorzüge von Sport Lisboa e Benfica, wie der Klub offi- ziell heißt, hervorzuheben. „Favorit? Ich fühle mich nicht als Favorit. In den zwei Spielen kann alles passieren“, sagte Guardiola. „Benfica hat mich sehr beeindruckt. Wenn wir nicht gut spielen, werden wir ausscheiden. Sie haben sehr gute Statistiken, sehr hohe Qualität.“
Ob Benfica wirklich der große Prüfstein ist? Die ganz großen Zeiten des Traditionsvereins mit den Triumphen im europäischen Landesmeistercup 1961 und 1962 sind lange vorbei. Der legendäre Trainer Béla Guttmann führte Benfica um den Weltstar Eusebio damals zu Triumphen über den FC Barcelona (3:2) und Real Madrid (5:3). Nach dem zweiten Coup verwehrte ihm der Klub jedoch eine geforderte Gehaltserhöhung – und der stolze Ungar schimpfte: „In hundert Jahren wird Benfica keinen weiteren Europacup gewinnen.“Abergläubische Menschen erinnern sich bis heute an „a Maldição de Guttmann“, den Guttmann-Fluch. Geschenkt.
De facto ist Benfica Außenseiter und für die Bayern ein Glückslos. Angesichts von Schwergewichten wie Real Madrid oder Titelverteidiger FC Barcelona in dieser Runde waren die zuletzt 1990 im Halbfinale spielenden Portugiesen – sieht man vom zuletzt desolaten VfL Wolfsburg ab – der angenehmste Gegner im Lostopf. Schwach ist die Mannschaft von Trainer Rui Vitória jedoch beileibe nicht. Das Team um den in der Champions League bereits viermal erfolgreichen Linksaußen Nicolás Gaitán, den beim MSV Duisburg ausgebildeten griechischen Stürmer Kostas Mitroglou, den routinierten Angreifer Jonas Gonçalves, Jungstar Renato Sanches sowie Mittelfeldspieler Pizzi trifft in der heimischen Liga nach Belieben. Bei der Generalprobe gegen den Tabellenvierten Braga gab es ein 5:1. Prompt wies die Zeitung „Record“auf bis dato 100 Saisontreffer hin und schrieb: „Benfica ist eine Tormaschine.“
„Sie haben eine super Organisation“
Dennoch liegen die Stärken, dies zeigte sich in der Königsklasse beim Achtelfinal-Sieg gegen Zenit St. Petersburg (1:0, 2:1), vor allem in der Defensive. „Sie haben eine super Organisation. Benficas Viererkette ist vielleicht die beste Europas“, bemerkte Guardiola am Montagabend.
Tatsächlich reisten die Gäste voller Optimismus in die Isar-Metropole. Als er in den Flieger stieg, hielt der Argentinier Gaitán demonstrativ den Daumen nach oben, sein Landsmann Pizzi versprach einen „Kampf von der ersten bis zur letzten Minute“. Andere hatten sogar die Finger zum Siegeszeichen gespreizt. Auch Trainer Vitória verkündete tatendurstig: „Wir werden furchtlos spie- len.“Der Coach versicherte, Benfica liebe derartige Herausforderungen. Vitórias Versprechen: „Wir werden uns nicht freiwillig ergeben.“
Statistisch sieht die Sache anders aus. Gegen die Bayern hatten die Benfiquistas bei drei europäischen K.o.-Duellen keine Chance. Es gab vier Niederlagen und zwei Remis, in München ging man einmal mit 1:5 und zweimal mit 1:4 unter. Die gruseligste Niederlage seiner Europapokal-Historie musste Benfica aber im November 1999 hinnehmen – ein 0:7 gegen Celta Vigo. Was daran spannend ist? Damals hieß der Trainer der Portugiesen Jupp Heynckes. Dessen Triple-Erfolg mit den Bayern hechelt Pep Guardiola nun seit drei Jahren hinterher. Kein Wunder, dass der Katalane gestern sagte: „Alle Personen im Verein wollen natürlich das Triple gewinnen, aber zum Beispiel in Barcelona wollen sie auch das Triple gewinnen. Es ist nicht einfach. Ich akzeptiere diesen Druck.“