Eine der ersten Adressen in Baden-Württemberg
Die Landesakademie Ochsenhausen feiert 30 Jahre erfolgreiche Musikausbildung
OCHSENHAUSEN - Vor 30 Jahren am 26. November wurde die Landesakademie Ochsenhausen für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg ins Leben gerufen. Zum Festakt versammelten sich nun 300 geladene Gäste im Bibliothekssaal. Zwei Uraufführungen umrahmten die Feier und spiegelten die hohe Qualität und die über das Land reichende Bedeutung dieser Bildungseinrichtung wider.
Sinnigerweise galt die erste Uraufführung dem Kinderchor SingsalaSing und dem Jugendchor VoiceLab der Landesakademie, die den Kompositionsauftrag an Tilman Jäger (Jahrgang 1961) vergeben hatte. Seine melodramatische Adventskantate „Von Nazareth nach Bethlehem ...“umfasst sechs von Klavier (Tilman Jäger) und von Bass und Schlagzeug (Korbinian Kugler und Torsten Krill) begleitete Chorteile. In diesem Fall zitierte Lutz Magnus Schäfer anstelle eines Schülers von der Empore herab Liedtexte und Gedanken verschiedener Autoren. Ein musikalisch animierendes Stück mit modernen Texten, das auch den Jüngsten in den Chören unter der Leitung von Klaus Brecht Freude machte.
Akademiedirektor Klaus K. Weigele berichtete vom glücklichen Abschluss der letzten Renovierungsphase und nannte eindrucksvolle Zahlen zur Entwicklung der Akademie, die auch in der jüngst erschienenen Festschrift zu finden sind. Landrat Heiko Schmid und Ochsenhausens Bürgermeister Andreas Denzel erinnerten an die Geschichte des 1806 säkularisierten und geplünderten Klosterbaus – und erwähnten auch, wie sich seinerzeit der Biberacher Landrat Wilfried Steuer für Ochsenhausen, das damals mit 28 anderen Orten um den Sitz der Landesakademie konkurrierte, ins Zeug gelegt hatte.
Im Vortrag von Kultusministerin Susanne Eisenmann kam vor allem das Verdienst der Landesakademie als Bildungsort für Kinder, Jugendliche sowie für Lehrer und Erzieher zur Sprache. Das Land werde diese weiterhin und noch intensiver unterstützen.
Steinwayflügel eingeweiht
Zu feiern gab es auch die Anschaffung eines prächtigen Steinwayflügels, der unter den Händen des jungen ukrainischen Pianisten Antonii Baryshevskyi seine ganze Klangfülle entfalten durfte, zunächst mit zwei Stücken aus Maurice Ravels „Miroirs“, dem sensibel gespielten „Oiseaux tristes“und dem überaus kraftvollen „Alborada del gracioso“. Auch in Chopins Scherzo Nr. 2 b-moll op. 31 baute der vielfach ausgezeichnete Pianist große Klangmassen auf, die manchmal die lyrischen Passagen etwas zu erdrücken drohten. Die Zugabe, Chopins „Revolutionsetüde“, wies ihn noch einmal als souveränen Virtuosen aus.
Dass Baryshevskyi auch die leisen, verhaltenen Töne beherrscht, zeigte er in der Begleitung der Chorstücke von Brahms und der Uraufführung der „Fünf Sonette nach Shakespeare“, einem Auftrag der Akademie an den litauischen Komponisten Vytautas Miskinis (Jahrgang 1954). Dieser letzte musikalische Teil wurde vom 21köpfigen Orpheus Vokalensemble der Landesakademie aufgeführt und von Michael Alber, der in den vergangenen Jahren oft als Gastdozent wirkte, dirigiert.
Fantastisch gut gesungen war das innige „An die Heimat“und die „Vier Quartette“von Brahms. Noch weiter verinnerlicht erklangen dann Miskinis’ Sonette in einem wiegenden Rhythmus, der, gespeist aus der englischen Sprachmelodie, auch einmal fast kakofonisch und eruptiv wirkte. Mit dem Engelsgesang der zum Schluss hin dominierenden weiblichen Stimmen war dieses Werk sicher der Höhepunkt eines eindrucksvollen Abends.