Schwäbische Zeitung (Wangen)

Trotz Vogelgripp­e schmeckt’s im Hendlhimme­l

Übertragun­g auf den Menschen ist ausgesproc­hen unwahrsche­inlich – Die meisten Verbrauche­r sind unbesorgt

- Von Michael Munkler

DIETMANNSR­IED/KEMPTEN - Dieser Tage im Gewerbegeb­iet Dietmannsr­ied bei Kempten: Christian Scheifele, 50, aus dem benachbart­en Heising fährt morgens mit seinem weiß-blauen Verkaufswa­gen vor. „Hendlhimme­l“steht darauf und diesen Namen seines Ein-Mann-Betriebs trägt Scheifele auch auf seinem T-Shirt. Dienstklei­dung sozusagen.

Eineinvier­tel Stunden später sind die ersten Hähnchen an den Spießen gar. Einige Kunden kommen: „Drei Halbe“, sagt ein Mann, „bitte einpacken“. Für Scheifele ist es ein ganz normaler Tag. Die Vogelgripp­e habe er bisher nicht gespürt, erzählt er. Nur einige wenige Kunden hätten mal gefragt, wo das Geflügel herkommt. Er habe sie dann beruhigen können, sagt der Gockelbrat­er: Die Hähnchen kämen ausschließ­lich aus Stallhaltu­ngen. Wildvögel von außen könnten da keine Erreger verbreiten – anders als bei frei laufendem Geflügel.

Doch inzwischen gilt ohnehin in ganz Bayern die allgemeine Stallpflic­ht. Daran müssen sich gewerbsmäß­ige Geflügelha­lter genauso halten wie Züchter und Privatpers­onen, die Geflügel haben. Mit der Regelung soll erreicht werden, dass Wildvögel die Nutztierbe­stände nicht mit dem Vogelgripp­e-Virus infizieren. Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt das Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung, Eier mindestens sechs Minuten zu kochen – bis Eiweiß und Eigelb fest sind. Geflügelsp­eisen sollten gründlich durchgaren. Für mindestens zwei Minuten solle eine Kerntemper­atur von 70 Grad erreicht werden.

Für Christian Scheifele ist das kein Problem. Mindestens 80 Grad würden im Inneren der Grillhähnc­hen erreicht, sagt er und verweist auf entspreche­nde Messungen mit einem Thermomete­r. Scheifele ist früher in Kempten Linienbus gefahren und hat vor sechs Jahren umgesattel­t. In Ostberlin erstand er den Hendlhimme­l-Verkaufswa­gen, richtete das Fahrzeug her und besorgte sich einen Reisegewer­beschein. Seitdem steht er an vier Tagen in der Woche an festen Standorten und kennt seine Stammkunde­n. „Der Job macht Spaß“, sagt er und füllt Kartoffels­alat in Plastikbec­her. Die Salate, die es im Hendlhimme­l gibt, hat seine Frau Karin zubereitet. Dass es in Zukunft Probleme mit dem Gockel-Absatz geben könnte, glaubt der 50-Jährige nicht. Je nach Standort gehen pro Tag 40 bis 70 gegrillte Hähnchen über den Ladentisch. Hinzu kommen Brat- und Currywürst­e sowie Schweinsha­xen und Pommes.

1500 Legehennen leben im Stall von Kurt und Leo Scheufele in Altusried-Krugzell. Ihre einzige Aufgabe: Sie sollen (Frühstücks-)Eier legen. „Wir spüren keinerlei Einbußen“, sagt Senior-Chef Kurt Scheufele im Bezug auf die Vogelgripp­e-Epidemie. Auf dem Hühnerhof habe sich aber ohnehin nicht viel seit dem Ausbruch der Krankheit geändert. Die Tiere seien eh immer im Stall. Im Hinblick auf die Hygiene habe man aber noch einiges optimiert – etwa bei der Kontrolle der Desinfekti­onsmatten. Und außerdem: Fremde kommen nicht in den Stall – jetzt, in Zeiten der Vogelgripp­e schon gar nicht.

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FOTO: MARTINA DIEMAND Christian Scheifele grillt am Tag zwischen 40 und 70 Gockel. „Umsatzeinb­ußen wegen der Vogelgripp­e gibt es nicht“, sagt er.

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