Schwäbische Zeitung (Wangen)

Reiches Steuerpara­dies in Mittelamer­ika

Panama lebt von den Einnahmen aus dem Kanal und dem Finanzsekt­or – Wenig Transparen­z

- Von Klaus Ehringfeld und Agenturen

MEXIKO-STADT/PANAMA-STADT/ BERLIN - Viele kennen das Land in Mittelamer­ika als spannendes Urlaubszie­l. Einmal im Leben den berühmten Panamakana­l sehen, der Pazifik und Atlantik verbindet. „Pro Mundi Beneficio – Für das Wohl der Welt“lautet in Anlehnung an den Kanal das Staatsmott­o. Spätestens mit den Enthüllung­en zu verdächtig­en Finanzströ­men von und nach Panama fragt sich die Weltöffent­lichkeit, ob in Panama-City wirklich nur Wohltäter unterwegs sind.

In diesem Jahr soll die Erweiterun­g des Panamakana­ls vollendet werden. Dann wird die zweitwicht­igste Wasserstra­ße der Welt der Regierung des Landes noch mehr Milliarden in die Staatskass­e spülen. Denn Panama lebt vor allem vom Kanal, dem sichtbaren Symbol des Reichtum dieses Landes. So tragen die Kanalgebüh­ren jährlich mehr als eine Milliarde Dollar zum Haushalt bei – rund 40 Prozent der Staatseinn­ahmen. Dank des Kanals ist das Land zu einem Dienstleis­tungszentr­um geworden.

Baubranche boomt

Wer sich Panama City aus der Luft nähert, sieht schon von Weitem die Dutzenden Frachtschi­ffe, die auf der Pazifiksei­te auf die Passage durch den Kanal warten. Und er sieht die Skyline von Büro-, Bank- und Wohntürmen, hoch, schlank und futuristis­ch. Und es werden immer mehr. Die Baubranche boomt ebenso wie die Finanzbran­che des Landes. So gut wie jede internatio­nale Bank hat eine Vertretung in der Stadt.

Nahezu vier Fünftel der Wirtschaft­sleistung des Landes stammen aus dem Finanzsekt­or. Im Vergleich mit den Nachbarsta­aten steht Panama wirtschaft­lich gut da. Niedrige Inflation bei guten Wachstumsr­aten, als Zahlungsmi­ttel fungiert der US- Dollar. Die wechselnde­n Regierunge­n haben durchgehen­d das Konzept verfolgt, das Land solle ein gutes Klima für Finanzdien­stleister schaffen und damit zu einem Knotenpunk­t der Finanzströ­me werden wie Singapur in Südostasie­n.

Allerdings bemüht sich die Regierung Panamas schon seit Längerem, dieses Image loszuwerde­n, die der Stempel Finanzpara­dies mit sich bringt. So versprach Präsident Juan Carlos Varela noch am Sonntagabe­nd, alles Erdenklich­e zur Aufklärung der „Panama Papers“beizutrage­n, denn der Skandal ist ein harter Rückschlag für die Regierung in ihren Bemühungen, das mittelamer­ikanische Land als seriösen Finanzplat­z zu positionie­ren. „Die Regierung verfolgt eine Null-Toleranz-Politik in allen Bereichen des Rechtsund Finanzwese­ns, wo nicht mit einem höchsten Maß an Transparen­z gearbeitet wird“, hieß es in einer Erklärung des Präsidiala­mts.

Doch diese Fortschrit­te könnten mit der Veröffentl­ichung der „Panama Papers“schlagarti­g zunichte gemacht worden sein. „Panama ist zum undurchsic­htigsten Ort der Welt geworden“, befand der Direktor des Zentrums für Steuerpoli­tik bei der Organisati­on für Wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD), Pascal Saint-Amans, im französisc­hen Fernsehsen­der iTélé. Das Netzwerk Steuergere­chtigkeit (TJN) erklärte schon im Dezember: „Panama dreht der Transparen­z eine lange Nase.“

Diskretion an erster Stelle

Wie in allen Finanzpara­diesen steht auch in Panama die Diskretion an erster Stelle. Während Daten und Fakten über den Kanal leicht erhältlich sind, weiß man über die Briefkaste­nfirmen und Banken nur sehr wenig, die sich hinter den verspiegel­ten Fassaden verstecken. Aber auch in Panama wie auf den Cayman Islands sind es die Gebühren, die jede Firma, jeder Fonds, der ins Land kommt, an den Staat zahlt, die Geld in die Kassen spülen. Und in der Regel verdienen die Staaten hervorrage­nd an den Nomaden der modernen Finanzwelt: Es sind Millionenb­eträge, die jedes Jahr für Arbeitserl­aubnisse, Stempelgeb­ühren sowie für Land- und Häuserkäuf­e fällig werden.

Bei der Anti-Korruption­sorganisat­ion Transparen­cy Internatio­nal (TI) belegt Panama den 72. von 168 Plätzen, wenn es um die Transparen­z der Finanzgesc­häfte geht – wobei der 168. der schlechtes­te Platz ist.

 ??  ?? Glitzernde Steueroase: In Panama-Stadt sitzen zahlreiche Briefkaste­nfirmen, die Superreich­en zur Steuerverm­eidung dienen. Jetzt wurden die Praktiken durch Recherchen von Joournalis­ten der Öffentlich­keit zugänglich gemacht.
Glitzernde Steueroase: In Panama-Stadt sitzen zahlreiche Briefkaste­nfirmen, die Superreich­en zur Steuerverm­eidung dienen. Jetzt wurden die Praktiken durch Recherchen von Joournalis­ten der Öffentlich­keit zugänglich gemacht.

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