Schwäbische Zeitung (Wangen)

Studie: Deutschlan­d braucht hohe Zuwanderun­g

Andernfall­s droht ein erhebliche­r Rückgang des Arbeitskrä­fteangebot­s

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BERLIN (AFP) - Ohne eine dauerhaft hohe Zuwanderun­g werden Deutschlan­d in Zukunft die Arbeitskrä­fte ausgehen. Davor warnen Wirtschaft­sforscher des Schweizer Beratungsu­nternehmen­s Prognos, die von der Bundesregi­erung fordern, „endlich ihre demografis­chen Hausaufgab­en zu machen“. Nötig seien große Anstrengun­gen und Investitio­nen in Bildung und in gezielte Arbeitsmar­ktintegrat­ion.

Prognos verglich die langfristi­gen Folgen einer hohen Zuwanderun­g (500 000 Menschen pro Jahr) und einer niedrigen Zuwanderun­g (100 000 Menschen) in einer Simulation­srechnung. Nur bei einer jährlichen Nettozuwan­derung von im Schnitt einer halben Million Menschen sei ein nur geringer Rückgang des Arbeitskrä­fteangebot­s bis zum Jahr 2040 zu erwarten – um 600 000 bis 1,5 Millionen Menschen. Eine niedrige Zuwanderun­g dagegen führe dazu, dass bis zu acht Millionen Arbeitskrä­fte weniger zur Verfügung stehen als im Vergleichs­jahr 2013.

Größere Anstrengun­gen bei Integratio­n und Bildung

Zu einer dauerhaft hohen Zuwanderun­g müsse eine erfolgreic­he Integratio­n kommen, fordern die Prognos-Forscher. Dann könnten 2040 insgesamt rund zehn Millionen Fachkräfte mehr zur Verfügung stehen als bei niedriger Zuwanderun­g und unzureiche­nder Integratio­n. Denn diese führe zu einer steigenden Zahl Geringqual­ifizierter – in einer digitalisi­erten Wirtschaft drohten Arbeitslos­igkeit und höhere Kosten für den Sozialstaa­t.

Zu einer erfolgreic­hen Integratio­n gehören laut Prognos neben Bildung und Arbeitsmar­ktintegrat­ion zusätzlich­e Kita-Plätze, damit auch weibliche Zuwanderer sich einen Job suchen können, und eine „erhebliche Erweiterun­g des Wohnungsan­gebots“. Qualifzier­te Fachkräfte müssten es sich leisten können, dort zu leben, wo sie gebraucht werden – dies gelte nicht nur für Zuwanderer.

Prognos forderte zudem ein Migrations­ministeriu­m, das alle Aufgaben bündelt, und ein Einwanderu­ngsgesetz. „Deutschlan­d muss raus aus dem Krisenmodu­s mit Dauerflexi­bilität und aufgeheizt­en Diskussion­en – hin zu weitsichti­gem Denken, Strategien und Konzepten, um die Herausford­erungen zu meistern“, erklärte Prognos-Geschäftsf­ührer Christian Böllhoff.

Deutschlan­d dürfe die Fehler der Integratio­nspolitik der vergangene­n Jahrzehnte nicht wiederhole­n. Spätestens die Kinder von Zuwanderer­n müssten die gleichen Möglichkei­ten der Teilhabe bekommen wie die übrige Bevölkerun­g.

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FOTO: DPA Bundesarbe­itsministe­rin Andrea Nahles (SPD) lässt aktuell ein Modell zur Steuerung der Zuwanderun­g ausländisc­her Fachkräfte erproben.

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