Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Gefahren der Vernetzung

- Von Daniel Drescher d.drescher@schwaebisc­he.de

Es dauerte nicht lange, bis die Telekom einen Hackerangr­iff als Ursache für den Ausfall von rund 900 000 Routern in Erwägung zog, wenig später wurde er bestätigt. Der massive Ausfall führt uns einmal mehr vor Augen, wie angreifbar ITSysteme und wie abhängig wir vom Internet sind. Ein Weckruf, denn wo Dinge vernetzt sind, machen wir uns verwundbar.

Noch steuern wir unsere Autos selbst, noch schließen wir selbst die Türe ab, wenn wir zur Arbeit gehen. Doch beides, das autonome Fahren und das vernetzte Zuhause, ist keine Science-Fiction mehr, sondern unmittelba­re Zukunft. Es wird kriminelle Energie geben, die diese Lebensbere­iche sabotieren will. Kunden müssen Sicherheit einfordern, Unternehme­n müssen sie gewährleis­ten, notfalls unter dem Zwang des Gesetzgebe­rs. Zugleich ist aber auch fraglich, ob wirklich alles mit allem vernetzt sein muss – und ob die Vorteile die Risiken überwiegen.

Die Bundesregi­erung nutzte die Telekom-Panne, um den Stellenwer­t der IT-Sicherheit zu betonen. In Deutschlan­d gab es noch keine Cyber-Angriffe auf neuralgisc­he Punkte, die Energiever­sorgung einer Stadt etwa. Doch dass Netzangrif­fe auf die sogenannte Kritische Infrastruk­tur zum Kriegsarse­nal der Zukunft gehören, ist kein Geheimnis. Auch Terroriste­n könnten Sicherheit­slücken nutzen. Wer Schaden anrichten will, geht mit hohem Aggression­spotenzial und großer Motivation vor. Unternehme­n und Behörden tun gut daran, noch mehr in den Schutz ihrer IT zu investiere­n.

Hacker können übrigens nicht nur Autos fernsteuer­n oder das Smarthome infiltrier­en. Im USWahlkamp­f hat Donald Trump russische Hacker ermuntert, Hillary Clinton durch die Veröffentl­ichung weiterer Mails zu schaden. Nicht auszudenke­n, wie gezielte Attacken aus dem Netz demokratis­che Prozesse manipulier­en und im schlimmste­n Fall sogar zerstören können. Auf die Gefahr der Manipulati­on der öffentlich­en Meinung weist auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik hin – gerade im Hinblick auf die Bundestags­wahl 2017.

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