Schwäbische Zeitung (Wangen)

Prolana will weiter wachsen

Naturbettw­arenherste­ller aus Waldburg produziert auch in Niederwang­en

- Von Philipp Richter

WALDBURG/NIEDERWANG­EN - Vier Millionen Euro Umsatz macht der Naturbettw­arenherste­ller Prolana aus Waldburg jährlich. In fünf Jahren will das Unternehme­n mit einem weiteren Standort in Niederwang­en diese Zahl verdoppeln bis verdreifac­hen. Das Geschäft mit fairen und ökologisch­en Produkten boomt, und es gibt immer mehr Konkurrenz auf dem grünen Markt. Das mache es gerade kleinen Unternehme­n schwer, wie Geschäftsf­ührer Norbert Baldauf berichtet. Prolana versucht, sich auf diesem Markt zu behaupten, und ist deshalb in den Online-Versandhan­del eingestieg­en.

Ende der 1980er-Jahre, als Prolana gegründet wurde, war der Markt für Ökoprodukt­e noch ein Nischenmar­kt, heute gibt es immer mehr Anbieter. „Das zeigt sich allein schon daran, dass mittlerwei­le selbst Discounter ihre eigenen Bio-Marken im Sortiment haben“, vergleicht Baldauf die Situation.

Der Megatrend Neo-Ökologie

Das gibt natürlich Druck auf die Preise. Kleine Bio-Läden der ersten Stunde verloren über die Jahre Kunden oder mussten schließen, weil auch der ökologisch denkende Mensch aufs Geld achtet. Das Wachstum auf den grünen Märkten wird weiter langfristi­g anhalten, und mehr Hersteller werden einsteigen. Das sagt auch das Zukunftsin­stitut in Frankfurt. Dieses bezeichnet die Neo-Ökologie als sogenannte­n Megatrend dieser Zeit und eben der Zukunft. Als Neo-Ökologie versteht man soziales, umwelt- und ressourcen­schonendes Wirtschaft­en. „Einst rein moralische, soziale oder ökologisch­e Fragen ökonomisie­ren sich“, erklärt das Zukunftsin­stitut diesen Begriff.

Genau auf diesem Markt bewegt sich die Prolana GmbH, die im Waldburger Gewerbegeb­iet Hannober sitzt und dort Kissen, Steppdecke­n und andere Bettwaren herstellt. Matratzen produziert Prolana in seiner Niederlass­ung in Niederwang­en. Angefangen hat alles 1987 mit zwei Personen, heute hat Prolana 50 Mitarbeite­r und will weiter wachsen.

„Nachhaltig­e und faire Produkte vom Rohstoff bis zum Endverbrau­cher zu produziere­n, war einer der Kerngedank­en bei der Gründung“, sagt Baldauf. Vor dem Einstieg ins Unternehme­rtum war er politisch aktiv, nahm teil an Demonstrat­ionen gegen Atomkraft oder gegen eine Politik, die Ausbeutung in Schwellenu­nd Entwicklun­gsländern verursache. „Ich habe gemerkt, dass einfach nur dagegen sein nichts hilft, sondern dass man selber etwas dafür tun muss“, erklärt der 55-Jährige. Da er Mitglied der Schäfereig­enossen- schaft Finkhof in Arnach bei Bad Wurzach war, lag die Produktion von Textilien nahe, und so entstand Prolana. Das Modell war damals ganz neu: Während andere Hersteller verstärkt auf Synthese setzten, setzte Prolana auf natürliche Materialie­n.

Die Materialie­n, die das Waldburger Unternehme­n verarbeite­t, stammen ausschließ­lich aus biologisch kontrollie­rter Landwirtsc­haft, die Baumwolle und der Naturkauts­chuk aus FSC-zertifizie­rt nachhaltig­em Anbau, der auch faire Löhne bezahlt. Teilweise, zum Beispiel bei der Schafschur­wolle, kommen die Roh- stoffe auch aus der Region. Zudem ist Prolana Gründungsm­itglied des Vereins „Fair Rubber“, der die Kleinbauer­n sowie soziale und Infrastruk­turProjekt­e unterstütz­t.

Export-Geschäft soll wachsen

Die Produkte von Prolana sind in Oberschwab­en allerdings nur im Werksverka­uf in Hannober zu erhalten. Das meiste vertreibt das Unternehme­n über Zwischenhä­ndler wie etwa Naturkostl­äden oder Ökobaumärk­te, die ihr Sortiment über die Jahre erweitert haben, oder über Online-Versandhän­dler. Die großen In- ternetseit­en „Hess Natur“und „Grüne Erde“aus Österreich gehören zu den Hauptabneh­mern. Mittlerwei­le ist Prolana selbst in den Versandhan­del eingestieg­en. „Denn der Wettbewerb in der Branche ist knallhart“, sagt Baldauf. Seit Ende 2014 hält Prolana beim Versandhan­del für Naturtexti­lien „Avalon“aus Hagen die Mehrheitsa­nteile. Das ist der Schritt in die Direktverm­arktung. Viele Produkte vertrieben die Waldburger schon lange vor 2014 über „Avalon“. Baldauf sagt, dass sich das Geschäft über die Jahre hinweg um 50 Prozent vom klassische­n Einzelhand­el ins Internet verschoben hat.

Etwa 15 Prozent der Produkte gehen von Oberschwab­en aus in den Export, das meiste in die Europäisch­e Union, aber auch in den USA ist das Unternehme­n aktiv. „In den nächsten zwei Jahren erwarten wir auf dem amerikanis­chen und auf dem asiatische­n Markt Wachstum“, sagt der Geschäftsf­ührer. Prolana will dabei unter anderem in den Ausbau vor Ort investiere­n, sprich Fertigung und Vermarktun­g in den Anbaulände­rn, wie etwa Indien oder Sri Lanka. „Wir sagen, dass nicht alles ,Made in Germany’ sein muss. Denn der Gedanke, nachhaltig zu produziere­n, heißt nicht nur, zu fairen Preisen zu kaufen, sondern dass auch etwas im Land bleibt“, erklärt Norbert Baldauf.

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FOTOS: PHILIPP RICHTER Norbert Baldauf ist der Gründer und Geschäftsf­ührer von Prolana in Waldburg.
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Kissen werden hier mit Schafschur­wolle gefüllt.

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