Schwäbische Zeitung (Wangen)

Vorstoß von Strobl irritiert den Regierungs­partner

Innenminis­ter legt bei CDU-Regionalko­nferenz nach – CSU begrüßt Forderung nach schärferer Asylpoliti­k

- Von Bettina Grachtrup (dpa) und Kara Ballarin

STUTTGART - Mit seiner Forderung nach einer schärferen Abschiebep­raxis hat der baden-württember­gische Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) Irritation­en beim Regierungs­partner ausgelöst. Aus den Reihen der Grünen hieß es, man wolle das Thema bei der Sitzung heute im Koalitions­ausschuss ansprechen, um klarzustel­len, dass das Papier nicht Position der grün-schwarzen Landesregi­erung sei.

Strobls Vorstoß war indes kaum Thema bei der zweiten von vier CDU-Regionalko­nferenzen am Montagaben­d in Heidelberg. Strobl sagte vor rund 900 CDU-Mitglieder­n aus Baden-Württember­g, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland: „Es muss klar sein, dass derjenige, der kein Asyl bekommt, auch wieder gehen muss. Das ist die Voraussetz­ung dafür, dass wir diese Herkulesau­fgabe der Integratio­n schaffen.“Kanzlerin Angela Merkel blieb vage, betonte aber: Wer durch ein rechtsstaa­tliches Verfahren gegangen sei, ohne Asyl bekommen zu haben, müsse wieder gehen. „Da müssen wir noch besser werden“, so Merkel. Nach Strobls Plänen sollen zum Beispiel die Abschiebeh­aft ausgeweite­t, Sozialleis­tungen gekürzt und ein Rückführun­gszentrum in Ägypten eingericht­et werden.

Keine grün-schwarze Position

Ein Sprecher der Landesregi­erung sagte in Stuttgart, Strobls Papier sei für den CDU-Bundespart­eitag vorgesehen und keine offizielle, grünschwar­ze Position zur Innenminis­terkonfere­nz, die in Saarbrücke­n zusammenko­mmt. „Das hat mit Regierungs­handeln nichts zu tun“, sagte ein Sprecher von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne).

Warum provoziert Strobl die Grünen wiederholt mit Forderunge­n nach einer härteren Gangart beim Thema Abschiebun­gen? Vielleicht geht es ihm darum, beim Bundespart­eitag mit einem guten Ergebnis als CDU-Bundesvize wiedergewä­hlt zu werden. Vielleicht will er das in Flüchtling­sfragen zerrüttete Verhältnis zwischen CDU und CSU kitten helfen, indem er der Schwesterp­artei mit markanten Positionen entgegenko­mmt. Gewiss ist es mit Blick auf die nahende Bundestags­wahl der frühe Versuch, CDU-Anhänger zurückzuge­winnen, die bei der Landtagswa­hl im März zur AfD abwanderte­n.

Die CSU hat die Pläne von Strobl begrüßt. „Der Strobl-Vorstoß ist richtig und wichtig. Aus Sicht der CSU ist damit die Union auf einem guten Weg“, erklärte CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer. „Die Innenminis­ter und die CDU sollten den Vorschläge­n folgen, denn damit kommen wir dem Ziel einer besseren Steuerung, Ordnung und Begrenzung der Zuwanderun­g deutlich näher.“

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FOTO: DPA Von der CSU erhält Thomas Strobl (CDU) Zustimmung.

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