Trotz Vogelgrippe schmeckt’s im Hendlhimmel
Übertragung auf den Menschen ist ausgesprochen unwahrscheinlich – Die meisten Verbraucher sind unbesorgt
DIETMANNSRIED/KEMPTEN - Dieser Tage im Gewerbegebiet Dietmannsried bei Kempten: Christian Scheifele, 50, aus dem benachbarten Heising fährt morgens mit seinem weiß-blauen Verkaufswagen vor. „Hendlhimmel“steht darauf und diesen Namen seines Ein-Mann-Betriebs trägt Scheifele auch auf seinem T-Shirt. Dienstkleidung sozusagen.
Eineinviertel Stunden später sind die ersten Hähnchen an den Spießen gar. Einige Kunden kommen: „Drei Halbe“, sagt ein Mann, „bitte einpacken“. Für Scheifele ist es ein ganz normaler Tag. Die Vogelgrippe habe er bisher nicht gespürt, erzählt er. Nur einige wenige Kunden hätten mal gefragt, wo das Geflügel herkommt. Er habe sie dann beruhigen können, sagt der Gockelbrater: Die Hähnchen kämen ausschließlich aus Stallhaltungen. Wildvögel von außen könnten da keine Erreger verbreiten – anders als bei frei laufendem Geflügel.
Doch inzwischen gilt ohnehin in ganz Bayern die allgemeine Stallpflicht. Daran müssen sich gewerbsmäßige Geflügelhalter genauso halten wie Züchter und Privatpersonen, die Geflügel haben. Mit der Regelung soll erreicht werden, dass Wildvögel die Nutztierbestände nicht mit dem Vogelgrippe-Virus infizieren. Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung, Eier mindestens sechs Minuten zu kochen – bis Eiweiß und Eigelb fest sind. Geflügelspeisen sollten gründlich durchgaren. Für mindestens zwei Minuten solle eine Kerntemperatur von 70 Grad erreicht werden.
Für Christian Scheifele ist das kein Problem. Mindestens 80 Grad würden im Inneren der Grillhähnchen erreicht, sagt er und verweist auf entsprechende Messungen mit einem Thermometer. Scheifele ist früher in Kempten Linienbus gefahren und hat vor sechs Jahren umgesattelt. In Ostberlin erstand er den Hendlhimmel-Verkaufswagen, richtete das Fahrzeug her und besorgte sich einen Reisegewerbeschein. Seitdem steht er an vier Tagen in der Woche an festen Standorten und kennt seine Stammkunden. „Der Job macht Spaß“, sagt er und füllt Kartoffelsalat in Plastikbecher. Die Salate, die es im Hendlhimmel gibt, hat seine Frau Karin zubereitet. Dass es in Zukunft Probleme mit dem Gockel-Absatz geben könnte, glaubt der 50-Jährige nicht. Je nach Standort gehen pro Tag 40 bis 70 gegrillte Hähnchen über den Ladentisch. Hinzu kommen Brat- und Currywürste sowie Schweinshaxen und Pommes.
1500 Legehennen leben im Stall von Kurt und Leo Scheufele in Altusried-Krugzell. Ihre einzige Aufgabe: Sie sollen (Frühstücks-)Eier legen. „Wir spüren keinerlei Einbußen“, sagt Senior-Chef Kurt Scheufele im Bezug auf die Vogelgrippe-Epidemie. Auf dem Hühnerhof habe sich aber ohnehin nicht viel seit dem Ausbruch der Krankheit geändert. Die Tiere seien eh immer im Stall. Im Hinblick auf die Hygiene habe man aber noch einiges optimiert – etwa bei der Kontrolle der Desinfektionsmatten. Und außerdem: Fremde kommen nicht in den Stall – jetzt, in Zeiten der Vogelgrippe schon gar nicht.