Muslimischer Stylist gründet Narrenzunft
Ravensburger Hussein Saleh erfüllt sich mit den „Scheerahexa“einen Kindheitstraum
RAVENSBURG - Der Ravensburger Stylist Hussein Saleh hat eine Narrenzunft gegründet: die „Scheerahexa“. Damit erfüllt sich der 28-jährige Muslim einen Traum, den er schon lange hegt. Bereits zwei Dutzend Mitglieder zählt die Zunft. Ein eingetragener Verein ist sie noch nicht, der Antrag aber gestellt. Saleh hofft nun, dass die alteingesessenen Zünfte die „Neuen“zu Umzügen einladen.
Hussein Saleh ist begeistert. Er hält den Prototyp seines Hexenhäs’ in Händen: schwarzer Rock, schwarze Bluse, rote Schürze und grünes Tuch. Dazu gehört eine Hexenmaske mit langer Nase, übergroßem Kinn und den eingeschnitzten Initialen „SH“auf der Stirn. „SH“– das steht für „Scheerahexa“, aber auch für „Saleh, Hussein“. „Schon als Kind wollte ich immer eine Hexe sein“, sagt der gebürtige Oberschwabe mit libanesischen Wurzeln. Doch weil er noch fünf Geschwister habe, hätten seine Eltern das Geld für die Mitgliedschaft in einer Zunft – und vor allem für das Häs – nicht aufbringen können.
Heute, mit 28 Jahren, hat Saleh seinen Wunsch Wirklichkeit werden lassen und eine eigene Hexenzunft ins Leben gerufen. Beheimatet ist sie in der Gemeinde Mochenwangen, dem Wohnort von Saleh. In Anlehnung an seinen Beruf hat der Friseurmeister ihr den Namen „Scheerahexa“– hochdeutsch: „Scherenhexen“– gegeben. Der Narrenruf lautet: „Schnipp, schnapp, Hoar ab.“17 Erwachsene und acht Kinder sind der Zunft schon beigetreten. Satzung und Vorstand gibt es auch. Zunftmeister ist Saleh selbst.
Exakt am Rosenmontag startete die Mission „Zunftgründung“. Saleh rief die Ravensburger Schneiderin Christine Kühefuß an und bat sie, ihm ein Häs zu kreieren. „Ich dachte zuerst, das sei eine Schnapsidee – im wahrsten Sinne des Wortes“, meint Kühefuß. Doch das war es nicht. Hussein Saleh wollte die Zunft unbedingt. Und genaue Vorstellungen, wie seine Figur auszusehen habe, brachte er auch mit. „Es sollte eine Hexe mit einem stimmigen Outfit werden“, erklärt der Stylist. Drei Tage lang arbeitete Kühefuß an der Erstfassung des Häs’. Nach dem Häs entstand die Hexenmaske. Geschnitzt wurde sie von Schreinermeister Jürgen „Jogi“Weiß.
Doch ist Gemeinschaft bei der Fasnet nicht alles. Eine noch größere Rolle spielen Tradition und Brauchtum. Für viele Zünfte ist das die Basis.