Physiker aus aller Welt kommen nach Lindau
Gravitationswellen, Quantencomputer und Elementarteilchenphysik sind Themen der Nobelpreisträgertagung
LINDAU (sz) - Physiker auf der ganzen Welt sind fasziniert: Hundert Jahre nachdem Albert Einstein im Rahmen seiner Arbeiten zur Allgemeinen Relativitätstheorie Gravitationswellen postuliert hat, konnten Messungen ihre Existenz belegen. Die 66. Lindauer Nobelpreisträgertagung vom 26. Juni bis 1. Juli steht im Zeichen der Dynamik, die das Fach Physik insgesamt erfasst hat. Rund 30 Laureaten und 400 Nachwuchswissenschaftler aus 80 Ländern kommen zum Austausch und zur Inspiration zusammen. Im Fokus stehen Kerngebiete des Fachs.
Mit der Entdeckung der Gravitationswellen beginnt eine neue Ära in der Astronomie und Kosmologie, denn durch ihre Messung lassen sich beispielsweise Schwarze Löcher beobachten, die weder Licht noch elektromagnetische Wellen aussenden und daher mit Teleskopen bisher nicht zu erfassen waren, heißt es in einer Pressemitteilung . Wird es in Bälde gelingen, Gravitationswellen des Urknalls aufzuspüren und so Erkenntnisse über den Ursprung des Universums zu erlangen?
Grundlage für technischen Fortschritt
Auch die Elementarteilchenphysik befinde sich in einer bewegten Phase. Nach neuesten Erkenntnissen bestehe das Universum nur zu vier Prozent aus Materie, der Rest ist dunkle Materie und dunkle Energie.
Doch was genau ist der Ursprung von Materie und was die Natur von dunkler Materie und dunkler Energie? Was hält die Welt im Innersten zusammen? Das Standardmodell der Teilchenphysik, das die kleinsten Bausteine von Materie, die Elementarteilchen, und ihre Wechselwirkungen beschreibt, bleibt hier bislang einige Antworten schuldig. Wird es erweitert oder gar durch eine übergeordnete Theorie ersetzt werden müssen?
Neue Rechentechniken sind seit jeher die Grundlage für den techni- schen Fortschritt und haben in vielen Fällen technologische Umwälzungen zur Folge. Mit Hilfe eines Quantencomputers kann die Faktorisierung großer Zahlen viel schneller gelöst werden als mit klassischen Computern. Zwar sei ein solcher Computer, dessen Funktion auf den Gesetzen der Quantenmechanik beruht, noch ein überwiegend theoretisches Konzept, doch gebe es schon zahlreiche Erfolge in der Informationsverarbeitung und der technischen Ausstattung auf Teilchenniveau.
Der Quantencomputer stehe nur stellvertretend für viele weitere quantenphysikalische Methoden, welche die Basis für die Technologien des 21. Jahrhunderts sein können. „Wird die Quantenphysik gar die Wissenschaft, die Wirtschaft und die Gesellschaft insgesamt transformieren?“, heißt es in der Ankündigung der Nobelpreisträgertagung. Mit diesen und anderen Themen befassen sich die Nobelpreis
träger während der Vorträge, Podiumsdiskussionen, Master Classes und Wissenschaftsfrühstücke. Mehr über Tagung, Teilnehmer und Programm erfahren sie im Internet unter
www.lindau-nobel.org