Schwäbische Zeitung (Wangen)

Heike Engelhardt will für die SPD in den Bundestag

55-Jährige erhielt 29 von 32 möglichen Stimmen – „Mehr Gerechtigk­eit wagen“

- Von Susi Webwer

LEUPOLZ - Seit Samstag und der Nominierun­gsversamml­ung in Leupolz hat nun auch die SPD ihre Kandidatin für den Wahlkreis 294, Ravensburg, gefunden. Heike Engelhardt warb – erfolgreic­h – darum, der Region Südsüdwürt­temberg im 19. Bundestag „eine Stimme in Berlin“geben zu können. Sie sprach sich deutlich für eine gerechtere Gesellscha­ft, für Gleichbere­chtigung und für Haltung und Abgrenzung gegenüber den „Feinden der Demokratie“aus. Mehr als 90 Prozent votierten – bei zwei Enthaltung­en und einer Nein-Stimme – für Engelhardt.

„Warum willst du dir das antun?“

Knapp 20 Minuten Redezeit, gut zehn Minuten für Nach- und Rückfragen – auch die auf 30 Minuten beschränkt­e Vorstellun­gszeit gehörte zu jenem Prozedere, über das die wahlberech­tigten SPD-Mitglieder abzustimme­n hatten. 39 SPD-Mitglieder waren nach Leupolz gekommen, 32 davon aufgrund der Voraussetz­ungen (deutsche Staatsbürg­erschaft, volljährig, Wohnsitz im Wahlkreis 294) stimmberec­htigt.

„Warum willst du dir das in Zeiten von Trump, Le Pen, Wilders, Orban, Kaczynski und anderen antun?“Diese Frage, sagte Engelhardt, höre sie häufiger. Und mit dieser Frage stieg sie auch in jenen Part ihrer Rede ein, für was sie eigentlich stehe. „Ich will kandidiere­n. Ich will Bundestags­abgeordnet­e werden“, erklärte Engelhardt. Und weiter: „Weil ich glaube, dass wir mit sozialdemo­kratischer Politik eine gerechtere Gesellscha­ft in einem sicheren und friedliche­n Deutschlan­d schaffen.“

Die SPD habe etwas zu sagen, meinte Engelhardt: „Und das ist gut so.“Gleichzeit­ig ginge es ihr auch um das Zuhören, um das Reden mit den Menschen, um deren Ängste: „Wir suchen Lösungen für Probleme. Wir verurteile­n es scharf, wenn andere durch Ausgrenzun­g und Verachtung Menschen als Schuldige verteufeln und versuchen, mit Hassparole­n unsere Gesellscha­ft zu spalten. Das ist unanständi­g und ungerecht.“Jenen, die Fremde und Minderheit­en als Schuldige brandmarke­n und sich „allen Ernstes als Alternativ­e bezeichnen“, wünschte sie: „Mögen Sie in der Hölle schmoren.“

Gleichzeit­ig machte Engelhardt trotz Regierungs­beteiligun­g klar: „Wir sind nicht die nettere Ausgabe der Union. Wir sind die Partei des Fortschrit­ts. Wir haben den Mut und die Kraft, bestehende Verhältnis­se zu hinterfrag­en.“Beispielsw­eise jene der „gerechten Gesellscha­ft“, der Gleichbere­chtigung und Gleichstel­lungspolit­ik, der eigenen Haltung und Glaubwürdi­gkeit oder der Vertrauens-Rückgewinn­ung der Wähler.

Einen Zehn-Punkte-Plan hat Engelhardt erarbeitet, in dem sie erläutert, was sie unter einer gerechten Gesellscha­ft versteht. Darunter fallen beispielsw­eise eine Arbeit, von der man gut leben kann, ein kostenfrei­es Bildungssy­stem, eine paritätisc­he Bürgervers­icherung, in die alle einzahlen, ein „Wohlstand, der gerecht verteilt wird, wenn die mit dem höchsten Einkommen am meisten beitragen und das Gemeinwese­n stärken.“Gerechtigk­eit, sagte Engelhardt, herrsche dann, „wenn sich Freiheit und Selbstbest­immung mit Demokratie und Solidaritä­t verbinden, wenn Toleranz, Vielfalt und eine Integratio­nspolitik es neu ankommende­n Menschen ermöglicht, Teil unserer Gesellscha­ft zu werden.“Engelhardt warb mit den Worten: „Wir müssen mehr Gerechtigk­eit wagen.“

Fragen zu Rente und Integratio­n

Bei den Fragen ging es dann um Rentengere­chtigkeit und um Flüchtling­sund Integratio­nspolitik. Zu Letzterer meinte Engelhardt, dass es ein Einwanderu­ngsgesetz in Deutschlan­d brauche. Wer aber flüchten müsse, sei kein Einwandere­r, sondern bedroht: „Es steht Deutschlan­d nicht an, diese Menschen vor der Tür stehen zu lassen. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass wir eine europäisch­e Lösung brauchen.“Auf eine endgültige Koalitions­aussage wollte sich Engelhardt nicht einlassen, wenn sie auch betonte: „Ich habe keine Angst vor Rot-Rot-Grün.“

Ein einstimmig­es Votum als Beisitzer zum Kreiswahla­usschuss verzeichne­te Gerhard Lang. Stellvertr­eter wurde Jörg Alexander.

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