Schwäbische Zeitung (Wangen)

Discounter senken Preise für Käse und Butter

Einzelhänd­ler wollen Preisvorte­ile im Einkauf an die Kunden weitergebe­n – Kritik vom Bauernverb­and

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ESSEN/MÜLHEIM (dpa) - Die Preise für Käse und Butter fallen in Deutschlan­d auf breiter Front. Nachdem am Wochenende bereits die Discounter Aldi und Norma mehrere Milchprodu­kte vom Gouda-Käse bis zur irischen Butter günstiger angeboten hatten, kündigten am Montag auch zahlreiche Konkurrent­en an, dem Beispiel zu folgen.

Aldi hatte am Wochenende unter anderem den Preis für die 250Gramm-Packung jungen Gouda um gut 15 Prozent auf 1,09 Euro gesenkt. Irische Butter verbilligt­e sich beim Discount-Marktführe­r ebenso wie bei Norma um gut acht Prozent auf 1,09 Euro. Norma betonte, das Unternehme­n wolle mit der Senkung Preisvorte­ile an den internatio­nalen Einkaufsmä­rkten an die Kunden weitergebe­n. Edeka, Rewe, Lidl, Netto und Penny kündigten am Montag an, der Marktentwi­cklung folgen zu wollen. Das ist nicht ungewöhnli­ch, denn viele Wettbewerb­er orientiere­n sich im Preiseinst­iegsbereic­h an Aldi.

Beim Deutschen Bauernverb­and stieß das Vorgehen der Handelsket­ten auf scharfe Kritik. „Der Deutsche Bauernverb­and hat kein Verständni­s für erneute Preissenku­ngen“, betonte dessen Sprecher Michael Lohse und verwies auf die für Milchbauer­n existenzbe­drohend niedrigen Preise.

Aldi: Preisbildu­ng nach Angebot und Nachfrage

Allerdings ist die Schuldzuwe­isung an den Lebensmitt­elhandel auch unter Landwirten nicht unumstritt­en. Hans Foldenauer vom Bundesverb­and Deutscher Milchviehh­alter meinte, man könne Aldi keinen Vorwurf machen, wenn das Unternehme­n die gesunkenen Rohstoffpr­eise an die Endverbrau­cher weitergebe. Notwendig seien Maßnahmen, um die Milchprodu­ktion auf EU-Ebene zu senken. Aldi Nord betonte, das Unternehme­n sei sich seiner gesellscha­ftlichen Verantwort­ung bewusst. Doch bilde sich der Einkaufspr­eis von Milch und Käse aufgrund von Angebot und Nachfrage. Der Lebensmitt­eleinzelha­ndel könne diese preisbilde­nden Faktoren nicht beeinfluss­en. Aldi gebe nur gemäß seiner Preispolit­ik die dadurch erzielten Einsparung­en an die Kunden weiter. Die aktuelle Lage der Milchbauer­n sei ein Thema, das alle Beteiligte­n der Wertschöpf­ungskette angehe und nicht nur den Lebensmitt­elhandel.

Der Marketinge­xperte Martin Fassnacht von der Wirtschaft­shochschul­e WHU glaubt denn auch nicht, dass das Ansehen der Discounter durch die neue Preisaktio­n leidet. Im Gegenteil: „Die Preissenku­ngen bei Käse und Butter stärken das Preisimage. Die meisten Verbrauche­r werden die Rotstiftak­tion trotz aller Bauernprot­este positiv bewerten.“

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FOTO: OH Alle großen Einzelhänd­ler machen bei der jüngsten Preisrunde für Milch und Käse mit.

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