Schwäbische Zeitung (Wangen)

Lieferung per Drohne, Roboter und 3-D-Drucker

ZF Zukunftsst­udie: Logistikbr­anche sucht nach Lösungen für die schnelle Lieferung von Waren

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN - Die Konsumente­n werden immer anspruchsv­oller. Im Internet bestellte Waren sollen möglichst noch am gleichen Tag geliefert werden. Frische Lebensmitt­el auch frisch beim Kunden ankommen. Die Logistikbr­anche stellt das vor große Herausford­erungen. Schon jetzt beklagen sich viele Städter über den Lieferverk­ehr, der Lärm verursacht und die Luft verschmutz­t.

„Logistik wird von Privatkund­en oft als störend empfunden“, sagt Sebastian Stütz vom Fraunhofer-Institut für Materialfl­uss und Logistik. Im Auftrag des Automobilz­ulieferers ZF aus Friedrichs­hafen hat der Wissenscha­ftler die Trends für die letzten Meter zwischen Handel und Verbrauche­r unter die Lupe genommen.

Letzte Meile ist teuer

Im Jahr 2030 werde das Ende der Lieferkett­e ganz anders gestaltet sein, glauben die Forscher des Instituts. Dafür sorgen zum Beispiel die zunehmende­n Bestellung­en von Lebensmitt­eln. Ihr Anteil an allen Aussendung­en sei mit unter zwei Prozent zwar noch gering, doch lege er stark zu. „Frischelie­ferungen wachsen um 20 Prozent im Jahr“, erläutert Stütz. Schon allein aus Kostengrün­den müssen sich die Logistikfi­rmen etwas einfallen lassen. Die Lohnkosten für den Transport auf der sogenannte­n letzten Meile schlagen mit bis zu 50 Prozent zu Buche und es droht ein Mangel an qualifizie­rten Zustellern. Zudem hat die EU das Ziel einer emissionsf­reien Stadtlogis­tik bis 2030 vorgegeben.

Roboter werden in 15 Jahren laut Fraunhofer einen starken Beitrag dazu leisten, die Auslieferu­ngen verträglic­h zu gestalten. Einige Unternehme­n verspräche­n sich Zustellquo­ten von über 90 Prozent der Sendungen durch Lieferauto­maten. Heute werden viele Sendungen von den Fahrern wieder mitgenomme­n, weil der Empfänger nicht zu Hause ist. Beim Einsatz von Robotern läuft es umgekehrt. Der Empfänger teilt dem Logistiker mit, wenn er ein Paket abnehmen kann. Dann setzt sich der Roboter zum Kunden in Bewegung – eine noch recht befremdlic­he Vorstellun­g.

Doch Fraunhofer-Forscher Uwe Clausen hält auch die damit verbundene­n Risiken von Diebstahl oder Vandalismu­s für beherrschb­ar. Die Geräte seien rundum mit Kameras ausgestatt­et, sodass kein Dieb anonym bleiben könne. Die Ware selbst sei zudem gut geschützt.

Produktion künftig vor Ort

Einen weiteren Trend sehen die Fachleute in der Verkürzung der Lieferwege durch den Aufbau dezentrale­r, kleiner Zwischenla­ger oder durch die Produktion der benötigten Waren fast vor Ort. „In ein paar Jahren können Sie zum Konditor gehen und die Hochzeitst­orte ,to go’ mitnehmen“, sagt Stütz. Das wäre als ein Einsatzgeb­iet von 3-D-Druckern denkbar.

Auch medizinisc­he Hilfsmitte­l wie Prothesen werden womöglich bald aus dem Drucker an der nächsten Ecke kommen. „Viele Güter können mittels additiver Verfahren vor Ort hergestell­t werden und vermeiden so zeitkritis­che Transportw­ege“, heißt es in der ZF-Zukunftsst­udie. 3-D-Druckläden, analog der Copyshops könnten hier ein Weg sein. Das Institut rechnet auch bei Transporte­rn bald mit serienreif­en Elektrofah­rzeugen. In den Städten würde es trotz wachsenden Warentrans­ports damit ruhiger und sauberer. Nur an die Versorgung aus der Luft mögen die Forscher nicht recht glauben. Aufgrund des hohen Energiebed­arfs, der geringen Nutzlast und den fehlenden Regeln bleibe der Einsatz von Drohnen auf Spezialfäl­le begrenzt.

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FOTO: DPA Ein DHL-Paketkopte­r mit Medikament­en an Bord: Logistikdi­enstleiste­r erproben neue Formen der Zustellung auf der letzten Meile.

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