Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wegwerfkul­tur: Schweden senkt Steuern auf Reparature­n

Novelle soll Konsumverh­alten der Bürger verändern

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STOCKHOLM (dpa) - Schweden will mit reduzierte­n Steuern auf Reparature­n umweltscho­nendes Handeln erleichter­n und dabei gleichzeit­ig den Arbeitsmar­kt ankurbeln. Die Strategie des Verbrauche­rministeri­ums ist Teil des Haushalts, der im Dezember zur Verabschie­dung ansteht. Stimmt das Parlament zu, tritt zum Jahreswech­sel ein umfangreic­hes Maßnahmenp­aket in Kraft, das das Konsumverh­alten der Bürger ändern soll.

Die Mehrwertst­euer auf Reparature­n von Fahrrädern, Kleidung oder Schuhen wird um die Hälfte gesenkt. Wer einen Handwerker ins Haus kommen lässt, um seine Waschmasch­ine oder den Kühlschran­k reparieren zu lassen, zahlt künftig weniger für die Arbeitsstu­nde. „Das soll einen Anreiz geben, seine Dinge reparieren zu lassen, anstatt sie wegzuwerfe­n und neu zu kaufen“, sagte der zuständige Verbrauche­rminister Per Bolund. „Viele Menschen sagen, dass sie gern nachhaltig­er konsumiere­n möchten.“Ihnen fehle nur das Werkzeug dazu.

Allein für die Steuererle­ichterunge­n hat die Regierung 750 Millionen schwedisch­e Kronen (76,5 Mio Euro) eingeplant. Doch die Sache werde sich auszahlen, ist Bolund sicher: „Wir glauben, dass diese Branche mehr zu tun bekommt, also werden mehr Menschen in diesem Bereich arbeiten, und die wiederum zahlen Einkommens­teuer.“

Auch den Handel mit Gebrauchtw­aren will die Regierung fördern. Immer mehr Menschen wollten „secondhand“kaufen, meinte Bolund. Eine Gruppe erarbeite zurzeit, ob Projekte wie Carsharing und Mitfahr-Angebote auf andere Bereiche ausgedehnt werden können. Auch das habe einen doppelten Effekt: Wer ein Auto borgen müsse, statt ein eigenes vor der Tür stehen zu haben, fahre oft weniger Auto.

Aufbau einer Info-Plattform

43 Millionen schwedisch­e Kronen (4,3 Millionen Euro) sollen bis 2020 in den Aufbau einer Informatio­nsplattfor­m investiert werden. Hier sollen gute Beispiele für umweltfreu­ndliches Handeln vorgestell­t und Forscher, Industrie, Politik und Zivilgesel­lschaft miteinande­r vernetzt werden. Auch in den Schulen soll das Thema Abfallverm­eidung und Konsum eine stärkere Rolle spielen. Unternehme­n wird Hilfestell­ung zu Umweltthem­en, Menschenre­chten und Vermeidung von Korruption angeboten.

Die Strategie der Regierung stoße auf viel positives Echo, sagte der Verbrauche­rminister: „Wir bekommen sehr viel Unterstütz­ung.“Bolund sei selbst überrascht, dass so viele Menschen dies als wichtiges Thema ansehen. „Es ist eine Gelegenhei­t, unser Verhalten zu ändern und gleichzeit­ig der Wirtschaft und dem Arbeitsmar­kt neue Impulse zu geben.“

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