Wenn Johannes Rydzek den Kopf frei hat
Nordischer Kombinierer aus Oberstdorf dominiert zum Saisonauftakt – Auch Kircheisen stark
KUUSAMO (SID/dpa) - Johannes Rydzek riss schon 20 Meter vor dem Ziel die Arme in den Himmel, an der Strecke verneigte sich Bundestainer Hermann Weinbuch vor dem neuen „König“von Kuusamo: Mit zwei Siegen innerhalb von 24 Stunden hat Weltmeister Rydzek einen Traumstart in den WM-Winter der Nordischen Kombinierer gefeiert. „Das war wirklich ein supergeiles Wochenende“, sagte der 24-Jährige aus Oberstdorf. Und: „Ich habe im Sommer beim Springen etwas umgestellt. Das hat sich gleich ausgezahlt.“
Rydzek war zu Beginn der Woche von einem Magen-Darm-Infekt geplagt worden, dennoch verbuchte er die Weltcup-Siege Nummer 7 und 8 seiner Karriere. „Damit hätte ich nicht gerechnet. Noch am Freitag sah es gar nicht gut aus. Vielen Dank an die Ärzte, die einen Super-Job gemacht haben“, sagte der Allgäuer, der immer mal wieder mit einem „Superman“-Shirt unter dem Trikot unterwegs ist. Zeit zum Feiern hatte Rydzek aber nicht. „Unser Flug nach Helsinki geht noch heute Abend. Vielleicht gibt es da ja ein paar Möglichkeiten“, sagte der DoppelWeltmeister von Falun 2015.
Frenzel erst Zweiter, dann 17.
Licht und Schatten erlebte am Polarkreis derweil Eric Frenzel. Der Olympiasieger aus Oberwiesenthal sorgte am Samstag als Zweiter hinter Rydzek für einen deutschen Doppelsieg, musste sich einen Tag später aber nach einem schwachen Sprung mit Rang 17 begnügen. In die Bresche sprang allen voran Routinier Björn Kircheisen (Johanngeorgenstadt) mit zwei sechsten Plätzen. Auch Fabian Rießle (Breitnau) überzeugte mit den Rängen acht und fünf. Bemerkenswert auch der erst 19-jährige Vinzenz Geiger vom Rydzek-Club SC Oberstdorf: Er wurde erst Elfter, dann Siebter.
„Wir sind ein starkes Team“, sagte Hermann Weinbuch – und hob dennoch Rydzek ein wenig hervor. „Er hat in den letzten Jahren auf der mentalen Seite immer dazugelernt. Wo er sich früher vergraben hat, glaubt er heute an sich. Und wenn Johannes den Kopf frei hat, ist er zu solchen Leistungen fähig. Es freut mich, dass er gelernt hat“, sagte der Weltmeister-Macher aus Bayern.
Seine Klasse bewies Rydzek vor allem am Sonntag. Vom Platz sechs aus in die Loipe gegangen, schloss der Favorit zunächst zur Spitzengruppe auf und setzte einen Kilometer vor dem Ziel mit einem explosiven Antritt die entscheidende Attacke. „Ich habe mich gut gefühlt und die Lücke schnell geschlossen. Ein paar Körner“, sagte er grinsend, „habe ich mir aber für den Schluss aufgehoben.“
Der als Führender in die Loipe gegangene Norweger Jarl Magnus Riiber wurde am Ende Zehnter. Der 19-Jährige, der dank seiner Sprungkraft als kommender Star der Szene gilt, hatte am Samstag geschwächt von einer Erkrankung auf einen Start verzichtet. Am Sonntag musste er nach der Hälfte der Strecke abreißen lassen.
Schon am kommenden Wochenende in Lillehammer könnte der Teenager dem überragenden Rydzek aber wieder gefährlich werden. „Es war wirklich toll hier“, sagte dieser vor der Heimreise. „Jetzt bin ich gespannt, wie es nächste Woche wird.“