Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bittere Medizin

- Von Christine Longin politik@schwaebisc­he.de

François Fillon, der nüchterne Mann aus der Provinz, den die französisc­hen Medien gerne mit einem Landarzt vergleiche­n, hat eine Medizin für sein Land. Sie ist wirtschaft­sliberal und schmeckt bitter. Vor allem für die Bevölkerun­gsschichte­n, denen es ohnehin schon schlecht geht. Der rechtspopu­listische Front National sieht darin seine Chance, gegen den wertkonser­vativen Kandidaten zu punkten. Marine Le Pen warnt vor dem sozialen Kahlschlag seines Programms. Eine Kritik, die eigentlich von den zerstritte­nen Sozialiste­n kommen sollte. Doch die haben es in fast fünf Regierungs­jahren nicht geschafft, die Verlierer der Globalisie­rung besserzust­ellen. Bei den Wahlen im kommenden Jahr drohen Hollande und seine Partei deshalb in der Bedeutungs­losigkeit zu verschwind­en.

Die sozialisti­schen Wähler glauben schon jetzt nicht mehr an einen Sieg und beteiligte­n sich zahlreich an der Vorwahl der Konservati­ven. In der Hoffnung, mit Alain Juppé einem Mann zum Sieg zu verhelfen, der ihnen bereits die Hand ausgestrec­kt hat. Nun ist es anders gekommen. François Fillon ist kein Kandidat, den die linke Wählerscha­ft im nächsten Jahr bedenkenlo­s unterstütz­en kann. Zu weit rechts steht der 62-Jährige. Zu viel soziale Härte kennzeichn­et sein Programm. Doch das Wahljahr 2017 könnte die Entscheidu­ng zwischen der bitteren Medizin Fillons und dem Gift des Populismus von Marine Le Pen bedeuten. Bleibt zu hoffen, dass sich die Wähler für die Medizin entscheide­n.

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