Bittere Medizin
François Fillon, der nüchterne Mann aus der Provinz, den die französischen Medien gerne mit einem Landarzt vergleichen, hat eine Medizin für sein Land. Sie ist wirtschaftsliberal und schmeckt bitter. Vor allem für die Bevölkerungsschichten, denen es ohnehin schon schlecht geht. Der rechtspopulistische Front National sieht darin seine Chance, gegen den wertkonservativen Kandidaten zu punkten. Marine Le Pen warnt vor dem sozialen Kahlschlag seines Programms. Eine Kritik, die eigentlich von den zerstrittenen Sozialisten kommen sollte. Doch die haben es in fast fünf Regierungsjahren nicht geschafft, die Verlierer der Globalisierung besserzustellen. Bei den Wahlen im kommenden Jahr drohen Hollande und seine Partei deshalb in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.
Die sozialistischen Wähler glauben schon jetzt nicht mehr an einen Sieg und beteiligten sich zahlreich an der Vorwahl der Konservativen. In der Hoffnung, mit Alain Juppé einem Mann zum Sieg zu verhelfen, der ihnen bereits die Hand ausgestreckt hat. Nun ist es anders gekommen. François Fillon ist kein Kandidat, den die linke Wählerschaft im nächsten Jahr bedenkenlos unterstützen kann. Zu weit rechts steht der 62-Jährige. Zu viel soziale Härte kennzeichnet sein Programm. Doch das Wahljahr 2017 könnte die Entscheidung zwischen der bitteren Medizin Fillons und dem Gift des Populismus von Marine Le Pen bedeuten. Bleibt zu hoffen, dass sich die Wähler für die Medizin entscheiden.