Prolana will weiter wachsen
Naturbettwarenhersteller aus Waldburg produziert auch in Niederwangen
WALDBURG/NIEDERWANGEN - Vier Millionen Euro Umsatz macht der Naturbettwarenhersteller Prolana aus Waldburg jährlich. In fünf Jahren will das Unternehmen mit einem weiteren Standort in Niederwangen diese Zahl verdoppeln bis verdreifachen. Das Geschäft mit fairen und ökologischen Produkten boomt, und es gibt immer mehr Konkurrenz auf dem grünen Markt. Das mache es gerade kleinen Unternehmen schwer, wie Geschäftsführer Norbert Baldauf berichtet. Prolana versucht, sich auf diesem Markt zu behaupten, und ist deshalb in den Online-Versandhandel eingestiegen.
Ende der 1980er-Jahre, als Prolana gegründet wurde, war der Markt für Ökoprodukte noch ein Nischenmarkt, heute gibt es immer mehr Anbieter. „Das zeigt sich allein schon daran, dass mittlerweile selbst Discounter ihre eigenen Bio-Marken im Sortiment haben“, vergleicht Baldauf die Situation.
Der Megatrend Neo-Ökologie
Das gibt natürlich Druck auf die Preise. Kleine Bio-Läden der ersten Stunde verloren über die Jahre Kunden oder mussten schließen, weil auch der ökologisch denkende Mensch aufs Geld achtet. Das Wachstum auf den grünen Märkten wird weiter langfristig anhalten, und mehr Hersteller werden einsteigen. Das sagt auch das Zukunftsinstitut in Frankfurt. Dieses bezeichnet die Neo-Ökologie als sogenannten Megatrend dieser Zeit und eben der Zukunft. Als Neo-Ökologie versteht man soziales, umwelt- und ressourcenschonendes Wirtschaften. „Einst rein moralische, soziale oder ökologische Fragen ökonomisieren sich“, erklärt das Zukunftsinstitut diesen Begriff.
Genau auf diesem Markt bewegt sich die Prolana GmbH, die im Waldburger Gewerbegebiet Hannober sitzt und dort Kissen, Steppdecken und andere Bettwaren herstellt. Matratzen produziert Prolana in seiner Niederlassung in Niederwangen. Angefangen hat alles 1987 mit zwei Personen, heute hat Prolana 50 Mitarbeiter und will weiter wachsen.
„Nachhaltige und faire Produkte vom Rohstoff bis zum Endverbraucher zu produzieren, war einer der Kerngedanken bei der Gründung“, sagt Baldauf. Vor dem Einstieg ins Unternehmertum war er politisch aktiv, nahm teil an Demonstrationen gegen Atomkraft oder gegen eine Politik, die Ausbeutung in Schwellenund Entwicklungsländern verursache. „Ich habe gemerkt, dass einfach nur dagegen sein nichts hilft, sondern dass man selber etwas dafür tun muss“, erklärt der 55-Jährige. Da er Mitglied der Schäfereigenossen- schaft Finkhof in Arnach bei Bad Wurzach war, lag die Produktion von Textilien nahe, und so entstand Prolana. Das Modell war damals ganz neu: Während andere Hersteller verstärkt auf Synthese setzten, setzte Prolana auf natürliche Materialien.
Die Materialien, die das Waldburger Unternehmen verarbeitet, stammen ausschließlich aus biologisch kontrollierter Landwirtschaft, die Baumwolle und der Naturkautschuk aus FSC-zertifiziert nachhaltigem Anbau, der auch faire Löhne bezahlt. Teilweise, zum Beispiel bei der Schafschurwolle, kommen die Roh- stoffe auch aus der Region. Zudem ist Prolana Gründungsmitglied des Vereins „Fair Rubber“, der die Kleinbauern sowie soziale und InfrastrukturProjekte unterstützt.
Export-Geschäft soll wachsen
Die Produkte von Prolana sind in Oberschwaben allerdings nur im Werksverkauf in Hannober zu erhalten. Das meiste vertreibt das Unternehmen über Zwischenhändler wie etwa Naturkostläden oder Ökobaumärkte, die ihr Sortiment über die Jahre erweitert haben, oder über Online-Versandhändler. Die großen In- ternetseiten „Hess Natur“und „Grüne Erde“aus Österreich gehören zu den Hauptabnehmern. Mittlerweile ist Prolana selbst in den Versandhandel eingestiegen. „Denn der Wettbewerb in der Branche ist knallhart“, sagt Baldauf. Seit Ende 2014 hält Prolana beim Versandhandel für Naturtextilien „Avalon“aus Hagen die Mehrheitsanteile. Das ist der Schritt in die Direktvermarktung. Viele Produkte vertrieben die Waldburger schon lange vor 2014 über „Avalon“. Baldauf sagt, dass sich das Geschäft über die Jahre hinweg um 50 Prozent vom klassischen Einzelhandel ins Internet verschoben hat.
Etwa 15 Prozent der Produkte gehen von Oberschwaben aus in den Export, das meiste in die Europäische Union, aber auch in den USA ist das Unternehmen aktiv. „In den nächsten zwei Jahren erwarten wir auf dem amerikanischen und auf dem asiatischen Markt Wachstum“, sagt der Geschäftsführer. Prolana will dabei unter anderem in den Ausbau vor Ort investieren, sprich Fertigung und Vermarktung in den Anbauländern, wie etwa Indien oder Sri Lanka. „Wir sagen, dass nicht alles ,Made in Germany’ sein muss. Denn der Gedanke, nachhaltig zu produzieren, heißt nicht nur, zu fairen Preisen zu kaufen, sondern dass auch etwas im Land bleibt“, erklärt Norbert Baldauf.