Münchner Medientage
Alles, was ich über Moral und Verpflichtung weiß, verdanke ich dem Fußball“, sagte Albert Camus. Der Philosoph hatte dabei eher nicht die zwei großen Münchner Fußballclubs im Sinn. Deren Chefs scheinen von der sozialen Funktion des Sports und der Verantwortung von Vereinen nichts mitbekommen zu haben – oder sie ist ihnen einfach egal. Da schwurbelt sich Bayernboss Karl-Heinz Rummenigge wegen „böser Kampagnen“gegen Ex-Trainer Pep Guardiola einen abenteuerlichen Vergleich zusammen, der Guardiola, Trump und Brexit zusammenbringt und mit der Schlusspointe „ein schwarzes Jahr für die Medien“aufwartet. Da erfindet 1860-Investor Hasan Ismaik eine „Lügenkampagne“von „charakterlosen Menschen“(Journalisten), die sich mit „Hintermännern“verbündet hätten, um „zu manipulieren“, und versteift sich in tumbester Aluhut-Manier auf die These: „Der TSV 1860 ist zum Spielball von dunklen Interessen geworden.“Ismaik hatte zuvor öffentlich den Eindruck erweckt, er umgehe die 50+1-Regel, die den Einfluss von Investoren auf Clubs begrenzen soll; der Ligaverband ermittelt. Der Verein reagierte – mit einem Medienboykott und Hausverboten gegen alle Journalisten.
Medienkritik, Medienschelte sind legitim, bisweilen auch gerechtfertigt. Würden sich Vereinsfunktionäre (Politiker, Wirtschaftsbosse ...) nie über Journalisten aufregen, würden sie einen schlechten Job machen. Rummenigges Attacke könnte man vielleicht noch als Folklore abtun. Obgleich sie einige zu erwartbaren (einkalkulierten?) „Scheißpresse! Schmeißt sie raus!“-Rufen animierte. Das Verhalten der 1860-Funktionäre wäre schon in weniger sensiblen Zeiten verurteilenswert. Wenn die Entzweiung der Gesellschaft droht, in Zeiten von Trump, Brexit, Pegida, Angst und Wut ist es einfach nur: töricht, empörend, gefährlich.