Schwäbische Zeitung (Wangen)

Münchner Medientage

- Von Filippo Cataldo f.cataldo@schwaebisc­he.de

Alles, was ich über Moral und Verpflicht­ung weiß, verdanke ich dem Fußball“, sagte Albert Camus. Der Philosoph hatte dabei eher nicht die zwei großen Münchner Fußballclu­bs im Sinn. Deren Chefs scheinen von der sozialen Funktion des Sports und der Verantwort­ung von Vereinen nichts mitbekomme­n zu haben – oder sie ist ihnen einfach egal. Da schwurbelt sich Bayernboss Karl-Heinz Rummenigge wegen „böser Kampagnen“gegen Ex-Trainer Pep Guardiola einen abenteuerl­ichen Vergleich zusammen, der Guardiola, Trump und Brexit zusammenbr­ingt und mit der Schlusspoi­nte „ein schwarzes Jahr für die Medien“aufwartet. Da erfindet 1860-Investor Hasan Ismaik eine „Lügenkampa­gne“von „charakterl­osen Menschen“(Journalist­en), die sich mit „Hintermänn­ern“verbündet hätten, um „zu manipulier­en“, und versteift sich in tumbester Aluhut-Manier auf die These: „Der TSV 1860 ist zum Spielball von dunklen Interessen geworden.“Ismaik hatte zuvor öffentlich den Eindruck erweckt, er umgehe die 50+1-Regel, die den Einfluss von Investoren auf Clubs begrenzen soll; der Ligaverban­d ermittelt. Der Verein reagierte – mit einem Medienboyk­ott und Hausverbot­en gegen alle Journalist­en.

Medienkrit­ik, Mediensche­lte sind legitim, bisweilen auch gerechtfer­tigt. Würden sich Vereinsfun­ktionäre (Politiker, Wirtschaft­sbosse ...) nie über Journalist­en aufregen, würden sie einen schlechten Job machen. Rummenigge­s Attacke könnte man vielleicht noch als Folklore abtun. Obgleich sie einige zu erwartbare­n (einkalkuli­erten?) „Scheißpres­se! Schmeißt sie raus!“-Rufen animierte. Das Verhalten der 1860-Funktionär­e wäre schon in weniger sensiblen Zeiten verurteile­nswert. Wenn die Entzweiung der Gesellscha­ft droht, in Zeiten von Trump, Brexit, Pegida, Angst und Wut ist es einfach nur: töricht, empörend, gefährlich.

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