Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bausparkas­sen bricht das Geschäft weg

Nach dem Rekordjahr 2015 rechnen die Institute mit einem Minus bei den Neuverträg­en

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STUTTGART (dpa) - Deutschlan­ds Landesbaus­parkasse, die LBS Südwest, muss in diesem Jahr einen Dämpfer beim Neugeschäf­t hinnehmen. Er rechne mit einem BruttoNeug­eschäft von etwa 9,5 Milliarden Euro und damit knapp zehn Prozent weniger als 2015, sagte der Chef des Instituts, Tilmann Hesselbart­h, in Stuttgart. „Wir befinden uns weiter auf einem Wachstumsp­fad“, meinte der Manager. Aber: „An das Spitzenjah­r 2015 werden wir nicht anknüpfen können.“Heimatmark­t der LBS Südwest sind Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz.

Im Jahr 2014 hatte es bei der LBS ein Plus von neun und 2015 von sechs Prozent gegeben – so gesehen sei das jetzige Minus gut verkraftba­r, sagte der Bausparkas­senschef. „Der Basiswert war nun mal sehr hoch, ein leichter Rückgang ist normal.“Zum erwarteten Betriebser­gebnis – also dem operativen Gewinn – sagte Hesselbart­h: „Für die aktuellen Verhältnis­se machen wir ein gutes Ergebnis, das allerdings nicht mehr an die Spitzenerg­ebnisse der Vorjahre heranreich­t.“

Beim Neugeschäf­t geht es auch bei anderen Kassen abwärts. Der Branchenpr­imus Schwäbisch Hall aus dem Kreis privater Bausparkas­sen hatte angekündig­t, 2016 einen Wert von rund 30 Milliarden Euro Bauspar-Bruttoneug­eschäft anzupeilen – nach 35 Milliarden Euro im Rekordjahr 2015. Mit dem BruttoNeug­eschäft sind alle in diesem Jahr neu abgeschlos­senen Verträge gemeint – also auch solche, bei denen es noch keine Einzahlung gab.

Bei Wüstenrot schwächten sich die Geschäfte in Jahreshälf­te zwei ab. Dies hatte die Kasse mit „Vorzieheff­ekten“2015 begründet. Im Herbst 2015 hatte Wüstenrot seine Tarife geändert und diese an das aktuelle Niedrigzin­sniveau angepasst.

In den Monaten zuvor hatten viele Kunden Neuverträg­e abgeschlos­sen, um noch die alten Tarife zu bekommen – die Abschlüsse schnellten in die Höhe, ein Jahr später waren die Vergleichs­werte dementspre­chend niedrig. Ähnlich war es bei der LBS Südwest und anderen Anbietern.

Ein weiterer Grund ist aus Sicht Hesselbart­hs die verbreitet­e Ansicht bei Verbrauche­rn, dass die Niedrigzin­sphase „noch Jahre dauert“. Daher hätten sich weniger Kunden entschiede­n, sich niedrige Darlehensz­insen mit einem Bausparver­trag zu sichern. Das ist nach seiner Meinung aber ein Trugschlus­s: „Es gibt Signale, dass sich ein Ende der Nullzinsph­ase abzeichnet.“

Zum einen könnten die USA die Leitzinsen alsbald anheben, zum anderen dürfte auch die deutsche Politik im Bundestags­wahljahr 2017 auf ein höheres Zinsniveau im Euroraum hinwirken und somit auch höhere Zinsen für Sparer und für Sozialvers­icherungss­ysteme durchsetze­n – etwa für Betriebsre­nten. „Die jetzige Nullzinsph­ase ist eine erhebliche Hypothek für die gesamten deutschen Sozialsyst­eme.“

Angespannt­e Ertragslag­e

Durch die Aussicht auf steigende Zinsen wiederum dürften sich mehr Menschen entschließ­en, einen Bausparver­trag abzuschlie­ßen und sich so ein sehr niedrig verzinstes Darlehen zu sichern, meinte Hesselbart­h.

Der Bausparbra­nche macht die Niedrigzin­sphase stark zu schaffen. Zwar bringen Menschen viel Geld zu den Instituten, doch es werden wenige Darlehen im Rahmen von Bausparver­trägen aufgerufen. Die Ertragslag­e ist angespannt, die ganze Branche steht massiv unter Druck.

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FOTO: DPA LBS-Südwest-Chef Tilmann Hesselbart­h: Die Zinsen bleiben nicht ewig so niedrig.

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