Anführer
Die britische Ukip hat einen neuen Anführer: Paul Nuttall soll die zerstrittene Anti-EUPartei wieder auf Kurs bringen. Der Europa-Abgeordnete aus dem Vereinigten Königreich ist am Montag zum neuen Vorsitzenden gewählt worden. 62 Prozent der Mitglieder stimmten für den 39-Jährigen, teilte die Partei mit.
Der ehemalige Geschichtsdozent aus dem Großraum Liverpool ist bereits der dritte Parteichef in diesem Jahr, nachdem Vorgängerin Diane James das Amt nach nur 18 Tagen wieder abgab. Nuttall bringt einige politische Erfahrung mit: Seit 2009 sitzt er für Ukip im EU-Parlament. Seit 2010 hatte er den Posten des Vize-Parteichefs hinter Nigel Farage inne. Er wird dem Lager des Langzeit-Parteichefs zugerechnet, das Verhältnis der beiden gilt aber nicht als gänzlich ungetrübt.
Ob Nuttall es mit der Popularität Farages aufnehmen kann, ist fraglich. Er hofft, vor allem der Labour-Partei Stimmen abjagen zu können und setzt auf englischen Nationalismus. „Das nächste große Thema, das in der britischen Politik aufkommt, ist Englischsein“, hatte er kurz vor seiner Kür zum Parteichef dem englischen Blatt „Telegraph“gesagt. Einiges spricht dafür, dass er der Partei einen weiteren Rechtsruck bescheren könnte. Beispielsweise spricht er sich für Volksabstimmungen zur Wiedereinführung der Todesstrafe und zu einem Verbot von Abtreibungen aus.
Bei seiner Antrittsrede als Ukip-Chef versprühte er Optimismus: „Heute ist der Tag, an dem wir beginnen, das UkipPuzzle wieder zusammenzusetzen. Es ist die Stunde null, ein neuer Anfang“, sagte er.
Ukip, deren oberstes Ziel der Austritt Großbritanniens aus der EU ist, befindet sich seit dem Rücktritt von Nigel Farage in einer Führungskrise. Farage war kurz nach dem Ukip-Triumph beim britischen EU-Referendum überraschend zurückgetreten. Farage war einer der entscheidenden Brexit-Wortführer. Die Briten hatten am 23. Juni mit 52 Prozent für den Austritt aus der EU gestimmt. (dpa)