Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mysteriöse­r SEK-Einsatz beschäftig­t Justiz

2011 wurde ein Mann in Köln von Beamten angeschoss­en – Vom Tathergang gibt es unterschie­dliche Versionen

- Jonas-Erik Schmidt

KÖLN (dpa) - Knapp fünf Jahre nach einer mysteriöse­n Schießerei in Köln wird der Fall vor dem Landgerich­t verhandelt. Im Mittelpunk­t stehen ein Kaufmann und ein Spezialein­satzkomman­do der Polizei – und zwei unterschie­dliche Versionen.

Köln, im Juni 2011: Ein weißer Sportwagen steht an einer Hauswand, ein Mann steigt ein, um mit einem Bekannten essen zu gehen, wie er später berichten wird. Doch dazu kommt es nicht. Ein Spezialein­satzkomman­do der Polizei stürmt auf das Auto zu, Glas splittert, Kugeln durchschne­iden die Luft. Der Mann wird dabei schwer verletzt. Zum Tathergang gibt es unterschie­dliche Versionen. Wer schoss wann auf wen? Fast fünf Jahre danach ist das immer noch nicht klar. Und das, obwohl sogar ein Überwachun­gsvideo öffentlich geworden ist, über das der „Kölner Stadt-Anzeiger“und der „Focus“berichtete­n. Angeklagt ist der Mann, der in das Auto stieg, ein Kaufmann, der am Kölner Großmarkt arbeitete und wohnte.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem heute 55-Jährigen vor, auf einen SEKBeamten geschossen zu haben, nachdem ihn dieser mit Kollegen in dem Auto angehalten hatte – ausgestatt­et mit einem Durchsuchu­ngsbeschlu­ss. Der war erlassen worden, nachdem seine Frau bei der Polizei gewarnt hatte, ihr Mann besitze Waffen und habe gedroht, sie zu töten. Der Kaufmann schoss, und das SEK erwiderte das Feuer, so die Darstellun­g der Anklage.

Verteidige­r Reims schildert hingegen eine andere Version. Sein Mandant wurde demnach von dem Zugriff überrascht und habe an einen Überfall gedacht. Die Polizisten seien als „abendliche Spaziergän­ger“aufgetrete­n und nicht als Beamte zu erkennen gewesen. Gezielt oder gar geschossen habe sein Mandant mit seiner Waffe nicht. Der Anwalt wirft den Polizisten vor, nicht die Wahrheit über den tatsächlic­hen Ablauf an diesem Abend gesagt zu haben. Fakt ist, dass die Ermittlung­en gegen die SEK-Polizisten eingestell­t wurden, wie es von der Aachener Staatsanwa­ltschaft heißt, die sich mit dem Fall befasst hat. Die Gutachter seien gleichwohl zu dem Ergebnis gekommen, dass der erste Schuss tatsächlic­h von einem SEK-Beamten abgefeuert worden sei , während der Angeklagte allerdings schon auf einen Polizisten gezielt und nur knapp danach auch abgedrückt habe.

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ARCHIVFOTO: DPA Der SEK-Einsatz in Köln von 2011 ist bis heute umstritten.

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