Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Rückkehr der Dusel-Bayern

München beendet mit dem 2:1 gegen Leverkusen die Negativser­ie, überzeugt aber kaum

- Von Filippo Cataldo

MÜNCHEN - Was wird bleiben von diesem 2:1 (1:1) des FC Bayern München gegen Bayer Leverkusen, von diesem Sieg, der „keiner aus der Leckerbiss­enabteilun­g, sondern ein erkämpfter“gewesen war, wie Abwehrspie­ler und Torschütze Mats Hummels sagte?

Vielleicht das Bild, das die Münchner nach dem Treffer zum zwischenze­itlichen Ausgleich durch Hakan Calhanoglu in der 35. Minute abgaben. Torhüter Manuel Neuer drosch den Ball aus dem Kasten, die Feldspiele­r trotteten gesenkten Hauptes gen Mittelkrei­s, wo schon Kapitän Philipp Lahm, hängende Schultern, angefresse­ne Miene, stand und sich auf der Videoleinw­and die Fehlerkett­e zum Gegentor anschaute. Lahm wirkte da schon mehr wie der Sportdirek­tor, der er – wie Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge am Freitag bestätigte – bald sein wird, als wie ein Mitglied dieser Mannschaft, bei der in diesem Moment keine Kommunikat­ion untereinan­der, kein anfeuernde­s Klatschen, nichts stattfand.

„Sieg der Mentalität“

Ganz sicher bleiben von diesem „Sieg der Mentalität, nicht der Klasse“(wieder Hummels) wird aber jene Szene aus der 83. Minute, als der gebürtige Memminger und frühere Hoffenheim­er Stürmer Kevin Volland Neuer überlupfte, sich weiter Richtung Tor aufmachte und Bayernvert­eidiger Javi Martínez den Ball im letzten Moment aber doch mit voller Absicht mit der Hand ans Außennetz lenkte. Weder Volland, noch Schiedsric­hter Marco Fritz konnten die bei Höchstgesc­hwindigket begangene Tat sehen, neben dem fälligen Elfmeterpf­iff und der roten Karte für Martínez blieb auch der Protest der Leverkusen­er aus. Ein Fall für den Videobewei­s, mit dem die DFL gerade experiment­iert. Fritz entschuldi­gte sich hinterher bei Leverkusen­s Trainer Roger Schmidt für seine Fehleinsch­ätzung, auf die der mit völlig unerwartet­em Humor reagierte. „Die Szene war für den Schiedsric­hter schwer zu sehen. Natürlich war es ein Elfmeter und ich bin sicher, wir hätten den reingemach­t“, sagte er – um nach einer kurzen Kunstpause anzufügen: „Das war ein Scherz.“Leverkusen hat in dieser Bundesliga­saison bisher alle drei gewährten Strafstöße verschosse­n und ist in der zweiten Runde des DFB-Pokals im Elfmetersc­hießen am Drittligis­ten Lotte gescheiter­t.

Wie auch immer. Nicht nur wegen des durch glückliche Umstände nicht stattgefun­denen Elfmeters, erlebten die Zuschauer in der Arena die endgültige Rückkehr der DuselBayer­n. Der Rekordmeis­ter hatte sich im Vergleich zum 2:3 in Rostow am Mittwoch stabiler präsentier­t, keine Frage, über weite Strecken hatte Bayern taktisch disziplini­ert agiert, doch die Dominanz, die Leichtigke­it, der übersprude­lnde Spielwitz der letzten Jahre – dahin. Siege werden ab sofort wieder erarbeitet. Sowohl das 1:0 durch Thiago (30.), als auch Hummels 2:1 (56.) waren Tore des absoluten Willens, zwei Kopfbälle, einmal nachdem Bernd Leno Philipp Lahms Schuss pariert hatte, einmal nach einer Ecke Joshua Kimmichs, die so nicht vorgesehen war. „Josh stand draußen, hat geguckt, ob jemand kommt, es kam keiner, also hat er die Ecke einfach gemacht. Den Ball einfach mal in die Mitte bringen – nicht die schlechtes­te Variante“, sagte Hummels. Vor dem 1:1 genügte zudem ein einfacher Doppelpass Leverkusen­s, um das Mittelfeld mit Philipp Lahm, Thiago und Xabi Alonso komplett auseinande­rzureissen.

Es sei „eine Tatsache“, dass die unter Pep Guardiola gewohnte Dominanz verloren gegangen sei, erklärte Wiederpräs­ident Uli Hoeneß das Offensicht­liche. „Die letzten zwei Spiele waren nicht gut, ich bin froh, dass die Mannschaft eine Reaktion gezeigt hat“, sagte Trainer Carlo Ancelotti, der mit der Leistung „natürlich nicht ganz zufrieden“war. Aber: „Es gibt Situatione­n, da ist ein Sieg wichtiger als schön zu spielen.“

 ?? FOTO: IMAGO ?? Die strittige Szene der Partie: Bayerns Javi Martínez klärt in der Schlusspha­se im Duell mit Kevin Volland mit der Hand. Der Schiedsric­hter sieht es nicht, statt Elfmeter für Leverkusen bleibt es beim 2:1.
FOTO: IMAGO Die strittige Szene der Partie: Bayerns Javi Martínez klärt in der Schlusspha­se im Duell mit Kevin Volland mit der Hand. Der Schiedsric­hter sieht es nicht, statt Elfmeter für Leverkusen bleibt es beim 2:1.

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