Lieferung per Drohne, Roboter und 3-D-Drucker
ZF Zukunftsstudie: Logistikbranche sucht nach Lösungen für die schnelle Lieferung von Waren
BERLIN - Die Konsumenten werden immer anspruchsvoller. Im Internet bestellte Waren sollen möglichst noch am gleichen Tag geliefert werden. Frische Lebensmittel auch frisch beim Kunden ankommen. Die Logistikbranche stellt das vor große Herausforderungen. Schon jetzt beklagen sich viele Städter über den Lieferverkehr, der Lärm verursacht und die Luft verschmutzt.
„Logistik wird von Privatkunden oft als störend empfunden“, sagt Sebastian Stütz vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik. Im Auftrag des Automobilzulieferers ZF aus Friedrichshafen hat der Wissenschaftler die Trends für die letzten Meter zwischen Handel und Verbraucher unter die Lupe genommen.
Letzte Meile ist teuer
Im Jahr 2030 werde das Ende der Lieferkette ganz anders gestaltet sein, glauben die Forscher des Instituts. Dafür sorgen zum Beispiel die zunehmenden Bestellungen von Lebensmitteln. Ihr Anteil an allen Aussendungen sei mit unter zwei Prozent zwar noch gering, doch lege er stark zu. „Frischelieferungen wachsen um 20 Prozent im Jahr“, erläutert Stütz. Schon allein aus Kostengründen müssen sich die Logistikfirmen etwas einfallen lassen. Die Lohnkosten für den Transport auf der sogenannten letzten Meile schlagen mit bis zu 50 Prozent zu Buche und es droht ein Mangel an qualifizierten Zustellern. Zudem hat die EU das Ziel einer emissionsfreien Stadtlogistik bis 2030 vorgegeben.
Roboter werden in 15 Jahren laut Fraunhofer einen starken Beitrag dazu leisten, die Auslieferungen verträglich zu gestalten. Einige Unternehmen versprächen sich Zustellquoten von über 90 Prozent der Sendungen durch Lieferautomaten. Heute werden viele Sendungen von den Fahrern wieder mitgenommen, weil der Empfänger nicht zu Hause ist. Beim Einsatz von Robotern läuft es umgekehrt. Der Empfänger teilt dem Logistiker mit, wenn er ein Paket abnehmen kann. Dann setzt sich der Roboter zum Kunden in Bewegung – eine noch recht befremdliche Vorstellung.
Doch Fraunhofer-Forscher Uwe Clausen hält auch die damit verbundenen Risiken von Diebstahl oder Vandalismus für beherrschbar. Die Geräte seien rundum mit Kameras ausgestattet, sodass kein Dieb anonym bleiben könne. Die Ware selbst sei zudem gut geschützt.
Produktion künftig vor Ort
Einen weiteren Trend sehen die Fachleute in der Verkürzung der Lieferwege durch den Aufbau dezentraler, kleiner Zwischenlager oder durch die Produktion der benötigten Waren fast vor Ort. „In ein paar Jahren können Sie zum Konditor gehen und die Hochzeitstorte ,to go’ mitnehmen“, sagt Stütz. Das wäre als ein Einsatzgebiet von 3-D-Druckern denkbar.
Auch medizinische Hilfsmittel wie Prothesen werden womöglich bald aus dem Drucker an der nächsten Ecke kommen. „Viele Güter können mittels additiver Verfahren vor Ort hergestellt werden und vermeiden so zeitkritische Transportwege“, heißt es in der ZF-Zukunftsstudie. 3-D-Druckläden, analog der Copyshops könnten hier ein Weg sein. Das Institut rechnet auch bei Transportern bald mit serienreifen Elektrofahrzeugen. In den Städten würde es trotz wachsenden Warentransports damit ruhiger und sauberer. Nur an die Versorgung aus der Luft mögen die Forscher nicht recht glauben. Aufgrund des hohen Energiebedarfs, der geringen Nutzlast und den fehlenden Regeln bleibe der Einsatz von Drohnen auf Spezialfälle begrenzt.