Schwäbische Zeitung (Wangen)

Trump könnte die Annäherung beenden

Künftiger US-Präsident nennt den verstorben­en Fidel Castro einen „brutalen Diktator“

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WASHINGTON (her) - Es waren weise Worte, mit denen Barack Obama auf den Tod Fidel Castros reagierte. Er wisse, dass dieser Moment bei Kubanern mächtige Emotionen auslöse, erklärte der US-Präsident in einem schriftlic­hen Statement. Wie die enorme Wirkung dieses Mannes auf sein Volk und die Welt um ihn herum zu bewerten sei, darüber werde die Geschichte ihr Urteil fällen.

Es war Obama, der die Eiszeit im Verhältnis der USA zu der Insel vor ihrer Haustür beendete. Es war Obama, der diplomatis­che Beziehunge­n aufnahm und der eine Strategie aus der Zeit des Kalten Krieges über Bord warf, indem er den Versuch, das Kuba Fidel und Raúl Castros zu isolieren, für gescheiter­t erklärte. Seine Regierung habe hart gearbeitet, damit die Beziehung zwischen beiden Ländern nicht von Differenze­n bestimmt werde, sondern von dem, „was uns als Nachbarn verbindet“, wiederholt­e er am Wochenende das Leitmotiv der Tauwetterj­ahre. Wenn es den Blick in die Zukunft richte, solle das kubanische Volk wissen, dass es in den USA einen Freund und Partner habe.

Deutlicher formuliert­e es Amy Klobuchar, eine Senatorin aus Minnesota, die sich federführe­nd für ein Ende des 1962 verhängten Handelsemb­argos einsetzt. Die Politik der Handelssch­ranken beruhe nicht auf gesundem Menschenve­rstand, sondern „auf den Geistern der Vergangenh­eit“, sagt die Demokratin. Castros Tod könnte symbolisch für einen Schlussstr­ich unter diese Vergangenh­eit stehen, und Symbolik sei zweifellos wichtig.

Ob Donald Trump die von seinem Amtsvorgän­ger betriebene Annäherung fortsetzen wird, weiß niemand. Er nannte am Wochenende den Verstorben­en einen „brutalen Diktator“, der sein Volk unterdrück­t habe. Obwohl die von dem Autokraten verursacht­en Tragödien nicht ausgelösch­t werden könnten, werde seine zukünftige Administra­tion alles tun, damit das kubanische Volk seine Reise in Richtung Freiheit antreten könne. Was diese Worte wirklich bedeuten, bleibt unklar, zumal sich Trump nie festlegen wollte. Vor ein paar Tagen holte er jedoch den Rechtsanwa­lt Mauricio Claver-Carone in sein Übergangst­eam, den Chef einer Lobbygrupp­e, die es ablehnt, das Handelsemb­argo gegen die Karibikins­el aufzuheben, solange sich die politische­n Verhältnis­se dort nicht ändern.

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