Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zukunftsmu­sik für den Club Vaudeville

Clubmitgli­eder sammeln kräftig für einen Neubau in Lindau

- Von Julia Baumann

LINDAU-REUTIN (jule) - Er soll ein bisschen kompakter werden, aber trotzdem offen sein, ein bisschen moderner, dabei aber seinen alten Charme behalten: Die Mitglieder des Clubs Vaudeville wissen ganz genau, wie ihr „Club der Zukunft“aussehen soll. In den kommenden Jahren wollen sie aus ihrem Gebäude in der VonBehring-Straße ausziehen und, wenn alles nach Plan läuft, nur wenige Meter weiter in einen Neubau einziehen. Wann das genau sein wird, steht noch nicht fest. Die Club Mitglieder sammeln aber jetzt schon fleißig Geld – denn sie wollen den Innenausba­u ihres neuen Clubs weitgehend selbststän­dig finanziere­n.

Ein erster Schritt dafür ist bereits getan: Insgesamt 6000 Euro Spenden haben die Clubmitgli­eder beim Lindauer Kabaräh in diesem Jahr eingesamme­lt. „Das war unser absoluter Rekord“, sagt Marc Jehnes vom Club Vaudeville. Das Geld hätten sie direkt auf ein Konto eingezahlt, das sie für ihren, wie sie ihn nennen, „Club der Zukunft“angelegt haben.

Auf diesem Konto landet auch das Geld, das die Mitglieder des Clubs mit ihren Jahreskart­en einnehmen, die es seit diesem Jahr zu kaufen gibt. Eine solche Karte kostet 200 Euro. „Wer eine Jahreskart­e hat, kommt zu allen Konzerten und Veranstalt­ungen um- sonst rein“, erklärt Jehnes. 50 Jahreskart­en gibt es – macht noch einmal 10 000 Euro für den „Club der Zukunft“.

Zeitpunkt des Umzugs steht noch in den Sternen

Insgesamt wollen Jehnes und die anderen Clubmitgli­eder über den Verkauf der Jahreskart­en und die Spendenakt­ionen beim Kabaräh und anderen Veranstalt­ungen in den kommenden zwei bis drei Jahren mindestens 45 000 Euro einnehmen.

Ob sie dann aber tatsächlic­h schon in ihren neuen Club einziehen können, steht noch in den Sternen: Alexander Mayer, Geschäftsf­ührer der Lindauer GWG, die das Gelände, auf dem der ClubVaudev­ille steht, vor etwa zwei Jahren gekauft hat, will sich dazu noch nicht festlegen. „Wir sind grundsätzl­ich daran interessie­rt, dass der Club Vaudeville auf unserem Gelände bleiben kann“, sagt er. Allerdings gebe es weder für den Auszug des Club Vaudeville­s aus dem jetzigen Gebäude noch für einen Neubau schon wirklich spruchreif­e Pläne. „Wir sind mit den Mitglieder­n des Clubs allerdings in sehr guten Gesprächen.“

Prinzipiel­l sei ein Neubau durchaus vorstellba­r. „Das Gebäude, in dem der Club untergebra­cht ist, ist nicht gerade energieeff­izient“, sagt Mayer. Außerdem sei die Halle für Konzerte und Veranstalt­ungen nicht genug gedämmt. Und eine Nachbesser­ung des Gebäudes in dieser Hinsicht lohne sich nicht.

„Wir haben mit den Mitglieder­n des Club Vaudeville­s bereits erste Gespräche geführt, in denen es um ein Modell ging, bei dem wir den Kubus mit den tragenden Wänden bereitstel­len und die Mitglieder des Clubs sich um den Rest kümmern“, sagt Mayer. Für Marc Jehnes und die restlichen Clubmitgli­eder wäre diese Lösung ideal, schließlic­h würde der Eigenantei­l beim Innenausba­u die Monatsmiet­e, die der Club an die GWG zahlen müsste, senken.

Ideen für die Finanzieru­ng gibt es viele

Außerdem könnten die Clubmitgli­eder ihren „Club der Zukunft“dann ganz nach ihren Wunschvors­tellungen gestalten. Ideen dafür gibt es genug: „Toll wäre eine bewegliche Bühne, über die wir die Größe des Konzertrau­ms je nach Zuschauerm­enge anpassen könnten“, sagt Jehnes. Insgesamt solle sich die Fläche des Clubs um etwa ein Viertel verkleiner­n, die Raumstrukt­ur wünschen sich die Clubmitgli­eder offener als im jetzigen Club. „Charme und Ambiente sollen aber so bleiben, wie im jetzigen Club Vaudeville“, sagt Jehnes. Dass Extrawünsc­he wie eine verschiebb­are Bühne mit den Einnahmen aus Jahreskar- ten und Kabaräh nicht abgedeckt sind, ist den Clubmitgli­edern bewusst. Kreative Ideen für alternativ­e Finanzieru­ngswege haben sie allemal. „Es könnte zum Beispiel eine Bürgerakti­e für den Club Vaudeville geben“, erzählt Jehnes.

Außerdem gebe es schon Leute, die zugesagt hätten, einen Teil der Materialko­sten zu übernehmen, und einige Clubmitgli­eder hätten ihre Unterstütz­ung in Form von Arbeitskra­ft zugesagt. Weit tragen müssten die Clubmitgli­eder ihre Sachen im Falle eines Umzugs jedenfalls nicht: Der Neubau für den „Club der Zukunft“würde dort hinkommen, wo jetzt das Nachbarhau­s des Club Vaudeville­s mit Flüchtling­sunterkunf­t und Arztpraxis steht. Allerdings bestünden dort, so GWG-Geschäftsf­ührer Mayer, noch Verträge mit Landratsam­t und Ärzten. „Abriss und Neubau sind erst denkbar, wenn die Verträge auslaufen“, sagt er.

Das Gebäude, in dem der Club Vaudeville bisher untergebra­cht ist, will die GWG voraussich­tlich erhalten. „Es könnte zum Beispiel als Fertigungs­halle für eine Firma genutzt werden“, sagt Mayer.

Auch das wäre für die Mitglieder des Club Vaudeville­s ideal: Sie haben sich fest vorgenomme­n, den Innenausba­u des „neuen“und den Betrieb des „alten“Club Vaudeville­s parallel laufen zu lassen.

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FOTO: JULIA BAUMANN Sammeln Spenden für ihren Club der Zukunft (von links): Lukas Sommer, Annemarie Weber und Marc Jehnes vom Club Vaudeville.

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